• Hasan Salihamidzic stand beim FC Bayern München zeitweise in der Kritik, glänzte aber zuletzt mit einer gelungenen Transferstrategie.
  • Der Sportvorstand hat gut gewirtschaftet und dennoch einen perspektivisch starken Kader zusammengestellt.
  • Präsident Herbert Hainer lobt die Arbeit des 46-Jährigen.

Mehr News zum FC Bayern München

Vom Sündenbock zum Sympathieträger: Hasan Salihamidzic blickt als Sportvorstand des FC Bayern München auf turbulente Zeiten zurück.

"Wir mussten in der Pandemie Entscheidungen treffen, die nicht populär waren – das wurde teilweise sehr auf mich projiziert: Das hat Spuren hinterlassen, es gab auch eine Art Kritik, die ich nicht vergessen werde", verriet er in der "Sport Bild".

Seitdem habe sich die Stimmungslage gegenüber seiner Person allerdings verändert: "Ich merke heute auf der Strasse einen Unterschied, wie mir die Menschen entgegentreten. Und darüber freue ich mich."

Hainer lobt die Transferstrategie von Salihamidzic

Auch Herbert Hainer, der Präsident des FC Bayern, stellt Salihamidzic ein positives Zwischenzeugnis aus. "Er hat exakt die Spieler geholt, die wir gebraucht haben, und gleichzeitig bei unseren Abgängen viel Geld erwirtschaftet", lobt er in einem Interview mit der "Abendzeitung".

Salihamidzic ist seit August 2017 für die Transferplanung des FC Bayern zuständig – zunächst als Sportdirektor und seit Sommer 2020 als Sport-Vorstand. Die Zwischenbilanz: Seit Sommer 2017 wurden laut "transfermarkt.de" insgesamt rund 527,25 Millionen Euro für Transfers ausgegeben und 300,6 Millionen Euro durch Spielerverkäufe eingenommen.

Dies ergibt ein Transferminus von 226,65 Millionen Euro. Eine Summe, die sich angesichts der hohen Einnahmen des FC Bayern verschmerzen lassen dürfte. Laut "statista.com" hat die FC Bayern AG seit dem Geschäftsjahr 2017 nach Steuern einen Gewinn von insgesamt 81,7 Millionen Euro gemacht.

Nur wenig Flops, dafür einige Schnäppchen

Echte Flops unterliefen Salihamidzic nur wenige. Der für acht Millionen Euro verpflichtete Michaël Cuisance lässt sich zwar als ein solcher bezeichnen. Allerdings wurde der Verlust begrenzt, weil der Franzose im Januar 2022 für etwa vier Millionen Euro weiterverkauft wurde.

Der für acht Millionen Euro verpflichtete Rechtsverteidiger Bouna Sarr, der sich in München nie durchsetzen konnte, steht hingegen noch bis Sommer 2024 unter Vertrag. Ein Verkauf dürfte angestrebt werden.

Auf der anderen Seite gelangen Salihamidzic auch einige Transfer-Coups. Jamal Musiala wurde im Sommer 2019 ablösefrei von der Nachwuchsabteilung des FC Chelsea weggelotst und zählt heute zu den wertvollsten Fussballspielern der Welt. Auch die Verpflichtungen von Alphonso Davies (10 Millionen Euro Ablöse), Leon Goretzka (ablösefrei) und Eric Maxim Choupo-Moting (ablösefrei) waren Schnäppchen.

Zudem wurde im vergangenen Sommer mit Mathys Tel eines der grössten Stürmer-Talente der Welt für eine Ablöse von (verhältnismässig bescheidenen) 20 Millionen Euro verpflichtet.

Der Bayern-Kader hat perspektivisch "eine gute Basis"

Mit einem Durchschnittsalter von 25,7 Jahren hat der FC Bayern zwar den fünftältesten Kader der Bundesliga. Allerdings sind mit Thomas Müller, Choupo-Moting (beide 33 Jahre) sowie den beiden Torhütern Manuel Neuer (36) und Sven Ulreich (34) nur vier Spieler älter als 30 Jahre.

Auf der anderen Seite sind neun Spieler jünger als 25 Jahre. Darunter befinden sich neben Musiala und Tel weitere junge Spieler mit Weltklasse-Potenzial wie Dayot Upamecano (24), Matthijs de Ligt (23) oder Alphonso Davies (22).

"Wenn man sich unseren Kader perspektivisch anschaut, haben wir eine sehr gute Basis für die kommenden Jahre", sagt Hainer und lobt damit Salihamidzic. "Wir brauchen in Zukunft sicherlich mal Adaptionen und Ergänzungen, aber keinen kompletten Umbau. Das ist Hasans Verdienst, ebenso, dass wir immer mehr tolle junge Spieler vom Campus bekommen wie etwa Josip Stanisic, der mit Kroatien bis ins WM-Halbfinale vorgestossen ist."

Salihamidzic und der FC Bayern hatten am Ende "wieder mehr zu lachen"

Salihamidzic war in den vergangenen Monaten anzusehen, dass ihm die Komplimente für seine Transferstrategie guttun. Er wirkte offener und fröhlicher, lachte in der Öffentlichkeit auch gefühlt häufiger als früher.

"Es gab Zeiten, in denen es schwierig war, diese Lockerheit und Lebenslust zu zeigen – wie erwähnt während der Pandemie: die tristen Spiele ohne Zuschauer, die finanziellen Bedenken. Da läuft man nicht lachend durch die Gegend", erinnert sich Salihamidzic. Diese schwierigen Zeiten habe der Verein allerdings gut gemeistert: "Wir sind einer der wenigen Klubs, die weiter positive Zahlen geschrieben haben."

Hinsichtlich der Transfers gab es "grosse Unterstützung vom Aufsichtsrat und einen Konsens im Vorstand. Daher konnten wir unsere Ideen früh umsetzen – und hatten am Ende alle wieder mehr zu lachen." Besonders Salihamidzic.

Verwendete Quellen:

  • Sport Bild (51/2022): Hasan Salihamidzic: "Wir gucken nicht nur auf der Torwart-Position"
  • abendzeitung-muenchen.de: Hainer im AZ-Interview: "Es braucht eine Jetzt-erst-recht-Mentalität"
  • statista.com: Gewinn der FC Bayern München AG
  • transfermarkt.de: FC Bayern München – Alle Transfers
Interessiert Sie, wie unsere Redaktion arbeitet? In unserer Rubrik "So arbeitet die Redaktion" finden Sie unter anderem Informationen dazu, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte kommen. Unsere Berichterstattung findet in Übereinstimmung mit der Journalism Trust Initiative statt.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.