In der vorletzten Folge "Kampf der Realitystars" ging es nicht nur um den Einzug ins Finale. Die verbliebenen Promis stritten auch über den Weg, wie man in dieses Finale kommt. Vor allem Frank Fussbroich und Martin Angelo hatten da so ihre ganz eigenen Ansichten. Auch darüber, was man so alles sagen darf.

Christian Vock
Eine Kritik
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Spoiler-Warnung: Die neunte Folge "Kampf der Realitystars" ist seit dem 25. Juni bei RTL+ zu sehen, aber erst am 2. Juli bei RTLZWEI.

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In der vergangenen Folge von "Kampf der Realitystars" hing der Verbleib von Béla Klentze am sprichwörtlichen seidenen Faden. Am Ende musste Stephen Dürr gehen, Klentze blieb, mit ihm aber auch die Kritik an seiner bisherigen Performance als Realitystar. In der neuesten Folge nimmt diese Kritik eher zu als ab, doch mit jeder neuen Schmähung wächst auch die Frage, was das eigentlich für eine Performance sein soll, die da von Klentze gefordert wird.

"Bisschen entertainen sollte man schon", erklärt zum Beispiel Frank Fussbroich und spielt dann ungefragt den Anwalt des Zuschauers: "Da kann man keinen gebrauchen, der sich hinsetzt und nichts macht." Martin Angelo stösst ins selbe Horn, formuliert seine Kritik aber in anderen Worten: "Er ist einfach langweilig, hat hier nichts zu suchen, ist kein Realitystar für mich."

Laura Lettgen möchte auch einen Wortbeitrag zum Thema Klentze leisten und bietet nach dessen knapper Rettung dieses hier an: "Eigentlich müsste das jetzt der Wake-up-Call sein." Danach verheddert sich Lettgen allerdings in ihren eigenen Gedanken: "Ich glaube, er nimmt die ganze Sache nicht so ernst, wie sie tatsächlich ist." Da kann man natürlich fragen, was Lettgen erst im richtigen Leben macht, wenn sie bereits eine Trash-TV-Show wie KdRS ernst nimmt.

Was ist Unterhaltung?

Bislang weiss Klentze also nur, was er nicht sein soll, diese Ziellosigkeit hält Martin Angelo aber nicht davon ab, Klentze weiter zu attackieren. "Ich glaub einfach, dass der so ein paar Ego-Probleme hat gerade und aus der Nummer nicht mehr rausfindet. Alles gut, ich steh da drüber, soll er machen", erklärt sich Klentze Angelos dauernde Kritik an ihm.

Ähnlich wie Klentze ergeht es wieder einmal Jens Hilbert. Dem wird keine Tatenlosigkeit vorgeworfen, sondern etwas noch Schlimmeres: Freundlichkeit. Fast seit dem ersten Tag wird Hilbert dafür angegangen, zu nett zu allen zu sein und "Everybody’s Darling" sein zu wollen. Solche Vorwürfe sagen weniger über den Kritisierten aus, als vielmehr über die Kritisierenden, denn offenbar herrscht bei vielen, allen voran Martin Angelo, der Glaube, Unterhaltung nur durch Pöbeleien erzeugen zu können.

Ein interessanter Irrtum, denn unfreundlich zu sein, andere zu beleidigen, sie vor den Kopf zu stossen und ähnliches Verhalten, ist lediglich die simpelste Form, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Dafür muss man nicht viel mehr können, als ein paar Beleidigungen zu kennen und keine Hemmungen zu haben, sie auch auszusprechen. Richtig gute Unterhaltung entsteht aber, wenn man diese niedere Ebene verlässt und es statt mit Schimpfwörtern und Lautstärke mit Originalität versucht.

Frank Fussbroich eskaliert verbal

Daher ist es doch ein wenig entlarvend, dass ausgerechnet Martin Angelo und Frank Fussbroich, also diejenigen, denen Unterhaltung angeblich so wichtig ist, sich lediglich auf diesem simpleren Unterhaltungsniveau bewegen. Statt sich auf sich selbst zu konzentrieren und zu überlegen, wie sie das Publikum unterhalten können, ist ihr Alleinstellungsmerkmal das Heruntermachen der anderen und das zeigt sich im ersten Spielchen der jüngsten Folge.

Wer dort seine Aufgabe in einem Zweierteam erfolgreich erledigt, darf einem Promi aus einem anderen Team eine Nominierungsmünze geben; wer die Aufgabe nicht schafft, muss teamintern klären, welcher der beiden Partner die Münze bekommt.

Arabella in der neunten "Stunde der Wahrheit". © RTLZWEI, Banijay Productions Ger/

Am Ende erhält Béla Klentze drei Stimmen, Frank Fussbroich und Dennis Lodi je eine. "Find ich verdient", kann sich Angelo angesichts dieses Ergebnisses einen Spruch gegen Klentze nicht verkneifen. Als Frank Fussbroich erfährt, dass Jens Hilbert ihn nominieren wollte, aber von Giuliana Farfalla mittels Stein-Schere-Papier-Spiel ausgebremst wurde, lässt er gegenüber Hilbert seinen Gefühlen freien Lauf: "Du hast mich genommen? Du kleiner Wichser!" Sekunden später setzt er ein "Du kleiner Scheisser!" noch gratis obendrauf.

Hilbert argumentiert, er habe Fussbroich genommen, weil der als Letzter gekommen sei und damit für die Gesamtshow am wenigsten geleistet hätte. Fussbroichs Argument zeigt hingegen, dass sein Verständnis von Unterhaltung näher an dem von Martin Angelo liegt: "Man kann doch nicht immer nur sagen: Nur weil du als Letzter gekommen bist, nominier ich dich. Ich nominiere denjenigen, wo ich denke, der ist scheisse. Ich bin aber nicht scheisse."

"Ich hab gar keinen Bock mehr, zu gewinnen hier"

Dass Reality-TV gleich Assi-TV sein muss, scheint allerdings eine weit verbreitete Meinung zu sein. Und so zieht Béla Klentze etliche Beleidigungen von Martin Angelo später ein ernüchterndes Fazit: "Ich hab gar keinen Bock mehr, zu gewinnen hier. Wenn das halt der einzige Weg ist, hier zu gewinnen, dass man hier halt sich so verhält." Ist er aber offenbar, doch das Kuriose ist: Béla Klentze und Jens Hilbert die ganze Zeit Fadheit und Harmoniesucht vorzuwerfen, ist selbst ziemlich langweilig.

Das scheint Martin Angelo aber nicht bewusst zu sein und so ledert er selbst bei der Stunde der Wahrheit, also dem Rauswurf-Ritual der Show, noch gegen Béla Klentze: "Ich habe noch nie so eine langweilige Kröte im Reality-Business gesehen wie den Bela", glaubt Angelo dort Langeweile mit Stillosigkeit toppen zu können. "Der wird sich hier ganz alleine demontieren", glaubte Béla Klentze noch wenige Minuten vor der Nominierung. Doch zumindest in dieser Folge wird es nichts mit Angelos Selbstdemontage.

Denn zuerst wählen die verbliebenen Promis tatsächlich Klentze aus der Show, danach dürfen die bereits Ausgeschiedenen die zweite Person wählen, die die Sala an diesem Abend verlassen soll. Hier sieht sich Jens Hilbert erneut dem Vorwurf ausgesetzt, von jedem gemocht werden zu wollen – und wird deshalb von der Mehrheit der Verflossenen hinaus geworfen. Für den Moment hat also die Langeweile gewonnen, aber anders, als Martin Angelo und Frank Fussbroich das vielleicht glauben.