Konrad Laimer mag auf den ersten Blick nicht der Top-Star des FC Bayern München sein, ist als Defensiv-Allrounder und harter Arbeiter aber dennoch extrem wichtig. Der Österreicher erinnert an frühere Mentalitätsspieler des FC Bayern wie Jens Jeremies oder Hasan Salihamidžić.

Mehr News zum FC Bayern München

Konrad Laimer steht nur selten im Mittelpunkt. Wird über den FC Bayern berichtet, geht es meist eher um Torjäger Harry Kane, Ballkünstler Jamal Musiala, Flügelflitzer Leroy Sané und Michael Olise oder um die Führungsspieler Joshua Kimmich und Manuel Neuer. Laimer ist eher der unauffällige Star des FC Bayern, der als Defensiv-Allrounder einfach nur seine Arbeit macht – und gerade deshalb so wertvoll ist.

"Wir sind mit ihm sehr zufrieden. Konny spielt eine wichtige Rolle in unserer Mannschaft, ist universell einsetzbar. Mit seiner Art und Weise, wie er Fussball spielt, tut er der Mannschaft gut", sagte Sportdirektor Christoph Freund im Interview mit dem Portal "90minuten.at".

"Er ist extrem aktiv in jedem Spiel, gewinnt viele Bälle. Konny hat sich fussballerisch noch einmal weiterentwickelt, nimmt in vielen Spielen eine wichtige Rolle ein. Sein Ansehen in der Mannschaft ist sehr hoch. Er ist ein Typ, der im Training immer alles gibt."

Laimer glänzt sogar in der Offensive

Laimer ist eigentlich kein unumstrittener Stammspieler wie Kimmich, Musiala & Co., der automatisch Woche für Woche in die Startelf beordert wird. Und doch stand der 27-Jährige in der laufenden Bundesliga-Saison 1543 Minuten auf dem Platz. Damit gehört er im Bayern-Kader zu den Top-10. In den letzten acht Pflichtspielen stand er stets in der Startelf. Dies mag einerseits mit den vielen Verletzungsausfällen zusammenhängen, zeugt aber dennoch von dessen Qualität.

Laimer hat eine hohe Laufbereitschaft und kann nach Ballgewinnen schnell umschalten. Dabei kommen ihm seine Schnelligkeit (Top-Speed 34,5 km/h) und sein Zug zum Tor zugute. In der laufenden Spielzeit gelangen ihm drei Pflichtspiel-Treffer und drei Torvorlagen.

Vor drei Wochen traf er gegen den 1. FC Heidenheim im Stil eines Torjägers, als er von Serge Gnabry mit einem langen Pass in die Tiefe geschickt wurde, auf das Tor zulief und eiskalt abschloss. Ebenfalls beeindruckend war, wie er im Champions-League-Viertelfinal-Hinspiel gegen Inter Mailand eine Flanke kurz vor der Torauslinie annahm und einen gezielten hohen Ball über drei Gegenspieler hinweg für Thomas Müller auflegte, der den Ball nur noch ins Tor lenken musste.

Laimer definiert sich als aggressiver Leader

Solche offensiven Glanzpunkte bleiben in Erinnerung. Seine eigentlichen Kernkompetenzen liegen allerdings in der Zweikampfstärke, im Pressing und im Gegenpressing. Wie es von Trainer Vincent Kompany vorgegeben wird, stört er den ballführenden Gegenspieler gerne früh und provoziert dadurch hohe Ballgewinne.

"Diese Eins-gegen-Eins-Situationen, die will ich auf keinen Fall verlieren – egal gegen wen und wo auf dem Platz! Dieses Gefühl ist immer da: Ich will den Ball entweder auf keinen Fall verlieren – oder um jeden Preis gewinnen. Seit ich denken kann, ist das so", sagte er einmal im Interview mit "fcbayern.com". Er selbst definiert sich über den "Weg des aggressiven Leaders, der hat mich immer schon mehr interessiert als der des Zauberers und Künstlers."

Allerdings kann in der Spielweise von Laimer auch eine Gefahr liegen. Manchmal übertreibt er es mit dem Gegenpressing und agiert so sehr nach vorne gerichtet, dass er nicht erkennt, wann er wieder in die Defensive umschalten bzw. geordnet in die Abwehrreihe zurückkehren sollte.

Führt ein solches Fehlverhalten zum Gegentor – wie zum Beispiel im Dezember gegen Shakhtar Donetsk (Endstand: 5:1) – gibt es allerdings keine Kritik von Kompany. Dieser bestärkt seine Spieler vielmehr darin, dieses Risiko einzugehen.

Als Mittelfeldspieler und Aussenverteidiger einsetzbar

Ein grosser Vorteil von Laimer ist die flexible Einsatzmöglichkeit. Auf seiner eigentlichen Stammposition im zentralen Mittelfeld, wo er in der Nationalmannschaft von Österreich und früher auch bei RB Leipzig gesetzt war, ist die Konkurrenzsituation mit Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Aleksandar Pavlović gross. Dafür spielte er sich als Rechtsverteidiger in den Vordergrund.

"Schlussendlich fühle ich mich auch als Rechtsverteidiger wohl. So wie ich die Rolle interpretieren kann und es der Trainer verlangt, komme ich in sehr viele Räume, die dem des Mittelfeldspielers ähneln", sagte er kürzlich. "Es macht Spass, in der Truppe zu spielen, auf dieser Position zu spielen. Ich glaube, ich kann auf jeder Position einen Input geben, um der Mannschaft zu helfen."

Am vergangenen Samstag agierte er beim 3:3 gegen RB Leipzig auf der ungewohnten Position des Linksverteidigers. Auch dort brachte er seine Qualitäten ein, gewann 71 Prozent seiner Zweikämpfe, hatte eine ordentliche Passquote von 86 Prozent, gab zwei Schüsse auf das Tor ab und bereitete zwei Torschüsse vor.

Spielertypen wie Laimer waren für Bayern immer wichtig

Spielertypen wie Laimer, die selten für grosse Schlagzeilen sorgen und dennoch mit ihrer Vielseitigkeit und Einsatzbereitschaft glänzen, wurden beim FC Bayern schon immer gebraucht.

Ende der 1980er- und Anfang der 1990er Jahre nahmen Stefan Reuter oder Olaf Thon ähnliche Rollen ein. In den frühen 2000er Jahren standen Spieler wie Jens Jeremies oder Hasan Salihamidžić für Zweikampfstärke, Laufbereitschaft und die Einleitungen von Konter. Ab dem Jahre 2015 verkörperte Arturo Vidal Aggressivität, Pressingstärke, Laufbereitschaft und das schnelle Umschalten nach Ballgewinnen.

Keiner von ihnen stand beim FC Bayern häufig im öffentlichen Fokus. Und doch waren dies Spielertypen, die in ihrer jeweiligen Phase für den Erfolg ihrer Mannschaft sehr wichtig gewesen sind. Gut möglich also, dass der deutsche Rekordmeister noch lange an Laimer festhalten möchte.

"Sein Vertrag endet 2027, aber die Planung ist langfristig ausgerichtet", kündigte Freund an. "Mein Gefühl ist, dass Konrad Laimer und Bayern München sehr gut zusammenpassen. Sein Ehrgeiz passt zu den Zielen des Klubs."

Verwendete Quellen