Berlin - Angeführt von Nationalspieler Angelo Stiller genossen die Profis des VfB die Ehrenrunde vor den Stuttgarter Fans auf rot erleuchteten Rängen. Nach dem ersten Titeltriumph im DFB-Pokal seit fast drei Jahrzehnten begann die lange Partynacht der Schwaben noch auf dem Rasen.
"Ich bin fix und fertig, die Emotionen kommen hoch", sagte VfB-Profi
Anfangs ein Klassenunterschied
"Wir haben heute Geschichte geschrieben. Da können die Jungs stolz sein, was sie heute geleistet haben", sagte Stuttgarts Vorstandschef Alexander Wehrle und gab den Nonstop-Party-Befehl aus: "Heute werden wir auf keinen Fall ins Bett gehen."
In einem lange extrem einseitigen Endspiel schlugen die Stuttgarter den Pokalschreck Arminia Bielefeld mit 4:2 (3:0). Die Basis für den Triumph legten die Tore von Nick Woltemade (15. Minute), Enzo Millot (22.) und Undav (28.). Die Schwaben zeigten einem der grössten Final-Aussenseiter der Pokalgeschichte vor 74.036 Zuschauern anfangs einen Klassenunterschied auf. Der VfB dominierte fast nach Belieben und legte nach dem Seitenwechsel mit Millots zweitem Treffer nach (66.).
Arminia schafft trotz Niederlage ein Novum
In der 82. Minute schrieb dann aber auch ein Bielefelder Pokal-Geschichte:
Während auf der Trophäe der Vereinsname der Schwaben eingraviert wurde, liessen aber auch die Bielefelder Fans ihre Spieler noch einmal für den sensationellen Lauf bis ins Finale hochleben. Selbst der Gegner zollte grössten Respekt. Woltemade ging umgehend zu den Spielern. Er habe ihnen zur Leistung und zur ganzen Saison gratuliert, berichtete der erstmals in den Nationalmannschaftskader berufene Woltemade. "Ich finde, das gehört sich so."
VfB schiesst sich in den Europapokal
Letztlich endete eine wechselhafte Saison der Schwaben, in der längst nicht alles wie gewünscht lief, mit dem grossen Happy End. Trotz Bundesligaplatz neun darf sich der VfB nun auf stimmungsvolle Europa-League-Abende in der nächsten Spielzeit freuen.
Mit dem ersten Titel der Vereinshistorie seit der Meisterschaft 2007 krönt die Elf die Entwicklung unter Hoeness. Vor zwei Jahren hatte der Weg mit dem knapp vermiedenen Abstieg begonnen. Dann führte der Sohn von Dieter Hoeness die Schwaben zur Vizemeisterschaft und nun zum insgesamt vierten Pokalsieg nach 1954, 1958 und 1997.
"Wir werden das Spiel angehen, als wäre es gegen Leverkusen, Bayern oder gegen Real Madrid", hatte Nationalstürmer Undav gesagt und davor gewarnt, die Arminen zu unterschätzen. Gesagt, getan.
Hoeness: "Die Stadt vibriert"
Die Fans hatten sich schon seit Freitag in der Hauptstadt auf das Saison-Highlight eingestimmt. "Die Stadt vibriert", hatte VfB-Coach Hoeness die Pokal-Atmosphäre beschrieben. In den VfB-Farben Weiss und Rot drängelten sich Tausende rund um die Gedächtniskirche.
Auch Ex-Bundestrainer
Und nach Choreographien von beiden Fanlagern setzte die Elf das gegen einen enttäuschenden Aussenseiter prompt auf dem Rasen in die Tat um - zunächst in Person von Senkrechtstarter Woltemade. Nach einer Viertelstunde eröffnete der Stürmer mit dem ersten Treffer das VfB-Torfest, als er allein auf das Arminen-Tor zulief und cool blieb. Bielefelds Torhüter Jonas Kersken war zwar noch dran, konnte den frühen Rückstand für den ersten Finalisten aus der 3. Liga seit 24 Jahren aber nicht verhindern.
Stiller glänzt
Beim 2:0 konterten die Schwaben die Bielefelder nach einer Ecke aus. Undav behielt die Übersicht, Millot musste nur noch einschieben. Undav entfachte mit seinem Treffer schnell noch mehr Party-Stimmung unter den VfB-Anhängern.
An allen drei Toren in der ersten Halbzeit war Stuttgarts Taktgeber
Bielefeld vergibt die erste Riesenchance
Die Partie war schon zur Halbzeit entschieden. Eine höhere Pausen-Führung als im 82. DFB-Pokalfinale hat es noch nicht gegeben. Dabei hätte das Zwischenergebnis angesichts der Stuttgarter Überlegenheit sogar noch höher ausfallen können.
Und das, obwohl es die Arminen waren, die eigentlich hätten in Führung gehen müssen. Mit der riesigen ausgelassenen Chance von Noah Joel Sarenren Bazee, der aus fünf Metern nur die Latte traf (12.), nahm der bittere Abend für die Bielefelder seinen Anfang. Sensationell hatte das Team von Trainer Mitch Kniat zuvor vier Erst- und einen Zweitligisten aus dem Pokal-Wettbewerb geworfen.
Vor den Augen von Bundespräsident