Mit einem Galatasaray-Schal steigt Leroy Sané in der Türkei aus dem Flieger. Er lässt sich von den Fans feiern und spricht in zig Mikrofone. Auch im WM-Camp des FC Bayern in den USA wird zugeschaut.

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Wie ein Popstar wird Leroy Sané mitten in der Nacht von hunderten Galatasaray-Fans in Istanbul empfangen. Der türkische Meister überträgt im Livestream auf Youtube, wie der deutsche Fussball-Nationalspieler auf dem Flughafen aus einer Privatmaschine steigt. Der 29-Jährige trägt einen Gala-Schal um den Hals. Eng an seiner Seite ist seine Lebensgefährtin Candice Brook.

Nationalspieler Sané in der Türkei
Fans von Galatasaray begrüssten Sané mit einem Plakat. © Murat Akbas/dpa

Die Bilder aus der türkischen Nacht werden auch fast 10.000 Kilometer entfernt in Orlando am frühen Abend US-Zeit aufmerksam verfolgt. Denn dort bereitet sich der FC Bayern intensiv auf die Klub-WM vor. Viel sagen zum nahenden Sané-Abschied wollte nach dem ersten Training in Florida wenige Stunden zuvor noch keiner etwas. "Leroy hat sich nicht bei der Mannschaft gemeldet", liess Kapitän Manuel wissen. "Da kann ich nichts zu sagen", kommentierte Thomas Müller und scherzte: "Erstens weiss ich nichts. Und zweitens bringt es nichts."

Eigentlich sollte Sané ja mit den anderen deutschen Nationalspielern am Donnerstag in die USA nachreisen. Aber seine Flugroute führte ihn stattdessen von London in die türkische Fussball-Metropole Istanbul.

Galatasaray überträgt Ankunft live auf Youtube

Immerhin: Die unendliche Hängepartie findet nun ein Ende; 18 Tage vor dem offiziellen Vertragsende. Sané verlässt die Bayern nach fünf Jahren. Nur die Vertragsunterschrift bei Galatasaray fehlt noch.

Der in München nur selten und eher widerwillig vor Kameras sprechende Offensivspieler gab aber schon vorab bereitwillig Auskunft, als ihn türkische Reporter umringten und noch auf den Treppen des Flughafengebäudes befragten. Sané antwortete auf Deutsch, der frühere Journalist und jetzige Galatasaray-Direktor Fatih Demireli übersetzte.

Leroy Sané
Leroy Sané stellt sich bei seiner Ankunft in Istanbul auch den ersten Fragen der anwesenden Medienvertreter. © IMAGO/Anadolu Agency/Adem Kutucu

"Ich freue mich mega, hier zu sein", sagte Sané, der nach eigenen Worten zu einigen Vereinen hätte gehen können. Aber ihn habe "das Gesamtpaket" überzeugt, "die Atmosphäre, wie sehr mich der Verein wollte, die Fans mich wollten", erzählte Sané. "Das hat mich einfach überzeugt, zu sagen, ich komme hier zu Galatasaray. Ich will einiges erzielen mit dem Verein."

Das Gesamtpaket. Das soll gerade auch finanziell bei Gala deutlich höher ausfallen, als das deutlich reduzierte Jahressalär von angeblich fixen zwölf Millionen Euro, die der FC Bayern für einen neuen Vertrag bis 2028 anbot.

Nun herrscht nach monatelangem Vertragspoker Klarheit bei Sané, der in fünf Münchner Jahren mit der selbstbewusst von Arjen Robben übernommenen Trikotnummer 10 immer nur sporadisch glänzte - aber nie (Titel-)entscheidend.

FC Bayern sucht schon einen Nachfolger für Sané

Kurzfristig fehlt den Bayern ohne den schnellen Linksfuss ein Offensivspieler im Kader für die Klub-WM. Gleichzeitig ist aber ein Grossverdiener von der Gehaltsliste. Die Suche nach einem neuen Aussenstürmer hat Sportvorstand Max Eberl längst schon aufgenommen.

Gross gehandelt werden medial Spaniens Europameister Nico Williams (22) von Athletic Bilbao, der Franzose Bradley Barcola (22) vom Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain und der portugiesische Nations-League-Gewinner Rafael Leão (AC Mailand), der mit 26 Jahren der Älteste des Trios ist.

Sané verlässt dagegen einen europäischen Topklub und auch die Bundesliga – letztere zum zweiten Mal. Galatasaray und die türkische Süper Lig könnte als sportlicher Rückschritt betrachtet werden. Sané scherte das bei seiner frenetisch bejubelten Ankunft am Bosporus nicht. Er erinnerte gerne an sein Gastspiel mit dem FC Bayern in der vorletzten Königsklassen-Saison im Stadion des türkischen Rekordmeisters. 3:1 gewannen die Münchner damals.

"Die Atmosphäre war überragend. Es macht Riesenspass, hier zu spielen", sagte Sané. Damals empfand er die heissblütige Stimmung als Gala-Gegner eine Spur zu laut. "Ich freue mich jetzt, dass sie immer so laut sein werden, dass sie mir zujubeln werden und die Mannschaft unterstützen werden", sagte Sané. "Ich freue mich riesig darauf, mein erstes Spiel zu Hause für Gala zu spielen." (Klaus Bergmann und Maximilian Haupt, dpa/bearbeitet von lh)