Laura Dahlmeier ist nach einem Steinschlag im Karakorum gestorben. Das Bergsteigen war die Passion, die ihr viel wichtiger war als eine lange Karriere im Leistungssport, in dem sie eine der erfolgreichsten Biathletinnen war. Der Risiken der Berge war sie sich immer bewusst.

Nein, die TV-Kameras, den tosenden Applaus des Publikums, die Podestplätze – all das brauchte Laura Dahlmeier nicht, um glücklich zu sein. Schon kurz nach dem Höhepunkt ihrer Biathlon-Karriere – als mehrfache Olympiasiegerin und Weltmeisterin – machte sie Schluss. Mit nur 25 Jahren.

Fortan widmete sie sich ihrer wahren Leidenschaft: dem Bergsteigen.

Seit Ende Juni 2025 war sie mit Freunden in Pakistan unterwegs, im Karakorum-Gebirge. Am 8. Juli bestieg sie den Great Trango Tower (6.287 Meter). Der Laila Peak (6.096 Meter) war der zweite Gipfel auf der Expedition – und ihr letzter.

Es war Dahlmeiers ausdrücklicher Wunsch, dass andere nicht ihr Leben riskieren, um ihre Leiche zu bergen. Das ist nun passiert und die Bergungsaktion eingestellt. Die Ausnahmesportlerin wurde nur 31 Jahre alt.

Die Freiheit war ihr das wichtigste Gut

"Der Wert Freiheit steht bei mir ganz weit oben, der ist mir superwichtig", sagte Dahlmeier in einer 2024 erschienenen ZDF-Dokumentation. Unabhängig sein, eins mit der Natur: Das war es, was sie wollte. Biathlon, der Sport, der sie bekannt und erfolgreich gemacht hatte, konnte ihr das nicht geben.

"Brauch' ich das?", habe sie sich gefragt, als sie in der Dokumentation über Biathlon sprach. Ausgerechnet sie.

Dahlmeier gewann zweimal Gold bei den Olympischen Spielen 2018, siebenmal Gold bei Weltmeisterschaften, sie gewann 2017 den Gesamtweltcup und 20 Weltcuprennen im Einzel. Die Garmisch-Partenkirchenerin hat praktisch alles erreicht, was es in ihrem Sport – einer der beliebtesten TV-Sportarten – zu erreichen gibt.

Es war ihr nicht wichtig. Oder zumindest: nicht wichtig genug. Denn der Sport brachte ihr Ruhm, den sie gar nicht wollte. "Ich mache Biathlon nicht, weil ich berühmt werden will", hatte sie schon früh gesagt.

Dahlmeier tauschte das Publikum gegen die Berge

Ihre Mutter beschrieb in der ZDF-Doku Dahlmeiers Verhältnis zur Öffentlichkeit: "Die Laura läuft wie ein Löwe hinter den Gitterstäben. Und wenn sie mal stehen bleibt, stürzen sich die Fans auf sie."

Verständlicherweise: Die Bayerin strahlte immer, in Interviews war sie fröhlich und authentisch, wirkte nie verbissen – sie umgab stets eine Aura der Leichtigkeit. Am 17. Mai 2019 hörte sie als Spitzenathletin auf, mit 25 Jahren, obwohl sie den Sport noch einige Zeit hätte dominieren können.

Im selben Jahr nahm sie an der Berglauf-Weltmeisterschaft teil. Dahlmeier wusste schon als Biathletin, dass da draussen mehr war als nur dieser Sport.

Und obwohl sie ihm als ZDF-Expertin bis zuletzt erhalten blieb, folgte sie dem Ruf der Berge. Sie machte zweieinhalb Jahre lang die extrem schwierige Ausbildung zur Berg- und Skiführerin, an der viele, selbst erfahrene Bergsteiger, scheitern. Nur rund 500 Bergführer gibt es in Deutschland.

Sie wusste über alles Bescheid, konnte klettern, kannte sich mit Hochtouren und schwierigem Gelände aus. 2024 bestieg sie den 6.814 Meter hohen Ama Dablam im Himalaya in Nepal – in gerade einmal zwölf Stunden, der Rekordzeit für eine Frau. Doch sie tat es nur für sich, nicht für die Bestzeit.

Laura Dahlmeier wollte die Grenzen ausloten

"Wenn ich hier zu Hause aus dem Fenster schaue und das Bergpanorama sehe, sind meine Gefühle schwer in Worte zu fassen – da geht mir das Herz auf", sagte sie der "Welt" im Jahr 2023. Hier fühle sie sich daheim und geborgen.

Dennoch ging sie stets ins Risiko. "Ich möchte die Grenzen gern ausloten. Das ist mein innerer Antrieb", sagte sie in der ZDF-Doku. Und doch wusste sie immer, was sie tat. "Ich bin mir bewusst, dass es alpine Gefahren gibt."

Ihr wohl letztes Interview gab sie Ende Mai 2025 unserer Redaktion. Auch darin sprach sie über ihre intensive Liebe für die Berge.

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Dahlmeier war ehrenamtlich Mitglied bei der Bergwacht, wie ihr Vater schon, sah dort über Jahre, welchen Gefahren man sich am Berg aussetzt. 2014 hatte sie bereits einen schweren Bergunfall überlebt, ihr Ex-Freund starb 2022 in Patagonien bei einem Lawinenunglück. Die Gefahr umgab die so erfahrene Sportlerin tagtäglich.

Die Angst war immer dabei, wenn sie unterwegs war, aber sie lähmte sie nie. Als Ex-Athletin und Sportwissenschaftlerin kannte sie ihren Körper gut.

Ihr Gepäck trug sie am Berg stets selbst nach oben. "Am wichtigsten für diesen aktiven Lebensstil ist ein gesunder Körper und Geist sowie das nötige Quäntchen Glück, damit ich immer wieder heil nach Hause komme", sagte sie 2023 der "Gala". Bei aller Expertise, aller Fitness, aller Gewissenhaftigkeit – das nötige Quäntchen Glück war bei dieser letzten Tour nicht auf ihrer Seite.

Verwendete Quellen

Teaserbild: © Getty Images/Adam Pretty