Vancouver - Eingehüllt in eine traditionelle Decke des Musqueam-Stamms lauschte Thomas Müller nach seiner Ankunft in Kanada andächtig dem Trommel-Marsch und den Worten von Häuptling Wayne Sparrow. Dann verbreitete er beim Treffen mit Whitecaps-Fans in einer Sportsbar des Vancouver-Flughafens ausgelassene Partystimmung und grosse Vorfreude auf den ersten Auftritt bei seinem Auslands-Abenteuer.
"Ich bin sehr glücklich, hier zu sein und ein Whitecap zu sein", sagte der Ex-Nationalspieler. Als der 35-Jährige sein blau-weisses Trikot mit der Nummer 13 hochhielt, kam Riesenjubel auf. Der emotional nicht so einfache Neustart nach 25 Jahren beim FC Bayern wurde
Müller macht Fans glücklich - und umgekehrt
Bei den Sprechchören mit seinem Namen grinste Müller, der die Fans in Gesprächen mit seinen Scherzen selbst zum Lachen brachte. Glücklich machte der Weltmeister von 2014 die Anhänger auch mit zahlreichen Autogrammen, Selfies und einer kurzen Rede.
"Wir wollen die Zukunft zusammen gestalten. Aber jetzt läuft erst mal noch das Spiel und da müssen wir unterstützen", sagte Müller und zeigte mit dem Arm auf einen Fernseher, auf dem das Halbfinal-Hinspiel seiner Vancouver Whitecaps in der Canadian Championship gegen Forge FC lief. Das kanadische Duell endete letztlich 2:2, Müller war zu diesem Zeitpunkt bereits in einem dunklen Van abgeholt worden.
Für Sonntag ist das Debüt geplant
Heute (18.00 Uhr MESZ) gibt der Routinier seine erste Pressekonferenz seit der Vertragsunterschrift bei den Whitecaps. Tags darauf soll Müller dann erstmals mit dem Team aus der Westküstenmetropole trainieren. Am Sonntag gegen Houston Dynamo FC rechnen die Club-Verantwortlichen um den deutschen Sportdirektor Axel Schuster mit Müllers Debüt in der nordamerikanischen Major League Soccer. Die MLS-Saison läuft schon seit Februar und hat mit der Canadian Championship nichts zu tun.
Müller hat bei den Whitecaps einen Vertrag bis zum Ende der kommenden Saison erhalten. Sein ausgelaufener Kontrakt beim FC Bayern München war nicht verlängert worden. Nach langer Bedenkzeit und der Club-WM als Abschiedsturnier bei den Bayern entschied er sich für das Abenteuer in Nordamerika und gegen ein Karriereende.
Müller gibt Nervosität zu - und vermisst Manuel Neuer
Er sei "leicht nervös" für seine Verhältnisse, verriet der Offensivspieler kurz vor dem Abflug bei Sky. "Das erste Mal eben seit sehr langer Zeit, dass ich zu einer neuen Mannschaft stosse", sagte Müller weiter.
Fast sentimental wurde Müller, als er im Flieger neben sich nicht wie gewohnt von Teamkollege
Müllers Verpflichtung löste eine grosse Euphorie bei den Whitecaps aus. Alle Spiele für den Rest der Saison würden ausverkauft sein, sagte Schuster bei Sky: "Die Reaktionen waren aussergewöhnlich. Das ist die grösste Verpflichtung, die unser Verein je gemacht hat – mit grossem Abstand."
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Hilft eine Decke gegen Heimweh?
Sollte trotz des Fan-Zuspruchs das Heimweh für Müller zu gross werden, müsse er sich nur in die Musqueam-Decke hüllen, rieten ihm die Vertreter des Stamms am Flughafen: "Die Decke soll dir eine warme Umarmung geben, auch wenn du dein Zuhause vermisst." Müller sagte daraufhin: "Ich kann es fühlen." © Deutsche Presse-Agentur