Maurice Krattenmacher stieg zwar mit dem SSV Ulm aus der 2. Bundesliga ab, nahm aber dennoch eine starke Entwicklung und fährt nun mit dem FC Bayern zur Klub-WM. Sein Ex-Trainer Thomas Wörle erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion die Qualitäten des 19-Jährigen.

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Es klingt wie in einem Fussball-Märchen. Gerade erst musste Maurice Krattenmacher den Abstieg aus der 2. Bundesliga mit dem SSV Ulm verkraften. Nun fährt der 19-Jährige bald mit dem FC Bayern München zur Klub-Weltmeisterschaft (14. Juni bis 13. Juli) in die USA.

"Maurice Krattenmacher hat sich beim SSV Ulm wie erhofft sehr gut weiterentwickelt. Jetzt holen wir ihn zurück, um ihn bei der Klub-WM ein Stück näher an unser Profiteam heranzuführen. Er kommt aus der Umgebung von München und ist hier grossgeworden – solche Spieler wünschen sich unsere Fans", sagte Bayern-Sportdirektor Christoph Freund kürzlich.

Als Achtjähriger kam Krattenmacher zum FC Bayern

Krattenmacher wechselte im Alter von acht Jahren von seinem Heimatverein TuS Bad Aibling in die Nachwuchsabteilung des FC Bayern München. Nach gut drei Jahren allerdings folgte der Wechsel zur SpVgg Unterhaching, weil er in München nicht ausreichend Spielpraxis bekam. Doch die Verbindung zum deutschen Rekordmeister riss nicht ab.

"Bayern hielt immer den Kontakt aufrecht", verriet Krattenmacher in einem Interview mit "Liga-Zwei.de". "Sie hatten immer ein Auge auf mich. Als es sich dann anbahnte, dass ich Unterhaching wahrscheinlich verlassen werde, kam ein engerer Austausch zustande. Ich hatte ein gutes Gefühl, weil sie mir erklärt haben, dass sie mich gerne wiederhaben wollen."

Im Sommer 2024 verpflichtete der FC Bayern Krattenmacher, verlieh ihn allerdings direkt an den Zweitliga-Aufsteiger SSV Ulm, damit er dort Spielpraxis sammeln kann. Der Plan ging auf: Der offensive Mittelfeldspieler wurde zur Stammkraft, erzielte drei Tore und bereitete acht Treffer vor.

Wörle lobt Krattenmacher: "Junger Spieler mit sehr viel Potenzial"

Sein grosser Förderer war Trainer Thomas Wörle, der Ulm in die 2. Bundesliga führte und bis zu seiner Freistellung nach dem 25. Spieltag im Amt war. Im Gespräch mit unserer Redaktion schwärmt Wörle von der Entwicklung, die Krattenmacher genommen hat. "Maurice ist ein junger Spieler, der sehr viel Potenzial hat. Der Schritt zu uns nach Ulm war für ihn sinnvoll. Ein Jahr zuvor hatte er in Unterhaching sein erstes Jahr in der 3. Liga gespielt. Jetzt sein erstes Jahr in der 2. Liga. Bei uns hat er 32 von 34 Ligaspielen absolviert und war trotz seines Alters bereits ein sehr wichtiger Spieler", sagt Wörle.

"Natürlich schwanken die Leistungen bei einem jungen Spieler wie ihm noch ein bisschen, das ist in dem Alter ganz normal. Aber er hinterliess in seiner ersten Zweitliga-Saison einen sehr guten Eindruck und hat sogar elf Scorer-Punkte gesammelt. Er ist ein Spieler, der auch auf Zweitliga-Niveau immer wieder mal den Unterschied ausmachen konnte – zwar noch nicht beständig, aber doch immer wieder."

Und was sind seine besonderen Qualitäten? "Seine grosse Fähigkeit ist, dass er, wenn er in der aufgedrehten Position ins Tempodribbling kommt, nur ganz schwer zu halten ist. Er hat eine grosse Power und auch die Fähigkeit, sich in Zweikämpfen durchzusetzen – auch im Eins-gegen-Eins", erklärt Wörle. "Er ist zudem variabel, mag den Ball gerne am Fuss, ist aber auch in der Lage, die Tiefe zu attackieren. Darüber hinaus hat er eine gewisse Torgefahr. Das ist für einen Spieler seines Alters beeindruckend."

