Paris Saint-Germain ist am Ziel der Träume. Beim 5:0 im Finale gegen Inter Mailand ragt ein 19-Jähriger heraus, der auch beim FC Bayern mal im Gespräch war. Für einen DFB-Nationalspieler ist der Abend doppelt bitter.
Paris Saint-Germain um Super-Teenager
Fünf Jahre nach der Final-Niederlage gegen den FC Bayern durfte Kapitän Marquinhos als verbliebener Star diesmal sein Team zur Siegerehrung führen. Bei dem mit fünf Toren dokumentierten Klassenunterschied - zuletzt gewann der AC Mailand 1994 gegen den FC Barcelona 4:0 klar - konnte einem Inter-Torhüter Yann Sommer bei dessen Rückkehr nach München fast leidtun.

Früher Schock zeigt Wirkung
Hakimi (12. Minute) und Doué (20.) auf Vorarbeit von
Nach der Pause kam es noch schlimmer für die Nerazzurri. Doué, an dem vor seinen Wechsel zu PSG auch der FC Bayern interessiert war, erhöhte auf 3:0 (63.). Er ist der jüngste Spieler, dem in einem Königsklassen-Endspiel Tor und Vorlage glückten. Chwitscha Kwarazchelia sorgten mit dem 4:0 (73.) und Senny Mayulu (87.) für die endgültige Party-Ekstase. Wie vor zwei Jahren beim 0:1 gegen Manchester City scheiterte Inter wieder - diesmal noch schmerzhafter.
Auch dank Katar-Millionen am Ziel
Durch den erstmaligen Gewinn des Henkelpotts ist eines der kostspieligsten Königsklassen-Projekte am Ziel. Seit anderthalb Jahrzehnten wird der französische Hauptstadtclub von Milliardensummen aus Katar gepusht. Dass er ausgerechnet in der Zeit nach der Ära von Weltgrössen wie Lionel Messi, Neymar und Kylian Mbappé in Europas Eliteliga triumphiert, wirkt kurios. Ohne die ganz grossen Superstars baute Trainer Luis Enrique aber eine funktionierende Mannschaft, die in der Vorrunde noch 0:1 beim FC Bayern verloren hatte.
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"Zusammen sind wir unbesiegbar" lautete die Botschaft, die die PSG-Fans ihrem Herzensclub mit auf den Weg in das Finale bei Knister-Atmosphäre gaben. Von Beginn an übernahm das PSG-Team das Kommando und belohnte sich mit einem wunderschön herausgespielten Tor.
Vitinha, Dreh- und Angelpunkt im Pariser Spiel, fand den frei stehenden Doué, der perfekt für Hakimi auflegte. Der Marokkaner vollendete zur Führung - er jubelte als früherer Mailänder Meisterspieler fast schon entschuldigend.
Inter-Pechvogel Dimarco
Inters Federico Dimarco hob beim 0:1 das Abseits auf, beim 0:2 half der Aussenverteidiger ebenfalls kräftig mit. Nach einem Ballverlust in der Pariser Hälfte ging es über Kwarazchelia schnell nach vorne und weiter auf Dembélé. Der 28-Jährige bediente bei seinem Seitenwechsel Doué, dessen Schuss fälschte Dimarco unhaltbar für Sommer ins Tor ab. Wie schon beim Führungstreffer brannten die PSG-Fans reichlich Pyrotechnik in ihrem Block ab.
Dembélé, der sich einst aus Dortmund weggestreikt hatte, präsentierte sich nicht nur beim 2:0 als vorentscheidende Endspiel-Szene als der gereifte Fussballer, als der er schon auf dem Weg ins Finale auftrat. Kurz vor der Pause hätte er mit dem 3:0 fast alles klargemacht. Noch näher war Kwarazchelia in der Nachspielzeit der ersten Hälfte am nächsten Inter-Tiefschlag dran.
Gelb für Inzaghi, besonderer Erfolg für Enrique
Die Mailänder selbst nahmen lange nicht offensiv am Spiel teil. Sehr zur Verzweiflung des dauerhaft agilen Trainers Simone Inzaghi. Als dem früheren Gladbacher Marcus Thuram bei einem Kopfball nach Ecke von Hakan Calhanoglu nicht viel zum Anschluss fehlte, hatte Inzaghi sich längst seines Sakkos entledigt.
Nach dem Seitenwechsel flammte bei den in dieser Champions-League-Saison bis dato unbeugsamen Mailändern mit einer Drangphase minimal Hoffnung auf. Das zu zaghafte Inter-Team, das sich ein episches Halbfinal mit dem FC Barcelona geliefert hatte, scheiterte aber an der gut gestaffelten PSG-Defensive um den sicheren italienischen Schlussmann Gianluigi Donnarumma. Beim gescheiterten Versuch, mit seinem Team den "grossartigen Weg zu vollenden", sah der aufgebrachte Inzaghi auch noch die Gelbe Karte (58.).
Als Doué, Kwarazchelia und Mayulu dann auf 5:0 erhöhten, war die Inter-Hoffnung endgültig zerstört. Enrique schaute zufrieden, dass sein Team den von ihm verlangten "Spass" hatte und das Finale am Ende regelrecht geniessen konnte.
Er selbst hat sich in einer besonderen Trainer-Galerie verewigt. Nach Carlo Ancelotti, Ernst Happel, Jupp Heynckes, Ottmar Hitzfeld, José Mourinho und Pep Guardiola könnte der frühere Barcelona-Coach ist er der siebte Coach, der Europas Club-Krone mit zwei verschiedenen Vereinen gewinnt.(dpa/bearbeitet von jst)