München/Bratislava - Rund um den Transfer-Poker um Fussball-Nationalstürmer Nick Woltemade hat sich auch ein Verbal-Duell zwischen Uli Hoeness und Lothar Matthäus entwickelt. Der deutsche Rekordnationalspieler habe angesichts seiner Aussagen in der Causa Woltemade "nicht alle Tassen im Schrank", sagte Hoeness dem "Kicker". Matthäus wiederum sagte der "Bild", dass er die "Beleidigungen" des Ehrenpräsidenten des FC Bayern München nicht mehr ernst nehme und dieser in einer eigenen Welt lebe.

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Die Bayern wollen Woltemade verpflichten - und der Angreifer würde offenbar gern schon in diesem Sommer vom VfB Stuttgart nach München wechseln. Der Ablösepoker läuft bereits und sorgt seit Tagen für Schlagzeilen. Noch sollen beide Clubs in ihren Vorstellungen weit auseinander liegen.

Der 23-jährige Woltemade wurde bei der am Samstag zu Ende gegangenen U21-Europameisterschaft Torschützenkönig und verlor mit der deutschen Mannschaft erst im Finale gegen England. Er steht beim VfB noch bis zum 30. Juni 2028 unter Vertrag. Der Kontrakt enthält keine Ausstiegsklausel.

Matthäus: 60 Millionen wären zu wenig

Matthäus, der auch als TV-Experte arbeitet, hatte der "Bild"-Zeitung gesagt, dass er es richtig finde, dass sich die Bayern um Woltemade bemühen. Eine Ablösesumme von 60 Millionen Euro halte er aber für zu wenig. "Wären 80 bis 100 Millionen genannt worden, hätte mich das nicht überrascht", hatte Matthäus erklärt.

Astronomische Summen, wie Hoeness offenbar findet. Mit solchen Aussagen setze Matthäus vor allem den VfB unter Druck, der am Ende bei einer niedrigeren Ablöse öffentlich als Verlierer dastehen würde, meinte der 73-Jährige. Woltemade selbst wollte sich rund um das Finale der U21-EM im slowakischen Bratislava nicht näher zu seinen Zukunftsplänen äussern.

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Uli Hoeness kritisierte Lothar Matthäus für dessen Aussagen im Woltemade-Poker scharf. © dpa / Felix Hörhager/dpa

Bayern-Patron "nicht mehr auf Stand"

Dafür konterte Matthäus die Kritik von Hoeness scharf. "Das macht er seit 20, 25 Jahren. Das lasse ich nicht an mich herankommen, da bekommst du eine dicke Haut", erklärte der 64-Jährige. "Uli Hoeness lebt nach wie vor in seiner Welt und hat immer noch nicht verstanden, dass sich nicht nur der Fussball, sondern auch das Business weiterentwickelt hat."

Hoeness sei "womöglich, was den Transfermarkt betrifft, nicht mehr auf Stand", meinte Matthäus. Es gehe dem langjährigen Bayern-Patron zudem "nur darum, andere Menschen zu attackieren, um von eigenen Fehlern abzulenken."

Matthäus verwies ausserdem darauf, schon das Gesamtvolumen des Wechsels von Florian Wirtz richtig eingeschätzt zu haben. Deutschlands Mittelfeld-Star war vor eineinhalb Wochen von Bayer Leverkusen zum FC Liverpool nach England transferiert worden.  © Deutsche Presse-Agentur