Xabi Alonsos Abschied von Bayer Leverkusen kommt nicht überraschend, tut aber trotzdem weh. Für die Bundesliga ist der Abgang ein herber Verlust, der obendrein ein grösseres Problem verdeutlicht.

Eine Analyse
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Es kam nach wochenlangen Gerüchten nicht mehr überraschend und tut Bayer Leverkusen und auch der Bundesliga trotzdem weh. Erfolgstrainer Xabi Alonso verlässt die Werkself und schliesst sich höchstwahrscheinlich im Sommer Real Madrid an.

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"Diese Woche haben sich der Klub und ich darauf verständigt, dass es meine letzten zwei Spiele als Leverkusen-Trainer sein werden. Es ist der richtige Moment, es bekanntzugeben. Nun haben wir Klarheit", sagte der Spanier auf einer Pressekonferenz in Leverkusen am Freitagnachmittag.

Für Leverkusen endet damit im Sommer nach mehr als zweieinhalb Jahren die erfolgreichste Ära der Klub-Geschichte. Als Alonso den Verein im Oktober 2022 übernahm, befand dieser sich auf dem 17. Tabellenplatz. Unter Alonso gelang die Wende und Leverkusen schaffte es noch auf den sechsten Tabellenplatz und damit in die Europa League. In der Folgesaison war Leverkusen dann auf nationaler Ebene von niemandem zu bremsen. Bayer holte das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal, erstmals überhaupt blieb mit Leverkusen ein Team in der Liga über die gesamte Saison ungeschlagen. Atalanta Bergamo war die einzige Mannschaft, die Leverkusen in dieser Saison schlagen konnte – und das ausgerechnet im Finale der Europa League.

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In der laufenden Saison konnte Leverkusen – verständlicherweise – nicht mehr an die überdurchschnittlichen Leistungen der Vorsaison anknüpfen. Im DFB-Pokal war im Halbfinale gegen den Drittligisten Arminia Bielefeld Schluss, in der Champions League schied man im Achtelfinale gegen den wiedererstarkten FC Bayern aus, an dem man sich auch in der Liga die Zähne ausbiss. Am Ende steht allerdings trotzdem eine respektable Vize-Meisterschaft für Leverkusen.

Xabi Alonso steht vor einem Wechsel zu Real Madrid

Und nun? Die spanische Zeitung "Marca" berichtet, dass Alonso zu Real Madrid wechseln wird, dem Klub, bei dem er zwischen 2009 und 2014 auch als Spieler aktiv war. Reals aktueller Trainer Carlo Ancelotti soll vor dem Aus stehen und möglicherweise Nationaltrainer Brasiliens werden. Alonso wird beim Champions-League-Rekordgewinner dem "Marca"-Bericht zufolge einen Dreijahresvertrag unterschreiben.

Über seine Zukunft wollte Alonso am Freitag noch nicht sprechen. Fest steht aber: Sein Abschied ist ein herber Verlust für die Bundesliga. Alonso verlieh der Bundesliga – vor allem abseits des alles überstrahlenden FC Bayern – einen Glanz, der ihr in der Aussendarstellung oft fehlt.

Der 43-Jährige hat gleich bei seiner ersten Station als Profi-Trainer für Furore gesorgt, und das europaweit. Dabei fiel er immer, ganz Gentleman, durch seine Höflichkeit und Klasse auf und schaffte es innerhalb kurzer Zeit, den Leverkusenern seinen ganz eigenen Spielstil einzutrichtern. Alonso avancierte in Leverkusen zum Fanliebling und wurde mit eigenen Strassenschildern und grossen Plakaten gefeiert.

Das Problem mit der Bundesliga

Dass jemand wie Alonso, gerade nach den Erfolgen, die er mit Leverkusen gefeiert hat, nicht ewig in der Bundesliga bleibt, ist keine Überraschung. Und genau darin liegt vielleicht das Problem. Über der Bundesliga stehen nach wie vor die deutlich finanzstärkeren Ligen aus Spanien und England. Wenn von dort jemand ruft, wird dem Ruf in der Regel gefolgt. Auch weil Teams wie Real Madrid immer noch vor allem international deutlich mehr Strahlkraft haben, als die meisten Bundesliga-Klubs.

Aber natürlich macht der wohl bevorstehende Wechsel Alonsos zu Real Madrid Sinn. Dort hat er gespielt und bereits als Jugendtrainer gearbeitet, Spanien ist seine Heimat, bei Real gibt es die Garantie, immer um Titel mitzuspielen, mehr Geld gibt es wahrscheinlich auch. Man kann Alonso also keinen Vorwurf machen, dass er den logischen nächsten Schritt geht. Und doch ist es schade, dass die Bundesliga eben für viele nur ein Zwischenschritt zu noch grösseren Aufgaben ist.

Verwendete Quelle

  • dpa