Jana Wosnitza moderiert seit 2023 bei RTL die NFL-Sendungen, ausserdem ist sie beim Fussball im Einsatz. Sie tanzt aber auch bei Let’s Dance. Wir haben uns mit ihr über Football, Fussball, Kritik und einen Ritterschlag durch Toni Kroos unterhalten.

Ein Interview

Der Anfang war nicht so leicht. Als die NFL 2023 von ProSiebenSat.1 zu RTL wechselte, war Jana Wosnitza eines der neuen Gesichter beim American Football in Deutschland. Der übliche Reflex war Misstrauen. Doch die Community nahm die heute 31-Jährige schnell auf.

"Von Anfang an war es mein Ansporn, gerade denjenigen zu zeigen, die unzufrieden damit waren, dass ich neu die NFL moderiere, dass ich diese Rolle verdient habe", sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion: "Ich glaube, dass ich in der Community inzwischen absolute Akzeptanz gewonnen habe."

Wosnitza glaubt, dass wir in der in dieser Woche beginnenden NFL-Saison einen deutschen Super-Bowl-Champion sehen könnten. Daneben haben wir uns mit ihr aber auch über Fussball, Kritik und einen Ritterschlag durch Toni Kroos unterhalten.

Frau Wosnitza, Ihre Kollegin Katharina Kleinfeldt hat mit einem verpatzten Interview zuletzt für Schlagzeilen gesorgt. Sind die Reaktionen darauf typisch für das Jahr 2025?

Jana Wosnitza: Ich hätte gedacht, wir wären weiter. Oft wirkt es so, als warten die Leute nur auf einen Fehler. Und dann ist es völlig egal, ob es im Journalismus, in der Politik oder im Sport ist – die Fehler werden genutzt, um Dinge abzuladen, die eigentlich mit den Kommentierenden selbst zu tun haben. Da kommen dann Frauenbilder, Weltbilder und Meinungen zum Vorschein, die völlig fehl am Platz sind. Social Media öffnet häufig diese Tür, und manche nutzen sie, um Frust loszuwerden.

Glauben Sie, dass sich daran mal etwas ändern wird?

Das Bewusstsein für die Auswirkungen von Hate Speech und Shitstorms ist grösser geworden. Viele haben schmerzlich gelernt, wie hart die Folgen sein können. Das sorgt dafür, dass ein Umdenken stattfindet. Ob das jemals komplett verschwindet, wage ich zu bezweifeln.

Nach dem Wechsel der NFL von ProSiebenSat.1 zu RTL wurden Sie zunächst kritisch beäugt. Wie sehen Sie Ihr Standing heute?

Persönlich erreichen mich kaum kritische Kommentare, die kann ich an einer Hand abzählen. Ich glaube, dass ich in der Community inzwischen absolute Akzeptanz gewonnen habe. Aber das habe ich mir auch erarbeitet. Von Anfang an war es mein Ansporn, gerade denjenigen zu zeigen, die unzufrieden damit waren, dass ich neu die NFL moderiere, dass ich diese Rolle verdient habe. Ich fand es völlig legitim, dass man sich erst einmal beschnuppert und dann vielleicht feststellt: Die ist gar nicht so schlecht, wie ich dachte.

Wosnitza über die Rolle von Esume und Werner und ihren Umgang mit Kritik

Welche Rolle spielten dabei die Kollegen Patrick Esume und Björn Werner?

Ihr Wort hat in der Community Gewicht, und sie sehen ja auch, wie sehr ich mich reinknie, wie akribisch ich mich vorbereite und dass ich den Sport wirklich lieben gelernt habe. Dass sie sich hier und da auch mal positiv über mich äussern, hat mir sehr geholfen.

Wie gehen Sie generell mit Kritik um?

Die unsachliche trifft mich nicht, die kann ich direkt abhaken. Wichtiger ist die berechtigte Kritik, und die deckt sich in 95 Prozent der Fälle mit Punkten, die mir ohnehin bewusst sind. Ich schaue mir Sendungen oft nochmal an, gehe sie im Kopf durch und frage mich, wo ich nicht bei 100 Prozent war und was ich verbessern kann. Deshalb überrascht mich selten etwas. Und weil ich mir dieser Dinge bewusst bin, wirft mich solche Kritik auch nicht aus der Bahn.

