Im September 2023 war die gebürtige Engländerin Ashleigh Plumptre eine der ersten weiblichen Fussballprofis, die den Wechsel nach Saudi-Arabien wagten. Zwei Jahre später spricht die 27-Jährige über ihren Schritt und gibt sich dabei überraschend selbstkritisch.

Parallel zu den steigenden Investitionen im Männerfussball hat Saudi-Arabien in den vergangenen Jahren auch eine professionelle Frauenliga aufgebaut. Mittlerweile sind auch hier einige prominente Namen des Frauenfussballs vertreten, unter anderem die langjährige deutsche Nationalspielerin Dzsenifer Marozsán, die im Sommer zu Al-Qadsiah wechselte.

Eine der ersten Spielerinnen, die diesen Schritt gingen, war die in England geborene nigerianische Nationalspielerin Ashleigh Plumptre. Vor etwas mehr als zwei Jahren verliess die 27-Jährige ihren Heimatklub Leicester City und ging zu Al-Ittihad – dem Verein, bei dem zuvor schon Karim Benzema und N'Golo Kanté bei den Männern unterzeichnet hatten. Al-Ittihad wird vom saudischen Investmentfonds PIF finanziert und liegt damit direkt im Besitz des Königreichs Saudi-Arabien.

Das ungewöhnliche Angebot wollte Plumptre zunächst direkt ablehnen, erzählt die Spielerin im Gespräch mit BBC Sport. "Ich war schockiert. Meine anfängliche Reaktion war 'Nein', aber ich wollte ihnen eine Chance geben", schildert sie ihren Wechsel. Ein einstündiges Gespräch mit dem Trainer und zwei Verantwortlichen im Management hätte sie schliesslich überzeugt.

Auch das Gehalt könnte eine Rolle gespielt haben: Denn laut einem Bericht von "The Athletic" konnten Spielerinnen der saudischen Liga schon vor zwei Jahren zwischen 60.000 und 120.000 US-Dollar netto im Jahr verdienen. Damit lagen die Gehälter in der Liga wohl auch über den Durchschnittsgehältern der englischen Women's Super League (WSL) und der amerikanischen National Women's Soccer League (NWSL).

Plumptre kann Kritik verstehen

Der Wechsel von Plumptre zu Al-Ittihad wurde in England ähnlich wie der von Jordan Henderson und Steven Gerrard kritisch beäugt. Schliesslich ist das Land Saudi-Arabien nach wie vor eine absolute Monarchie, in der Frauen stark diskriminiert werden. Noch immer werden in dem Land pro Jahr zahlreiche Menschen hingerichtet, auch Homosexualität ist in Saudi-Arabien weiterhin illegal. Plumptres ehemaliges Team Leicester City wiederum hat eine LGBT-Fangruppe, mit der die Spielerinnen in gutem Kontakt standen.

Dass sie mit ihrem Wechsel das Vertrauen zu dieser Gruppe verspielte, bereut die nigerianische Nationalspielerin durchaus. "Ich habe sie tief verletzt, weil sie das Gefühl haben, ich repräsentiere etwas, dass sie nicht wertschätzt und ich verstehe das. Ich weiss nicht wirklich, was ich sagen soll", sagt Plumptre. Relativ kryptisch deutet sie zudem Kritik an der Menschenrechtssituation in Saudi-Arabien an: "Es heisst nicht, dass ich bestimmte Sachen billige, auch wenn der Wechsel bedeutet, dass ich mit bestimmten Sachen assoziiert werde."

Auch dass das fussballerische Niveau in Saudi-Arabien nicht dem in Europa entspricht, gibt Plumptre zu. "Der Standard ist nicht das, was ich von der WSL oder dem internationalen Level kenne und ich habe mir Sorgen gemacht, wie das mich und meine Entwicklung beeinflussen würde", sagt sie.

Das Interesse des Publikums lasse ebenfalls zu wünschen übrig, auch die kleineren Stadien können bei Ligaspielen nicht ansatzweise gefüllt werden. Die Trainingsbedingungen in Saudi-Arabien seien wiederum grundsätzlich gut – wenn auch nicht gleichwertig zu denen der Männer.

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Saudi-Arabien für Frauen sicherer als Grossbritannien?

Und noch etwas Gutes hat Plumptre über das Leben in Saudi-Arabien zu sagen, wo sie in einer Gated Community (einer abgeschlossenen Wohnsiedlung) wohnt. Das sei nämlich wie in einer "friedlichen Blase" und für Frauen gefühlt noch sicherer als in der Heimat. "Ich kenne internationale Spielerinnen, Familienmitglieder und Freundinnen, die sagen, dass sie sich hier sicherer und ruhiger fühlen als in Grossbritannien", sagt Plumptre.

Vielleicht auch aus diesen Gründen geht die Abwehrspielerin nun schon in ihr drittes Jahr in Saudi-Arabien – mit ihren selbst genannten Kritikpunkten scheint sie sich also gut abgefunden zu haben.

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