In Venedig haben auch schon George Clooney und Bastian Schweinsteiger geheiratet. Jetzt will der superreiche Amazon-Gründer Jeff Bezos dort Hochzeit feiern. Das gefällt nicht allen.
Eine Hochzeit in Venedig ist nicht billig. Aber ein Termin auf dem Standesamt kostet auch nicht die Welt: 700 Euro, wenn man von ausserhalb kommt. Die Ausländer, die in der vermeintlich romantischsten aller Städte heiraten wollen, können sich das in der Regel leisten. So wie das Paar nächste Woche: Amazon-Gründer
Nach allem, was man weiss, dürfte das tagelange Fest zur teuersten Hochzeit werden, die die Lagunenstadt in mehr als 1.500 Jahren gesehen hat. Die italienischen Zeitungen schätzen die Kosten auf 15 bis 30 Millionen Euro. Gehandelt werden 200 Gäste plus. Selbstverständlich alles VIP, sehr wichtige Leute:
Jeff Bezos schweigt sich aus
Im Moment bewegt sich allerdings noch vieles im Bereich der Spekulationen. Von dem Paar selbst - er 61, sie 55, für beide die zweite Ehe - gibt es zum Ablauf überhaupt nichts zu hören. Als sicher gilt, dass Bezos und Sánchez mit der "Koru" anreisen werden, dem riesigen Dreimaster des US-Unternehmers. Der Name kommt aus der Sprache von Neuseelands Ureinwohnern, den Maori, und bedeutet sinnigerweise: "Neuanfang". Auf der Jacht soll Bezos den Antrag gemacht haben. Möglicherweise wird auch an Bord geheiratet.
Allerdings gibt es noch Probleme: So darf das Schiff, wenn es nach den Vorschriften geht, mit einer Länge von mehr als 125 Metern nicht am Markusplatz anlegen. Die "Koru" müsste also ausweichen, an etwas weniger illustre Plätze. An Bord gibt es neun luxuriöse Schlafzimmer, aber das reicht bei weitem nicht. Der grösste Teil der Festgesellschaft wird in Fünf-Sterne-Hotels wie dem "Gritti Palace" oder dem "Danieli" untergebracht. Bürgermeister Luigi Brugnaro, ein Mann mit gehörigem Geltungsdrang, dementierte allerdings Berichte, dass Bezos alles ausgebucht habe.
Eine Stadt im Ausnahmezustand?
Die Gäste sollen mit Wassertaxis zwischen all den gewöhnlichen Touristen über die Kanäle und die Lagune zu den verschiedenen Veranstaltungsorten geschippert werden: zu den Stränden am Lido, auf die Insel San Giorgio oder zur alten Klosterkirche Chiesa dell'Abbazia della Misericordia im Stadtteil Cannaregio. Das ist in der Hauptsaison, wenn jeden Tag bis zu 150.000 Leute in der Stadt sind, nicht einfach. Die Kirche zum Beispiel liegt an der Kreuzung von fünf Kanälen. Wer wann wohin gebracht wird, ist noch streng geheim. Auch die Wassertaxifahrer sollen erst kurz zuvor Bescheid bekommen.

Viele Einheimische fürchten, dass ihre ohnehin geplagte Stadt fünf Tage lang im Ausnahmezustand sein wird - zumal verschiedene Gruppierungen Blockade-Aktionen angekündigt haben. Vor kurzem hingen auf dem Markusplatz und an der Rialto-Brücke bereits Plakate "No Space for Bezos" ("Kein Raum für Bezos"). Der US-Amerikaner ist nebenbei auch Chef des Raumfahrtunternehmens Blue Origin. Das letzte ganz grosse Event, bei dem er sich mit seiner Verlobten zeigte, war die Rückkehr von
"Er soll nicht Venedig mit Las Vegas verwechseln"
Natürlich ist Bezos für viele eine Reizfigur. "Wir haben nichts gegen Hochzeiten", sagte einer der Aktivisten, Tommaso Cacciari der Zeitung "La Repubblica". "Aber wir mögen keinen arroganten Milliardär, der glaubt, er könne sich alles kaufen. Er soll Venedig nicht mit Las Vegas verwechseln." Unklar ist allerdings, wie viele Leute tatsächlich hinter den Protesten stehen. Der Polizei zufolge sind für die nächsten Tage noch keinerlei Demonstrationen angemeldet, was eigentlich mit 72 Stunden Vorlauf geschehen muss.
Zudem gibt es über die Hoteliers und die Wassertaxi-Besitzer hinaus auch eine Menge anderer Leute in Venedig, die von der Grosshochzeit profitieren. Die älteste Bäckerei der Stadt, Rosa Salva, zum Beispiel bekam den Auftrag, für alle Gäste Tüten mit traditionellem Naschwerk zusammenzustellen. Das Designstudio Laguna ist für die Versorgung mit Murano-Glas zuständig. Die Gesamtorganisation trägt einer der bekanntesten internationalen Hochzeitsveranstalter, Lanza&Baucina aus London.
Bürgermeister spricht von "Ehre für die Stadt"
Ohnehin haben sie in Venedig mit solchen Festen Erfahrung. Aktuell heiraten in der Stadt mit nicht einmal mehr 50.000 Einwohnern etwa 600 Paare pro Jahr, davon viele aus dem Ausland und auch einiges an Prominenz: 2014 gab es dort schon einmal eine "Hochzeit des Jahrhunderts", die von
Bürgermeister Brugnaro gehört zu den Leuten, die das neue Vorhaben nächste Woche am lautesten verteidigen. Der Bauunternehmer, der sich in Anlehnung an Italiens früheren Mehrfach-Ministerpräsidenten gern als "Berlusconi von Venedig" betiteln lässt, spricht von einer "Ehre für die Stadt". Die "Serenissima" habe schon Veranstaltungen ganz anderer Grössenordnung bewältigt. Ausserdem werde die Bezos-Hochzeit viele Millionen Euro nach Venedig bringen. Das allerdings hat auch nie jemand bezweifelt. (Christoph Sator/dpa/bearbeitet von vit)