Ausgerechnet bei der letzten regulären Ausgabe des "ZDF-Fernsehgarten" foppte Barbara Schöneberger am Sonntagmittag ihre Kollegin Andrea Kiewel. Zuvor mussten sich die Zuschauer bei der Oktoberfest-Show zwei Stunden lang durch Blasmusik und "Gemütlichkeit" quälen – und durch Gespräche aus der Niveau-Hölle.

Christian Vock
Eine Kritik
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Die Mallorca- und die Oktoberfest-Ausgaben seien diejenigen "Fernsehgarten"-Shows, die stets am schnellsten ausverkauft seien, wird Andrea Kiewel am Sonntagmittag erklären und das kommt nicht überraschend, gibt es doch noch viele weitere Gemeinsamkeiten. Zwar geht es bei der Oktoberfest-Show um Ufftata und Lalala, während bei der Mallorca-Ausgabe eher Schalala und Nanana gefragt sind, aber gemein ist beiden, dass man etwas zum Mitschunkeln und Mitgrölen braucht.

Die Malle-Feier hatte man beim "Fernsehgarten" in diesem Jahr schon durch, nun fehlte als Saisonabschluss nur noch die Oktoberfest-Show und so lud Moderatorin Andre Kiewel für diesen Sonntagmittag wieder all die Gaudi-Buam der Republik und solche, die sich dafür halten, auf den Mainzer Lerchenberg. Was man dort dann erlebte, lässt sich vielleicht mit Lärm oder Remmidemmi umschreiben und wer in diesem Bereich sensibel ist, Kopfschmerzen hat oder keine wollte, war auf jeden Fall bei einem anderen Sender besser aufgehoben.

Wiesn-Smalltalk und Kuhglocken

Mit einem "Jetzt kommt die Frau, die vielleicht heute mit Stefan Mross singt", holt der Off-Sprecher Moderatorin Andrea Kiewel auf die Bühne, ist sich bei diesem Spruch aber offenbar nicht klar darüber, dass das quasi jede Frau sein könnte. In der Praxis aber wird es tatsächlich Kiewel sein, sowie all die Frauen, die später mit Mross "Immer wieder sonntags" singen werden. Aber auch Kiewel ist sich ihrer Worte nicht bewusst. "Der Lerchenberg in blau-weiss", erklärt Kiewel in einem trachtenähnlichen Gewand, meint aber wohl "weiss-blau" – ein für Bayern wesentlicher Unterschied.

Kiewel wird's wurscht sein, sie geht zum Oktoberfest-Small-Talk über, plaudert über die mal wieder gestiegenen Preise auf der Wiesn, etwas, worüber man sich jedes Jahr wieder herrlich aufregen kann. Die Mass 15,50 Euro, der Liter Wasser 10,95 Euro, das halbe Hendl 17 Euro und in der Bio-Variante 24 Euro. "Da kann man sich 'ne ganze Hühnerfarm kaufen", meint Kiewel dazu. Auflösung: Kann man nicht. Im Vergleich zu so manchem Gespräch, das noch folgen wird, ist das aber noch harmlos. Ein Beispiel? Gerne.

Sollte jemand denken, mit Kuhglocken könne man nur volkstümliche Musik spielen, "der irrt sich gewaltig", behauptet Kiewel, doch es ist von keinem Fall bekannt, bei dem sich jemand wirklich einmal diese Frage gestellt hat. Zumindest bis auf einmal, denn nun kommt eine Dame, die auf Kuhglocken unter anderen "Over The Rainbow" spielt.

Kurz darauf steht die Dame aber vor einer ganz anderen Herausforderung. Denn Kiewel bittet die Frau, offenbar unabgesprochen, mit den Glocken klassische Musik zu spielen. Der Dame huscht die Verzweiflung übers Gesicht, aber sie rettet sich mit einem "Aber wir sind doch hier beim Oktoberfest". Aber das war's noch nicht.

