Die SV Wehen Wiesbaden ist in der 1. Runde des DFB-Pokals gegen den FC Bayern München der grosse Aussenseiter. Deren Sportchef Uwe Stöver hat allerdings schon einmal den FC Bayern besiegt. Im Gespräch mit unserer Redaktion spricht er über damals und heute.

Es klingt nach einer unlösbaren Aufgabe, wenn der Drittligist SV Wehen Wiesbaden am Mittwochabend (20:45 Uhr) auf den FC Bayern München trifft.

Um das einmal in Zahlen auszudrücken: Der Marktwert des kompletten Kaders von Wiesbaden wird von "transfermarkt.de" auf 7,98 Millionen Euro geschätzt, der des FC Bayern München auf 857,5 Millionen Euro. Alleine Bayern-Flügelspieler Michael Olise soll 100 Millionen Euro wert sein. Wiesbaden bräuchte ein sportliches Wunder, um das Spiel zu gewinnen.

Wiesbaden-Sportchef war bei einem Wunder gegen den FC Bayern dabei

Doch das Gute ist: Wiesbaden-Sportchef Uwe Stöver weiss, dass Wunder geschehen. Er stand als Geschäftsführer Sport bei Holstein Kiel in der Verantwortung, als der Zweitligist im Januar 2021 in der 2. Runde des DFB-Pokals den FC Bayern überraschend besiegte.

Stöver denkt gerne an dieses verrückte Spiel zurück. Zweimal lag Kiel hinten, zweimal glichen sie aus und gewannen schlussendlich im Elfmeterschiessen. "Das Spiel war damals im Januar, die Witterungsbedingungen waren für Fussball schlecht und es waren (wegen Corona, Anm.d.Red.) keine Zuschauer im Stadion", erinnert sich Stöver im Gespräch mit unserer Redaktion.

"Wenn ich richtig informiert bin, ist der FC Bayern sogar erst am Tag des Spiels angereist. Vom Spielverlauf war das Spielglück ein bisschen auf unserer Seite, weil wir uns in die Verlängerung und dann auch ins Elfmeterschiessen retten konnten."

"Das ändert nichts an unserer Einstellung, dass wir das Spiel gewinnen wollen."

Stöver vor dem DFB-Pokal Spiel gegen den FC Bayern.

Allzu viele Parallelen zum bevorstehenden Spiel möchte Stöver allerdings nicht ziehen. "Vergleiche mit damals machen keinen Sinn, weil das schon länger her ist und wir mit Kiel ein Zweitligist waren", sagt Stöver. "Was man aber daraus ziehen kann, ist, dass der Klassentiefere an bestimmten Tagen eine Chance hat – diese Chance ist mal grösser und mal kleiner. Das ändert aber nichts an unserer Einstellung, dass wir das Spiel gewinnen wollen."

Wiesbaden hat nach drei Spieltagen in der 3. Liga einen Sieg, ein Unentschieden und eine Niederlage auf dem Konto. Freitagabend unterlagen sie in einem spektakulären Spiel mit 3:4 gegen Rot-Weiss Essen. Jener Mannschaft also, die vergangene Woche Montag im DFB-Pokal auch Borussia Dortmund vor Probleme stellte und nur 0:1 verlor.

Die SV Wehen Wiesbaden stieg erst 2024 aus der 2. Bundesliga ab, nachdem sie in der Relegation am SSV Jahn Regensburg gescheitert waren. In der vergangenen Saison belegten sie Rang neun in der 3. Liga.

Stöver hofft, dass die aktuelle Spielzeit besser verläuft: "Wir haben eine gute Mannschaft und wollen im oberen Drittel spielen. Um ganz oben zu stehen, braucht es natürlich auch andere Parameter im Verlauf einer Saison mit 38 Spielen. Wir wollen in diesem Jahr ein Wörtchen mitreden."

Für diese Zielsetzung wurde ein Kader zusammengestellt, "der aktiv ist, der aggressiv nach vorne spielt und sich Torchancen erarbeiten will. Das alles in einer bestimmten Ordnung und unter defensiven Voraussetzungen", erklärt Stöver. Dies klappt bislang allerdings nur teilweise. "Wir spielen bereits einen schönen und offensiv ausgerichteten Fussball, aber haben noch gewisse Defizite in der Ordnung des Spiels. Daran gilt es zu arbeiten."

Mittelfeldspieler Ryan Johansson wurde beim FC Bayern ausgebildet

In Mittelfeldspieler Ryan Johansson steht ein Akteur mit Bayern-Vergangenheit im Kader von Wiesbaden. Der mittlerweile 24-Jährige wurde im FC Bayern Campus ausgebildet und spielte unter anderem in der Uefa Youth League an der Seite des heutigen Bayern-Profis Josip Stanisic. Ein weiterer Schlüsselspieler von Wiesbaden ist der Neuzugang Lukas Schleimer, der 94 Zweitligaspiele (13 Tore, acht Vorlagen) für den 1. FC Nürnberg absolvierte.

Zwischen dem Ligaalltag – Sonntag steht ein Auswärtsspiel beim 1. FC Schweinfurt 05 an – ist das Pokalspiel gegen den deutschen Rekordmeister ein absolutes Highlight. "Es herrscht eine grosse Vorfreude im Verein, denn einen Vergleich mit der besten deutschen Fussballmannschaft hat es bislang noch nicht gegeben", sagt Stöver. Tatsächlich gab es noch nie ein Pflichtspiel zwischen dem FC Bayern und Wiesbaden.

Für die taktische Ausrichtung von Wiesbaden ist Trainer Nils Döring zuständig. Dieser hat sich im Verein vom U17-Trainer zum Cheftrainer der 1. Mannschaft hochgearbeitet. Seit Sommer 2024 steht er dort in der Verantwortung.

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Machtdemonstration des FC Bayern gegen Leipzig "spricht deutliche Sprache"

Wie schwierig das Duell werden könnte, dürften die Wiesbadener spätestens seit Freitagabend wissen, als der FC Bayern mit dem 6:0 gegen RB Leipzig eine Machtdemonstration ablieferte. "Jeder weiss, dass der FC Bayern eine absolute Top-Mannschaft ist und dementsprechend auch Top-Leistungen bringen kann", sagt Stöver. "Dass sie gegen eine Mannschaft wie RB Leipzig mit einem halben Dutzend Toren als Sieger vom Platz gehen, spricht eine deutliche Sprache."

Und wie wird Wiesbaden das Spiel angehen? Taktische Einzelheiten wollte Stöver noch nicht verraten, zumal dies auch in das Aufgabenfeld des Trainers fällt. Eines sei allerdings klar: "Wir werden gegen Bayern eine gute Ordnung, eine hohe Aktivität und auch Mut brauchen." Kaum einer weiss besser als Stöver, dass dann ein sportliches Wunder möglich sein kann.

Verwendete Quelle:

Über den Gesprächspartner:

  • Uwe Stöver (58) spielte in seiner aktiven Zeit in der Bundesliga und der 2. Bundesliga für den VfL Bochum, den 1. FSV Mainz 05 und Bayer Leverkusen. Nach seinem Karriereende war er zunächst Jugendtrainer beim 1. FC Kaiserslautern, ehe er als Geschäftsführer Sport für verschiedene Vereine wie Holstein Kiel und den FC St. Pauli tätig wurde. In Wiesbaden steht er seit Juni 2024 in der Verantwortung.