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In der Athletik muss Krattenmacher zulegen

Nichtsdestotrotz hat Krattenmacher als junger Spieler auch noch Potenzial nach oben. "Im physischen und athletischen Bereich geht noch ein bisschen mehr. Fussballerisch geht es darum, eine noch bessere Entscheidungsfindung zu entwickeln, unter Druck und in engen Räumen. Aber das wird er hinbekommen. Sein Abschluss ist bereits gut, aber natürlich könnte er als offensiver Mittelfeldspieler noch torgefährlicher werden", sagt Wörle, gibt aber zu bedenken. "Insgesamt aber ist er mit seinen 19 Jahren bereits sehr weit."

Während seiner Leihe nach Ulm riss die Verbindung zum FC Bayern nicht ab. Im vergangenen Oktober verriet Krattenmacher im Gespräch mit unserer Redaktion: "Ich stehe mit Richard Kitzbichler (Koordinator Talentförderung des FC Bayern, d.Red.) im wöchentlichen Austausch, er hat öfter bei mir zugeschaut, gibt mir gute Tipps und verrät, was ich bereits gut mache und was ich noch besser machen kann."

Sein Highlight: Im August 2024 traf er mit Ulm im DFB-Pokal auf den FC Bayern (Endstand 0:4). "In dem Spiel hat mich vor allem Thomas Müller sehr beeindruckt. Er hatte einen Sahne-Tag, und man hat seine Qualitäten gesehen. Er wusste immer, wo der Ball hinkommt und wo es gefährlich wird. Das war beeindruckend", sagte Krattenmacher.

Plötzlich Mitspieler von Harry Kane, Joshua Kimmich & Co.

Offen ist, wie er sich nun beim FC Bayern zurechtfinden wird. In Ulm hiessen seine direkten Mitspieler Aaron Keller, Romario Rösch und Felix Higl. Beim FC Bayern werden es Harry Kane, Joshua Kimmich, Serge Gnabry und – bei der Klub-WM – auch Thomas Müller sein.

"Ich kann die Situation beim FC Bayern nicht einschätzen. Aber ich kenne Kratti und weiss, dass ihm viel zuzutrauen ist", sagt Wörle, der von 2010 bis 2019 die Frauen-Mannschaft des FC Bayern trainierte. "Er braucht sicherlich noch etwas Zeit zum Reifen, auch als Persönlichkeit. Es gehört ja auch einiges dazu, wenn du plötzlich beim FC Bayern bist und mit vielen starken Spielern zusammenspielst. Aber er ist unbekümmert und wird weiter reifen, fussballerisch bringt er sehr viel mit. Wenn man ihm die Zeit gibt, wird er seine Schritte machen."

Über den Charakter von Krattenmacher sagt Wörle: "Er ist ein ruhiger, aber auch humorvoller Mensch. Grundsätzlich will er einfach kicken und sich auf dem Fussballplatz zeigen. Das macht er bereits auf eine recht dominante Art und Weise. Ausserhalb des Fussballplatzes ist er ein total sympathischer Kerl, aber kein Lautsprecher."

Krattenmachers Zukunft nach der Klub-WM ist offen

Wie es nach der Klub-WM für Krattenmacher weitergeht, soll nach dem Turnier entschieden werden. Möglicherweise bleibt er beim FC Bayern. Eher wahrscheinlich ist allerdings eine erneute Ausleihe – zum Beispiel zu einem Zweitligisten mit Aufstiegs-Ambitionen oder zu einem Bundesligisten.

Freund kündigt an: "Maurice soll in den USA erstmals Erfahrungen über einen längeren Zeitraum in unserer ersten Mannschaft sammeln, danach werden wir mit ihm gemeinsam besprechen, wie seine nächsten Schritte aussehen können."

Verwendete Quellen