Mit immer mehr Sponsorengeld zementiert der Rekordmeister seine Vormachtstellung. Das 6:0 gegen die Neureichen von RB Leipzig zeigt gleich zum Saisonstart, was der Liga blüht.

Pit Gottschalk
Eine Kolumne
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65 Millionen Euro jährlich von der Telekom bis 2032 – während andere Bundesligisten um jeden Sponsor kämpfen, demonstriert der FC Bayern einmal mehr seine Sonderstellung im deutschen Fussball. Die Erhöhung des Sponsorings von 50 auf 65 Millionen Euro jährlich zeigt nicht nur die ungebrochene Attraktivität des Rekordmeisters, sondern offenbart auch die wachsende Kluft zwischen München und dem Rest der Liga.

Bayern auf dem Platz kaum einzuholen

Die Bundesliga bekam am Freitagabend zum Saisonstart einen Vorgeschmack darauf, was 2025/26 und in den Folgejahren droht: Die Bayern schossen RB Leipzig, die ja einen riesigen Getränkekonzern im Kreuz haben, mit 6:0 aus der Allianz Arena. Glaubt wirklich jemand ernsthaft daran, dass sich die Machtverhältnisse nachhaltig ändern?

Vielleicht gelingt mal eine überraschende Meisterschaft wie 2024 Bayer Leverkusen. Aber nur, weil sich Bayern mit dem Trainerwechsel selbst ein Bein gestellt hat. Mit den Telekom-Millionen manifestiert der FCB seine Vormachtstellung nur. Und Besserung ist nicht in Sicht.

Sponsoren als Machtfaktor

Was Herbert Hainer als Werte wie Konstanz, Treue und Vertrauen bezeichnet, ist in Wahrheit ein knallhartes Geschäft. Die Telekom zahlt nicht aus Sentimentalität, sondern weil sich die Investition rechnet. 23 Jahre Partnerschaft bedeuten 23 Jahre garantierte Sichtbarkeit auf höchstem Niveau – Champions League inklusive. Während andere Vereine ihre Trikotsponsoren alle paar Jahre wechseln müssen, zementiert der Vertrag bis 2032 die Planungssicherheit für den Verein.

Die zeitgleiche Verkündung des Emirates-Deals wirkt dabei wie eine Machtdemonstration. Fünf Millionen Euro zusätzlich pro Jahr mögen im Vergleich zur Telekom-Summe bescheiden wirken, doch die Botschaft ist klar: Internationale Konzerne stehen Schlange, um mit den Bayern assoziiert zu werden. Dass Emirates bereits bei Real Madrid, Arsenal und Milan wirbt, unterstreicht nur den elitären Kreis, in dem sich die Münchner bewegen.

Besonders pikant: Erst 2023 hatten die Bayern nach Fanprotesten die Partnerschaft mit Qatar Airways beendet. Nun holt man sich mit Emirates den nächsten Golfstaat-Sponsor ins Boot – diesmal aus Dubai. Die moralischen Bedenken scheinen verflogen, wenn die Kasse stimmt. Fünf Millionen Euro wiegen offenbar schwerer als kritische Fanstimmen.

Dominanz bedroht Spannung der Liga

Die Telekom-Millionen sichern den Bayern nicht nur finanzielle Überlegenheit, sondern auch sportliche Dominanz. Während Dortmund, Leipzig oder Leverkusen ihre Talente nach zwei guten Jahren ziehen lassen müssen, kann München weiter auf dem Transfermarkt zuschlagen. Die 15 Millionen Euro Mehreinnahmen pro Jahr entsprechen einem zusätzlichen Topspieler – Jahr für Jahr.

Empfehlungen der Redaktion

Diese Entwicklung ist Gift für die Bundesliga. Die ohnehin schon einseitige Meisterschaft wird durch solche Deals weiter entwertet. Wenn der Abstand zwischen Bayern und dem Rest immer grösser wird, verliert die Liga an Spannung und internationale TV-Gelder werden schwerer zu akquirieren. Die Bayern mögen kurzfristig profitieren, langfristig sägen sie am Ast, auf dem sie sitzen. Denn was nützt die x-te Meisterschaft, wenn sie niemanden mehr interessiert?

Über den Autor

  • Pit Gottschalk ist Journalist, Buchautor und ehemaliger Chefredakteur von SPORT1. Seinen kostenlosen Fussball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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