• Die Münchner EM-Arena darf beim Spiel der deutschen Nationalelf gegen Ungarn nicht in Regenbogenfarben leuchten.
  • Die Entscheidung der UEFA löst reichlich Kritik aus.
  • Verteidiger Mats Hummels meldet sich für das Gruppenfinale einsatzbereit.

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Das Verbot für eine Münchner EM-Arena in Regenbogenfarben hat in Politik und Zivilgesellschaft am Dienstag eine Welle der Empörung ausgelöst. Abwehrspieler Mats Hummels meldete sich für die letzte Vorrundenpartie der deutschen Nationalelf am Mittwoch gegen Ungarn fit. Thomas Müller fehlte erneut im Training.

Die Europäische Fussball-Union bestätigte am Dienstagvormittag, was schon zuvor spekuliert worden war: Das Stadion in München darf am Mittwoch nicht in den Farben als Zeichen für Toleranz und Gleichstellung erstrahlen.

"Beschämend": Reiter attackiert UEFA und DFB

Die UEFA lehnte einen entsprechenden Antrag von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ab. Sie sei "aufgrund ihrer Statuten eine politisch und religiös neutrale Organisation. Angesichts des politischen Kontextes dieser speziellen Anfrage - eine Botschaft, die auf eine Entscheidung des ungarischen Parlaments abzielt - muss die UEFA diese Anfrage ablehnen", teilte sie mit.

"Ich finde es beschämend, dass die UEFA es uns verbietet, hier in München ein Zeichen für Weltoffenheit, Toleranz, Respekt und Solidarität mit der LGBTQI+-Community zu setzen", sagte Reiter dazu.

"Ich bin auch sehr enttäuscht, dass der DFB, trotz der unglaublich deutlichen Positionierung hier in München, in Bayern und auch in der Bundesrepublik nichts erreicht hat oder erreichen wollte."

Einige deutsche Arenen werden bunt erstrahlen

Andere deutsche Stadionbetreiber reagierten auf das Verbot mit einem deutlichen Zeichen für Toleranz und Gleichstellung. Während der Partie gegen Ungarn sollen die Arenen in Berlin, Frankfurt, Düsseldorf, Köln, Wolfsburg und Augsburg bunt erstrahlen. Andere Bundesligaclubs wie der FSV Mainz 05, Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach oder der VfL Bochum erklärten sich solidarisch, können aus technischen Gründen aber nicht an der Aktion teilnehmen.

"Wir machen da gerne mit, weil wir uns für Toleranz und Menschenrechte einsetzen", sagte Christoph Meyer, Sprecher der Berliner Olympiastadion GmbH, am Dienstag der "Berliner Zeitung". Nach Informationen des Blattes soll der Senat darüber nachdenken, ob auch das Brandenburger Tor in den Regenbogenfarben erstrahlen könnte.

Zu der Aktion aufgerufen hatte Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann. "Wenn München am Mittwoch nicht darf, dann müssen eben die anderen Stadien im Land Farbe bekennen. Auf jetzt, Kollegen in der Liga", twitterte er bereits in der Nacht zum Dienstag und kündigte an: "Der Deutsche Bank Park schaltet zum Spiel gegen Ungarn den Regenbogen an. Das Waldstadion bleibt bunt."

Stadt München will nun andere Wege finden

Die Abkürzung LGBTQI+ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, queere, Trans- und andere nicht-heterosexuelle Menschen beziehungsweise Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen gesellschaftlichen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren.

Der Alternativvorschlag der UEFA, die Arena an einem anderen Tag zu beleuchten, konterkariere doch jegliche Botschaft, sagte Reiter. Viele deutsche Politiker und Politikerinnen äusserten ebenfalls Ärger über die Entscheidung des Fussball-Dachverbandes.

Die Stadt München will nun andere Wege finden: Man werde nicht nur das Rathaus mit Regenbogenfahnen beflaggen, sondern auch das Windrad an der Arena und den Olympiaturm bunt leuchten lassen, so Reiter. Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Bayern kündigte Protestaktionen an.

Kritik kommt auch von anderer Seite

Auch Dänemarks Nationaltrainer Kasper Hjulmand kritisierte die UEFA - sowohl für deren Umgang mit der Regenbogen-Binde des deutschen Kapitäns Manuel Neuer sowie mit den nun verbotenen Regenbogenfarben an der Münchner EM-Arena.

"Die Regenbogenfarben sind eine Hommage an die Vielfalt und daran, dass wir alle gleich sind. Das hat nichts mit Politik zu tun", sagte der 49-Jährige am Dienstag im dänischen EM-Quartier. "Ich zolle der Tatsache Respekt, dass Manuel Neuer und die deutsche Nationalmannschaft gesellschaftliche Verantwortung übernehmen wollen. Ich mag es, wenn jemand seine Plattform nutzt, um etwas Gutes zu tun. Das ist doch kein politisches Statement."

In Ungarn wurde die Entscheidung der UEFA dagegen begrüsst. Die Europäische Fussball-Union habe "die richtige Entscheidung getroffen", sagte Aussenminister Peter Szijjarto am Rande eines EU-Ministertreffens in Luxemburg vor ungarischen Journalisten. "Man hat entschieden, sich nicht für eine politischen Provokation gegenüber Ungarn einspannen zu lassen", fügte er hinzu.

Hintergrund des geplanten Protestes ist ein Gesetz, das die Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität in Ungarn einschränkt und in der vergangenen Woche vom ungarischen Parlament gebilligt wurde. Das Gesetz gilt als besonderes Anliegen von Ministerpräsident Viktor Orban.

Mats Hummels ist fit für das Ungarn-Spiel

Verteidiger Hummels meldete sich für das Gruppenfinale der deutschen Mannschaft derweil einsatzbereit. "Ich kann spielen", sagte der von Patellasehnen-Problemen geplagte Dortmunder am Dienstag bei Magenta TV.

Hummels äusserte sich im Rahmen einer Pressekonferenz zudem zur der Diskussion um die von der UEFA zur Beleuchtung der Arena verbotenenen Regenbogen-Farben. Er hoffe, dass dieses Thema irgendwann keines mehr sei. Hummels erschien zu dem Termin mit den Vertretern der Presse bewusst in einem bunten T-Shirt.

Der 32-Jährige hatte nach dem 4:2 gegen Portugal am Samstag über Schmerzen geklagt und am Montag mit dem Training ausgesetzt.

Thomas Müller fehlte wegen seiner Kapselverletzung im Knie hingegen auch noch bei der Team-Übungseinheit in Herzogenaurach am Dienstag. Bei dem Offensivmann wird Bundestrainer Joachim Löw im Spiel gegen die Ungarn wohl eher kein Risiko eingehen. (dpa/fte/hau)

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