In männerdominierten Sportarten kann der Ton rau werden. Inwieweit unterscheiden sich Football- und Fussballfans?

Ich habe den Eindruck, dass die Football-Community ihrem eigenen Motto "Football is Family" treu bleibt. Das negative Feedback ist in der Football-Community deutlich geringer als im Fussball, gerade was unsachliche Kritik betrifft.

Und in der täglichen Arbeit: Welche Unterschiede sehen Sie zwischen NFL- und Fussballprofis?

In den USA sind die Sportler im Umgang mit Medien weniger scheu. Sie sagen öfter, was sie denken. Dieses Übervorsichtige, wie wir es in Deutschland kennen, ist in den USA nicht so verbreitet, die sind toleranter. Das ist aber auch nicht immer gut. Nach einem Skandal wird ein Spieler für ein paar Spiele gesperrt, läuft dann auf und wird wieder abgefeiert. Aber: Bei NFL-Spielern bekomme ich oft ehrliche, unerwartete Antworten. Im Fussball muss man sich solche Momente härter erarbeiten.

Zum Entertainment-Faktor gehören auch Taylor Swift und Travis Kelce – nervt die Geschichte oder ist sie noch immer Gold wert?

Für mich ist sie nach wie vor Gold wert, weil sie ständig neue Kapitel schreibt. Das ist typisch für die grösste Entertainment-Liga der Welt. Vor allem eröffnet es uns die Möglichkeit, neue Zielgruppen zu erreichen. Viele junge Frauen hören auf Taylor Swift, und wenn sie erzählt, wie sehr sie sich in die NFL hineinversetzt, dann bringt das die Chance, viele neue Menschen zu erreichen. Wenn man einen spielerischen Umgang damit wählt, nervt das überhaupt nicht.

"Wir sind noch nicht am Ende."

Jana Wosnitza über Football in Deutschland

Wie sehen Sie denn die Entwicklung des Sports in Deutschland? Wie viel Luft nach oben gibt es noch?

Bei RTL haben wir die klare Vision, dass da noch einiges möglich ist. Als grösster Privatsender haben wir uns bewusst dieser Aufgabe angenommen, weil wir überzeugt sind, dass wir die NFL hierzulande noch massentauglicher machen können. Die Deutschland-Spiele helfen enorm, weil Football in seiner Grundstruktur für die deutsche Öffentlichkeit weniger greifbar ist als Fussball. Deshalb müssen wir es schaffen, den Sport hier nahbarer zu machen, sei es durch Events wie die Deutschland-Spiele oder durch Gesichter wie Coach (Patrick Esume, Anm.d.Red.) und Björn, die dem Ganzen Identität verleihen. Klar ist: Wir sind noch nicht am Ende.

Ein deutscher Super-Bowl-Champion kann dabei helfen. Sehen wir in der kommenden Saison einen?

Mein Take sind die Detroit Lions mit Amon-Ra St. Brown: Das Fenster der Lions hat sich vor zwei Jahren geöffnet. Damals waren sie das Dark Horse, der Underdog. Letztes Jahr wollten sie diesen Status bestätigen, sind dabei aber vielleicht etwas zu leichtfertig die Postseason angegangen. Aus dieser Erfahrung haben sie gelernt. Wenn sie jetzt die Leichtigkeit mit Ernsthaftigkeit und Konsequenz kombinieren, ist der Super Bowl absolut drin.

Es gibt aber starke Konkurrenz …

Ja, die Philadelphia Eagles, die definitiv wieder zu den Favoriten zählen. Auch die Cincinnati Bengals muss man nennen – bei ihnen schliesst sich langsam das Super-Bowl-Fenster, entsprechend gross ist der Druck. Und natürlich die Chiefs. Wobei ich da ein kleines Fragezeichen sehe. Diese klare Niederlage im Super Bowl hat für mich etwas verändert, fast schon den Nimbus gebrochen. Sie gelten nicht mehr als unantastbar. Andere Teams haben gesehen: Die Chiefs sind schlagbar, nicht nur in der Regular Season, sondern auch in den grössten Spielen.

