Ein einfacher PR-Termin mit ein paar schönen Fotos von Juventus und dem US-Präsidenten? Nicht in politisch schwierigen Zeiten. Und nicht mit Donald Trump.
Ein Pressetermin mit US-Präsident
Eigentlich sollte es in Anwesenheit der Italiener und Fifa-Präsident Gianni Infantino um die laufende Klub-WM in den USA gehen. Doch vor den Medienvertretern beantwortete Trump überwiegend Fragen zum Krieg zwischen Israel und dem Iran sowie der Rolle der Vereinigten Staaten – mit den Juve-Profis in seinem Rücken.
Trump bringt Transgender-Debatte ins Spiel
Einige der Profis schienen vom Ablauf etwas irritiert. Der US-Nationalspieler und Ex-Schalker Weston McKennie etwa starrte die meiste Zeit einfach geradeaus. Der Präsident kam über einen Umweg auch auf Transgender-Athleten im Sport zu sprechen: "Könnte eine Frau in eurem Team spielen, Jungs?" McKennie und Landsmann Timothy Weah liessen das unbeantwortet und schauten sich etwas ratlos an.
Juventus-Manager Damien Comolli ging schliesslich dazwischen und versuchte, die unangenehme Situation zu beenden, indem er sagte: "Wir haben eine sehr gute Frauenmannschaft." Woraufhin Trump antwortete: "Aber sie sollten mit Frauen spielen." Comolli liess das unkommentiert. Daraufhin richtete sich Trump wieder zu den vielen anwesenden Pressevertretern und sagte: "Er ist sehr diplomatisch."
Trump will Transmenschen per Dekret von der Teilnahme am Frauensport ausschliessen. Generell wurden in vielen US-Bundesstaaten zuletzt Gesetze verabschiedet, die die Rechte von Transmenschen einschränken. Transmenschen oder Transgender sind Personen, die sich dem Geschlecht, das ihnen bei Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig fühlen.
Juve-Star Timothy Weah aus den USA zeigte sich nach dem Besuch bei Trump einigermassen fassungslos: "Es war ehrlich gesagt überraschend. Sie sagten uns, dass wir dorthin gehen müssen, ich hatte keine Wahl", erklärte er.
"Es war etwas merkwürdig. Als er anfing, über politische Fragen in Bezug auf den Iran und solche Dinge zu sprechen – ich will ja einfach nur Fussball spielen."
"In meinen Augen kann man ihn als rassistisch bezeichnen."
Vor allem US-Star McKennie dürfte wenig begeistert vom Besuch im Weissen Haus gewesen sei. 2020 sagte er in einem Interview mit der "Sport Bild" über Trump: "Ich gehöre nicht zu seinen Befürwortern. Ich denke nicht, dass Trump der Richtige für den Job des Präsidenten ist. Zu dieser Aussage stehe ich.

McKennie bezeichete Trump damals als ignorant, er unterstütze ihn kein bisschen: "Ich halte ihn nicht für einen Mann, der zu seinem Wort steht. In meinen Augen kann man ihn als rassistisch bezeichnen."
Auf der Pressekonferenz nach dem Sieg gegen Al-Ain äusserte sich auch Juventus-Trainer Igor Tudor noch knapp zum Besuch im Oval Office. "Man geht nicht jeden Tag ins Weisse Haus, deshalb war es eine grosse Freude, dort zu sein", sagte er. (dpa/sid/bearbeitet von ms)