Die Klub-WM kommt nicht gut an. Tickets gibt es noch zuhauf, auch für Spiele des FC Bayern und von Borussia Dortmund. Jetzt verschenkt die Fifa sogar Tickets für das Auftaktspiel.

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Dass die Sache nicht rund läuft, beweist allein schon die neueste Verzweiflungstat. Weil beim Eröffnungsspiel der Klub-WM in Miami peinliche Leere im Hard Rock Stadium droht, hat die Fifa jetzt angefangen, Karten zu verschenken. Studenten vom nahe gelegenen Miami Dade College, das eine Kooperation mit dem Weltverband hat, müssen nur 20 Dollar Eintritt zahlen – und sie erhalten vier Freitickets dazu.

Klub-WM: Tickets zu "Ramschpreisen" im Internet

Doch schon vor dieser zunehmend verzweifelt wirkenden Methode, die Zuschauerzahlen nach oben zu treiben, wurde deutlich, dass das Interesse am neuen Wettbewerb noch deutlich ausbaufähig ist. Das beweisen schon ein paar Klicks im Internet. "Wir erwarten", posaunte die Fifa vor wenigen Tagen noch ausserordentlich selbstbewusst hinaus, "grossartige" Zuschauerzahlen. Doch das Interesse an der ersten Klub-WM (14. Juni bis 13. Juli) ist so grossartig dann wohl doch nicht: Wer auf den offiziellen Portalen nach Karten sucht, findet sie ohne Probleme, zu Tausenden und mehr – und zunehmend zu "Ramschpreisen", weit unterhalb der ursprünglichen.

Eröffnet wird das Turnier mit 32 Mannschaften in elf Städten in den USA am Freitag Ortszeit in Miami, mit der Begegnung zwischen Inter Miami mit Lionel Messi und Al-Ahly aus Ägypten. Die billigsten Karten dafür kosten 55 Dollar, weit weg von den 349, die noch im Dezember aufgerufen wurden. Dennoch sollen Zehntausende der 64.767 Plätze im Hard Rock Stadium leer bleiben.

Stimmt alles nicht, behauptet die Fifa, und sie betont, die Besucherzahl im Auftaktspiel werde "viel höher" liegen als 20.000: So wenige sollen es nach Recherchen des Portals "The Athletic" sein. Bei anderen Begegnungen läuft es tatsächlich besser: Das Spiel des FC Bayern gegen die Boca Juniors aus Argentinien, ebenfalls ausgetragen in Miami, verkauft sich bestens – trotz rund 145 Dollar für die günstigste Karte. Der Grund: In Miami leben viele Menschen mit Wurzeln in Argentinien.

"Dynamic Pricing" bei Tickets für die Klub-WM

Die Fifa setzt auf ein dynamisches Preismodell, bedeutet: Je grösser die Nachfrage, desto teurer werden die unverkauften Tickets. Im Moment aber läuft es umgekehrt: Bei 24 der 48 Vorrundenspiele sind die Preise unter 36 Dollar gerutscht, darunter das erste Gruppenspiel von Dortmund am 17. Juni in New York (18.Uhr MESZ) gegen Fluminense aus Brasilien oder die dritte Partie des FC Bayern in Charlotte gegen Benfica Lissabon am 24. Juni (21 Uhr MESZ/jeweils Sat.1 und DAZN).

Obwohl Frühbucher für die WM sogar ein Vorkaufsrecht auf Karten für die "echte" WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko erhielten. Um peinliche TV-Bilder von Spielen mit grossen Löchern auf den Tribünen zu umgehen, muss die Fifa tricksen – nicht nur mit Freikarten für Studenten: Im fussballbegeisterten Seattle, einer von zwei Spielorten an der Westküste, werden für das erste Spiel der lokalen Sounders gegen Botafogo Blöcke gesperrt und Fans auf untere Ränge verschoben. Und: Zuschauer, die 100 Dollar für Karten bezahlt haben, die jetzt nur noch 60 Dollar kosten, erhalten eine Teil-Rückerstattung. (sid/bearbeitet von ms)