Wosnitza über ihre Karriere

Sie selbst haben eine beeindruckende Karriere hingelegt. War Darts eine harte, aber enorm wichtige Schule?

Definitiv. Darts waren meine ersten Schritte als Moderatorin. Und dafür bin ich sehr dankbar, weil die Community dort unglaublich wohlwollend ist. Fehler werden verziehen. Dazu kam der Rückhalt meines damaligen Chefs, der an mich geglaubt hat.

Und der "Doppelpass"?

Florian König ist für mich einer der besten Sportjournalisten des Landes. Allein durch Beobachtung habe ich unheimlich viel gelernt, etwa wie man sich vorbereitet oder eine zweieinhalbstündige Talkrunde führt. Der Wechsel zu RTL war dann der nächste Schritt.

Der Wechsel zu RTL war auch eine Entscheidung für eine andere Art von Journalismus, weg vom rein Fachlichen, stärker in Richtung Unterhaltung. Gibt es dabei auch Nachteile?

Eine grössere Bühne bedeutet mehr Publikum, mehr Druck, eine grössere Fallhöhe, aber auch die Chance, noch ein Stück mehr aus sich herauszuholen. Druck empfinde ich nicht als Nachteil. Ich liebe grosse Bühnen, deshalb bin ich zu RTL gegangen. Konkurrenz sehe ich ebenfalls positiv, sie belebt das Geschäft. Ich arbeite mit vielen geschätzten Kolleginnen und Kollegen zusammen, von denen ich lerne und die mich antreiben, das Beste aus mir herauszuholen.

Durch "Let’s Dance" rückte aber Ihr Privatleben stärker in den Mittelpunkt und damit auch die Krankheit Ihrer Mutter. Wie schwierig war das?

Natürlich habe ich mir vorher Gedanken gemacht und auch mit meiner Mutter gesprochen, ob das für sie in Ordnung ist. Privatleben in der Öffentlichkeit ist immer ein schmaler Grat. Einerseits möchte ich meine Privatsphäre schützen, andererseits wäre es austauschbar und unemotional, wenn wir nur an der Oberfläche bleiben. Ich versuche, auch echte Emotionen und Herausforderungen zu zeigen, damit die Menschen spüren: Das ist Jana. Über diese Offenheit können echte Verbindungen entstehen, auch über den Bildschirm. Trotzdem bleibt es eine tägliche Abwägung. Nicht immer treffe ich dabei den perfekten Punkt.

Und plötzlich ist man selbst Vorbild

Sie haben einmal gesagt, Esther Sedlaczek habe Sie zum Sportjournalismus inspiriert. Wie wichtig ist es Ihnen, heute selbst Vorbild zu sein?

Sehr, denn das wird mir vor allem über Social Media bewusst. Da schreiben mir junge Mädchen und Jungen, die sagen: "Ich habe denselben Traum – Moderatorin, Journalist, Kommentator. Hast du Tipps?" In solchen Momenten merkt man, dass man selbst zu einem Vorbild geworden ist.

War die Icon League bereits eine Art Ritterschlag, weil Toni Kroos Sie persönlich wollte?

Ich bin im Herzen auch Sportfan. Und wenn so jemand wie Toni Kroos mir diese Liga, sein "Baby", anvertraut, dann ist das eine extrem ehrenvolle Aufgabe.

Und was steht noch auf Ihrer Bucket List?

Empfehlungen der Redaktion

Die ist pickepackevoll, aber die bleibt erstmal bei mir. Mir geht es auch nicht darum, auf irgendeine bestimmte Sendung hinzuarbeiten. Dafür ist unser Job, ist unsere Branche viel zu dynamisch. Oft ergeben sich Möglichkeiten, von denen man gestern noch nichts ahnte. Deshalb konzentriere ich mich darauf, jede Sendung so gut zu machen, dass sie im Idealfall meine beste wird.

Über die Gesprächspartnerin

  • Jana Wosnitza (31) ist als Moderatorin seit 2023 bei RTL und dort vor allem bei den NFL-Übertragungen im Einsatz, seit kurzem auch im Fussball. Zuvor war die gebürtige Kölnerin für Sport1 unter anderem im Doppelpass und beim Darts tätig.