Nach dem Halbfinal-Aus der DFB-Frauen bei der EM werden in der ARD die richtigen Fragen gestellt. Bundestrainer Wück zeigt sich selbstkritisch, holt aber auch zur Medienschelte aus. Expertin Almuth Schult zieht ein deutliches Fazit.
Ein Job wie der von
Doch auch im Sportjournalismus gibt es schwierige Momente. Einen solchen hatte Wagner am Mittwochabend zu bewältigen, unmittelbar nach dem bitteren EM-Aus der deutschen Mannschaft im Halbfinale gegen Spanien.
Wagner interviewte Torhüterin
Ann-Katrin Berger nimmt die Schuld am Gegentor auf sich
Die tief enttäuschte Berger darauf anzusprechen, war für Wagner sicherlich nicht leicht. Die ARD-Reporterin tat es trotzdem. "Wäre der haltbar gewesen aus Ihrer Sicht?", fragte Wagner ganz direkt und ermöglichte damit einen besonderen Moment.
Denn Berger übernahm ohne Umschweife die Verantwortung. "Ja. Den nehme ich auf mich. Die kurze Ecke muss zu sein, ganz klar. Deswegen bin ich enttäuscht von mir selbst. Da kann ich vorher noch so viele Paraden machen. Der hätte einfach meiner sein sollen. Deswegen tut es mir unfassbar leid für die Mannschaft. Denn die hat alles gegeben", erklärte die Torhüterin.
"Ehrliche Worte, selbstkritische Worte von Ann-Katrin Berger. Wann hört man so etwas schon mal bei einem Fussballspiel?", zollte wenig später Bernd Schmelzer, der das Spiel in Zürich kommentiert hatte, Berger Respekt.
Die kritische Aufarbeitung beginnt unmittelbar nach Abpfiff
Schmelzer, der am Spieltag seinen 60. Geburtstag feierte, hatte während des Spiels die Mitschuld Bergers an dem Gegentor ebenfalls direkt erkannt und angesprochen. Genauso wie die von Sydney Lohmann, die den Ball zuvor nicht entschieden genug geklärt hatte.
Generell war es eine grosse Stärke der Übertragung in der ARD am Mittwochabend, dass Klartext gesprochen und unmittelbar nach Abpfiff mit der Aufarbeitung der EM begonnen wurde. Obwohl die deutsche Mannschaft offensichtlich ein gutes Turnier gespielt hat und erst in der Verlängerung des Halbfinales an den amtierenden Weltmeisterinnen scheiterte, wurden kritische Fragen gestellt, auf die nicht nur Torhüterin Berger bemerkenswerte Antworten gab.
Auch Bundestrainer
Medienschelte von Bundestrainer Wück
"Wir müssen uns weiterentwickeln, wir müssen uns verbessern. Wir hatten Ballbesitzphasen, die wir einfach nicht gut ausgespielt haben", gab sich Wück selbstkritisch, als er von Lufen auf die Gründe für das Ausscheiden angesprochen wurde. Man habe im Oktober eine Entwicklung angestossen, nun gelte es, auch spielerisch zu den absoluten Top-Nationen aufzuschliessen.
Wück nutzte die Gelegenheit allerdings auch zu einer Medienschelte. Dass seine Mannschaft nach der 1:4-Niederlage gegen Schweden zunächst hart kritisiert und nach dem dramatischen Viertelfinal-Sieg gegen Frankreich dann beinahe euphorisch gefeiert worden war, gefiel dem Bundestrainer nicht.
"Wir gewinnen und wir verlieren zusammen. Ich habe vor kurzem gelesen, dass der DFB meilenweit hinter den Top-Nationen liegt. Und drei Tage später lese ich, dass wir im Halbfinale sind. Da müssen die Deutschen vielleicht auch mal ein bisschen lernen, dass wir gemeinsam alles zusammen machen und wir für die deutsche Nation das Beste wollen", sagte er.
Almuth Schult fordert Entwicklung im spielerischen Bereich
Das Fazit aus deutscher Sicht durfte schliesslich Almuth Schult ziehen. Die frühere Nationaltorhüterin lobte die Mentalität der DFB-Frauen und dass die Spielerinnen unter Wück zu einem Team zusammengewachsen seien. Dann erklärte sie, was ihr nicht gefallen hatte.
"Wir würden uns aus deutscher Sicht natürlich wünschen, dass sie auch spielerisch einen Schritt weiter sind. Spielerisch habe ich unter Christian Wück nur eine gute Partie gesehen, das war in der Nations League gegen die Holländerinnen. Das muss jetzt der Anspruch sein, dass das im nächsten Jahr kommt“, forderte Schult.
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Während sich die Aufarbeitung des peinlichen Ausscheidens in der Gruppenphase bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren lange hingezogen hatte, wurde am Mittwochabend direkt Klartext gesprochen. Das lag zum einen an Wück und seinen Spielerinnen, die nichts schönredeten und den Blick bereits nach vorne richteten, zum anderen aber auch an den Journalistinnen und Journalisten der ARD, die die richtigen Fragen stellten.