Philipp Lahm ist kein Mann der klaren Worte. Stets diplomatisch und sympathisch, ist er der geborene Staatsmann. Umso verwunderlicher ist seine neue Kolumne.

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"Die Champions League sollte abwechslungsreich sein, sonst macht sie keinen Spass", schreibt Philipp Lahm am Anfang seiner Kolumne für die englische "Guardian"-Zeitung.

Was genau er damit meint? Nun, seit 2014 habe es eben nur Gewinner aus zwei Ländern gegeben, nämlich Spanien und England.

Philipp Lahm: "Die einzige Aussnahme war Bayern, aber ..."

Ausser in der Saison 2019/20, als der FC Bayern in Lissabon Paris Saint-Germain bezwang. Aber: "Sie profitierten von den Umständen der Pandemie", schränkt der frühere Aussenverteidiger diesen Erfolg ein.

Eine eigenwillige Erklärung. Klar, die Champions League in der Saison 2019/20 war speziell. Die letzten acht machten den Titel in einem Miniturnier in Lissabon im August 2020 unter sich aus - ohne Hin- und Rückspiel und unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Nur: Die besonderen Bedingungen galten eben nicht nur für den späteren Sieger aus Deutschland sondern auch für die anderen Viertelfinalisten RB Leipzig, Atlético Madrid, Atalanta, PSG, Manchester City, Olympique Lyon und den FC Barcelona.

Bayerns Triumph kleinzureden, wie es Lahm scheinbar tut, ist daher ein bisschen so, als wenn ein Fussballer sich nach Abpfiff über den holprigen Rasen beschwert. Eine nicht ideale Rahmenbedingung, die jedoch alle Teilnehmer betrifft.

Weltmeister von 2014 sieht Dominanz der Premier League und La Liga

Zurück zu Lahms Kolumne. Der Weltmeister-Kapitän von 2014 führt im "Guardian" weiter aus, dass es nicht nur eine gewisse Dominanz der spanischen und englischen Vereine im europäischen Spitzenfussball gegeben habe. Sondern auch, dass mit Real Madrid und Manchester City in der jüngeren Vergangenheit zwei Vereine die Champions League dominiert haben.

Umso schöner sei es, schreibt der Triple-Sieger von 2013, dass nun im Finale in München eine italienische Mannschaft auf einen französischen Klub trifft. Inters letzter CL-Triumph liegt immerhin 15 Jahre zurück - damals stand Lahm selbst noch auf dem Feld, als José Mourinhos Nerazzuri den FC Bayern 2:0 besiegten.

Für Paris Saint-Germain wäre es gar der erste CL-Titel überhaupt, falls Luis Enriqués Team das Finale in München für sich entscheidet. Bei PSG hebt Lahm in seiner Kolumne Ousmane Dembélé hervor, der ihm in seiner zentralen Rolle noch besser gefällt als auf den Flügeln, wo der Franzose zuvor gespielt hatte.

"Khvicha Kvaratskhelia erinnert mich wegen seines Kampfgeistes an meinen ehemaligen Teamkollegen Frank Ribéry."

Philipp Lahm in seiner "Guardian"-Kolumne

Ausserdem lobt Lahm den Georgier Khvicha Kvaratskhelia, der erst im vergangenen Winter zu den Parisern gestossen ist. "Er erinnert mich wegen seines Kampfgeistes an meinen ehemaligen Teamkollegen Franck Ribéry", schreibt der 41-Jährige.

Verlorenes "Finale dahoam" als Warnung an Paris Saint-Germain

Und Inter? "Die Spieler geben alles, weil sie spüren, dass dies ihre letzte Chance sein könnte", meint Lahm mit Blick auf das fortgeschrittene Alter vieler Schlüsselspieler wie Yann Sommer (36), Franceso Acerbi (37) oder Henrik Mkhitaryan (36).

Die mannschaftliche Geschlossenheit ohne grosse Stars und die taktische Finesse zeichne die Italiener aus, findet Lahm - und erinnert an das verlorene Finale dahoam 2012, als ebenfalls ein vermeintlicher Underdog Europas Krone holte: "Inter erinnert mich an Chelsea, die dies gegen uns bei Bayern ausgenutzt haben."

Verwendete Quellen: