Vincent Kompanys Start als Trainer des FC Bayern ist geglückt. Mit dem Beginn der Bundesliga wird sein Einfluss auf den deutschen Rekordmeister sichtbar werden.
Manchmal muss man sich immer noch die Augen reiben.
"Das Beste kommt zum Schluss", sagte Sportchef
Nach einem Jahr mit viel Drama und Lautstärke rund um Bayern-Coach
Er produziert trotz vieler Antworten in mindestens vier Sprachen keine Überschriften. Er verweist selbst bei kniffligen Fragen wie rund um die Personalie
"Es wird gearbeitet und das ist etwas, was uns gefehlt hat", sagte Ehrenpräsident Uli Hoeness zuletzt bei einem Sponsorenevent in Rottach-Eggern über seinen ersten Eindruck von Kompanys Wirken in München. Harte Arbeit – das betont auch Kompany immer wieder – ist für ihn nicht verhandelbar. Es war sein Selbstverständnis schon als Spieler. Es ist die Basis für seine unwahrscheinliche Karriere, die aus dem Jungen aus Brüssel einen der besten Verteidiger der Premier -eague-Geschichte gemacht hat. Und es ist auch die Basis für seinen steilen Aufstieg als Coach. Wird das nicht befolgt, kann es auch schonmal laut werden auf dem Trainingsplatz.
Der Konkurrenzkampf ist zurück beim FC Bayern
Hart arbeiten müssen die Münchner Stars unter Kompany nun nicht nur im Training, sondern auch für die eigene Spielzeit. Hier hat beim FC Bayern ein Umdenken eingesetzt. Der Kader ist gross und stark wie lange nicht mehr. Noch vor wenigen Monaten hiess die Devise in München: Die Stars müssen glücklich sein. Ständige Debatten darüber, wer auf der Bank sitzt, schaden nur. Diese Denkschule hat sich ein wenig als Sackgasse erwiesen. Nicht immer war Bayerns Bank den Gegnern zuletzt überlegen. Kamen ein oder zwei Verletzungen hinzu, wurde es schnell eng. Zum Leidwesen von Thomas Tuchel.
Kompany scheint diesen Konkurrenzkampf zu wollen. Auch wenn noch Spieler gehen sollen, kann er auf dem Flügel oder im zentralen Mittelfeld auf ganz unterschiedliche Spielertypen und Kombinationen setzen. Es spricht viel dafür, dass er das nutzen wird.
Gegen einige seiner Spieler spielte Kompany selbst noch
Schon im Pokal gegen Ulm war auffällig, wie engagiert und intensiv Bayern von Beginn an spielte und vor allem ins Pressing ging. Dienst nach Vorschrift wie zuletzt häufiger im Pokal war das nicht. Natürlich wollen sich alle unter dem neuen Trainer beweisen. Zudem macht es einen Unterschied, wenn auf jeder Position ein gleichwertiger Ersatz auf der Bank auf seinen Einsatz wartet. Kompany ist gut beraten, diese Dynamik zu nutzen.
Grosse Ehrfurcht gegenüber den grossen Namen im Kader scheint er ohnehin nicht mitzubringen. Warum auch. Gegen
Kompany setzt auf intensiveres Pressing
Spielerisch ist es noch etwas früh, um zu beurteilen welche Änderungen Kompany genau vornehmen wird. Schon jetzt scheint klar, dass er wieder höher und aggressiver pressen will. Zuletzt nicht unbedingt eine Stärke in Bayerns Spiel.
Im Spielaufbau rückt ein Aussenverteidiger stärker ins Zentrum, um dort Überzahlsituationen zu schaffen und dem offensiveren Sechser – zuletzt Joshua Kimmich – eine höhere Positionierung zu ermöglichen. Das erinnert dann stark an Guardiola. Auch Manuel Neuer scheint wieder etwas höher positioniert ins Aufbauspiel eingreifen zu sollen – alles mit dem Ziel, den tiefen Spielaufbau zu erleichtern. Auch einzelne Positionierungen scheinen sich zu verändern. Minjae Kim spielte in der Vorbereitung häufiger rechts in der Innenverteidigung. Insgesamt bleibt aber noch abzuwarten, wie genau die Handschrift von Kompany auf dem Feld aussehen wird.
Klar ist: Am Ende zählen in München nur die Ergebnisse. Daran wird natürlich auch Kompany gemessen. Kein noch so gutes Auftreten in der Öffentlichkeit, kein noch so intensives Training kann das kaschieren. Nach den Eindrücken der Vorbereitung kann der FC Bayern jedenfalls optimistisch auf den Saisonstart am Sonntag gegen den VfL Wolfsburg blicken. Vor allem ist es zum Start der Saison rund um den Rekordmeister so ruhig wie lange nicht. Das ist auch Vincent Kompanys Verdienst. "No Drama" eben.
Verwendete Quellen
- sueddeutsche.de: Hoeness: "Es ist zu wenig gearbeitet worden"
- sueddeutsche.de: "Der einzige Feind ist Bequemlichkeit"
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