Stefan Mross und seine Locken

Nun soll Kiewel mit ihr zusammen spielen, weshalb die Kuhglockenfrau Kiewel fragt: "Nimmst du zwei Glocken?" "Noch zwei", antwortet Kiewel, wie es ein Teenager nicht besser hätte machen können. "Ist die letzte Show, ich bin eh zwischen Wahnsinn und Wahnsinn", entschuldigt sich Kiewel für ihren Schulhofhumor. Den holt sie aber wenig später noch einmal hervor. Als dann tatsächlich Stefan Mross zu Gast ist, zeigt sie Bilder des sehr jungen Mross und kommt auf dessen Locken zu sprechen, die heute etwas "gezügelt" seien.

Andrea Kiewel
Andrea Kiewel und Stefan Mross gehen im "ZDF-Fernsehgarten" auf Tuchfühlung. © IMAGO/pictureteam/Matthias Gränzdörfer

"Die Locken sind halt jetzt an anderer Stelle", antwortet Mross, meinte aber wohl seine Brusthaare, während Kiewel anfängt zu grinsen. "Wir reden uns beide um Kopf und Kragen, ich hab gerade schon gesagt 'Zwei andere Glocken', du bist jetzt bei anderen Stellen – wunderbar", fasst die Moderatorin die Gespräche des Tages zusammen. Ein Wunder nur, dass Kiewel bei "der Hahn ist drin, aber der Gummi nicht" ihren Pubertätshumoreinsatz zuvor verpasst hatte. Das verkündete nämlich TV-Koch Johann Lafer, als er zu Beginn der Show vergeblich versuchte, ein Bierfass anzustechen.

Etwas mehr Oktoberfest-Flair als Lafer versprühten die musikalischen Gäste, die für das Ufftata und Lalala verantwortlich waren: Die Draufgänger, voXXclub, Antonia aus Tirol, RELAX, Stefanie Hertel, Mountain Crew, Schürzenjäger oder die jungen Zillertaler. Die sieht man auch auf dem echten Oktoberfest, auf der Lerchenberg-Variante fragt man sich allerdings, als der gar nicht so jung aussehende Bassspieler der Jungen Zillertaler zum Mitklatschen die Hände von seinem Bass nimmt und dabei die Lippen zum Playback bewegt, wie viel Gagen man beim ZDF sparen könnte, würde man einfach nur die Musik laufen lassen.

Barbara Schöneberger: "Die Herzen kamen natürlich von mir"

Aber der Oktoberfest-"Fernsehgarten" hat auch freiwillig komische Momente und die kommen von ausserhalb. Wie es beim "Fernsehgarten" so üblich ist, hat man auch diesmal wieder Spiele für prominente Gäste arrangiert, in diesem Fall für Ex-Handballer Sören Christophersen, Sport-Moderatorin Amelie Stiefvatter und die Schauspieler Patrick Kalupa und Maximilian Grill. Statt Punkte bekommen die aber Lebkuchenherzen, die sie von einer Lebkuchenherzenbäckerin direkt aus deren Büdchen erhalten. Doch statt der üblichen "I mog di"-Sprüche sind die Herzen mit kleinen Sticheleien gegen Andrea Kiewel beschrieben.

Über "Du wirst heute bewundert, aber nur von dir selbst", kann Kiewel noch lachen, reicht das Herz weiter. Als sie dann aber ein Herz abholt, auf dem "Kiwi - Kartoffel im Pelzmantel" steht, ist Kiewel sichtlich irritiert und fragt laut: "Das bedeutet: Ich seh' aus wie 'ne fette Kartoffel?" Als sie dann noch ein "Lieber Pflaume als Kiewel"-Herz bekommt, fragt Kiewel wieder laut: "Wer hat diesen Gast eingeladen?" Doch was wie eine im Scherz gestellte Frage klingt, scheint ernst gemeint, denn Kiewel kommt den Rest der Show immer wieder auf den Kartoffel-Spruch zu sprechen. Ganz so lustig scheint die Moderatorin das nicht gefunden zu haben.

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Die Auflösung kommt dann kurz vor dem Finale. Da schneit plötzlich Moderatorin Barbara Schöneberger herein und überreicht Andrea Kiewel ein "Verstehen Sie Spass?"-Lebkuchenherz. "Wir wollten es uns nicht nehmen lassen, dich am Ende der Saison noch einmal reinzulegen", erklärt Schöneberger, während ihr Kiewel in den Armen liegt, und verrät "Die Herzen kamen natürlich von mir." Diesmal kann Kiewel die Aktion mit Humor nehmen: "Das kriegste wieder."