Der FC Bayern München hat sich mit dem 2:1 gegen Boca Juniors vorzeitig für das Achtelfinale der Fifa-Klub-WM qualifiziert. Der Sieg war allerdings hart erkämpft, denn der Gegner agierte mit viel körperlicher Härte. Zu den besten Akteuren auf dem Platz zählte ein Spieler, der laut Medien eigentlich als Verkaufskandidat galt.

Eine Analyse
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Es war zu erwarten, dass der FC Bayern München in Miami ein gefühltes Auswärtsspiel haben würde. Die argentinischen Fans von Boca Juniors waren klar in der Überzahl, feuerten ihre Mannschaft durchgängig an und beeindruckten sogar Bayern-Trainer Vincent Kompany: "Die Atmosphäre war einfach unglaublich. Wenn man nicht hier ist, kann man es kaum nachvollziehen. Aber wenn man mittendrin ist, ist es ein Erlebnis, ein echtes Privileg."

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Boca Juniors agierte mit viel körperlicher Härte

Die Emotionen übertrugen sich auf das Spielfeld. Boca hatte zwar lediglich 28 Prozent Ballbesitz, gewann dafür aber 53 Prozent der Zweikämpfe und agierte mit körperlicher Härte. Daher waren auch nur 32 Prozent der Dribblings des FC Bayern erfolgreich.

"Sie sind immer am Trikot, sind immer am Ziehen", stellte der frühere Bayern-Profi Thomas Helmer fest, der das Spiel in Sat.1 kommentierte. "Wenn du den Ball nicht sofort abspielst, sind sie sofort da und es tut weh."

Neuzugang Jonathan Tah war von der Herangehensweise der Argentinier nicht überrascht: "Es war das, was wir erwartet haben, dass sie versuchen, über diese Energie und über diese Emotionen ins Spiel zu finden. Wir haben das gut gemacht, was wir uns vorgenommen haben. Wir haben uns nicht darauf eingelassen, haben das Spiel nicht zu wild werden lassen und unser Spiel gemacht."

Der FC Bayern war spielerisch überlegen, musste sich den 2:1-Erfolg aber dennoch hart erkämpfen. "Dass es schwer ist gegen südamerikanische Mannschaften, haben wir in diesem Turnier schon mitbekommen", sagte Torwart Manuel Neuer. "Wir sind die erste Mannschaft, die eine südamerikanische Mannschaft geschlagen hat. Daher sind wir froh, mit sechs Punkten in das Turnier gestartet zu sein."

Harry Kane findet zurück zur Effektivität

Der FC Bayern hat sich dadurch vorzeitig für das Achtelfinale qualifiziert. Das erste Gruppenspiel gegen Auckland City aus Neuseeland wurde mit 10:0 gewonnen. Die Kuriosität lag darin, dass ausgerechnet Torjäger Harry Kane in jener Partie ohne Torbeteiligung blieb. "Wenn deine Mannschaft zehn Tore schiesst und du als Stürmer selber kein Tor machst, ist das natürlich eine vergebene Chance", gab Kane zu.

Umso erfreulicher für ihn, dass er gegen Boca Juniors zurück zur Effektivität fand. In der 18. Minute erzielte er das 1:0, in der 84. Minute bereitete er das 2:1 für Michael Olise vor. "Wir spielten hier bei heissem Wetter und inmitten einer aggressiven Atmosphäre", sagte Kane über die Herausforderung des Spiels.

"Es war hart, aber ich fand die erste Halbzeit richtig gut. In der zweiten Halbzeit wurde es dann hart. Sie haben uns etwas unter Druck gesetzt und übernahmen das Momentum. Aber nachdem sie getroffen hatten, zogen wir das Spiel wieder auf unsere Seite."

Einziger Wermutstropfen: Beim Gegentreffer zum 1:1 war die typische Anfälligkeit von Bayern bei gegnerischen Kontern sichtbar. Olise verlor im gegnerischen Drittel den Ball, woraufhin Boca schnell umschaltete. Innenverteidiger Tah gab kein gutes Bild ab, weil er den in die Tiefe startenden Miguel Merentiel entkommen liess und dieser ins Tor traf.

Aktiv und quirlig: Kingsley Coman in guter Form

Einer der auffälligsten Bayern-Spieler auf dem Platz war Kingsley Coman, der zwar ohne Torbeteiligung blieb, aber dennoch seine fussballerische Qualität unterstrich. Besonders stark war seine Aktion in der 31. Minute, als er aussen an der Mittellinie eigentlich gefoult wurde, dennoch auf den Beinen blieb, nicht vom Ball zu trennen war und eine Traum-Vorlage in den Lauf von Olise spielte – auch wenn dieser die Chance ungenutzt liess.

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Helmer lobte die Leistung von Coman: "Er ist sehr aktiv, versucht seine Schnelligkeit auszunutzen, ist sehr quirlig." Der französische Flügelspieler wird in den Medien oftmals als Verkaufskandidat genannt, sagte allerdings im Vorfeld des Spiels gegen Boca, in München bleiben zu wollen. Beim Auftakt gegen Auckland City hatte Coman zwei Tore erzielt. Sportvorstand Max Eberl sagte danach: "King ist hier und bringt seine Leistung. Er ist ein aussergewöhnlicher Spieler, der letztes Jahr eine sehr, sehr gute Runde gespielt hat."

Helmer kann nachvollziehen, dass die Situation für Coman teilweise kompliziert war: "Es ist immer schwierig für einen Spieler, wenn man sich immer wieder verletzt, immer wieder einen neuen Anlauf nimmt. Dann spielst du wieder eine Zeit lang, verletzt dich wieder. Es ist schon bewundernswert, dass er immer wieder den Ehrgeiz und Biss hat. Und so wie er hier auftritt – alle Achtung."

Sorgen um Musiala vor dem Spiel gegen Benfica

Der FC Bayern trifft im letzten Gruppenspiel der Fifa-Klub-Weltmeisterschaft am Dienstagabend auf Benfica Lissabon. Neuer ist froh, "mit einem guten Gefühl aus den ersten beiden Spielen in das nächste Spiel gegen Benfica zu gehen". Die Qualifikation für das Achtelfinale ist zwar bereits fix. "Aber wir wollen trotzdem ein gutes Spiel machen, die drei Punkte holen und mit neun Punkten in die K.o.-Phase gehen."

Ob Jamal Musiala mitspielen wird, ist noch nicht sicher, weil dieser verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste. Kompany wollte noch keine Prognose abgeben. "Ich will unbedingt erstmal noch mit den Ärzten sprechen", sagte der Belgier. "Wir fliegen erstmal nach Orlando und werden morgen Genaues wissen."

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