Robert Lewandowski ist nicht mehr Kapitän der polnischen Nationalmannschaft – und auch so nicht mehr Teil davon. Der Stürmer-Star verkündete seinen vorläufigen Rücktritt und sprach wenig später über das schwierige Verhältnis mit seinem (Ex-)Trainer.
Am Wochenende erschütterte ein Beben den polnischen Fussball:
Der 36-Jährige will unter dem derzeitigen Trainer Michal Probierz nicht mehr für Polen spielen und hat den Druck auf den Verband damit massiv erhöht. "Angesichts der Umstände und des Vertrauensverlusts in den Trainer der polnischen Nationalmannschaft habe ich beschlossen, meine Tätigkeit in der polnischen Nationalmannschaft einzustellen, solange er im Amt ist", schrieb Lewandowski bei X.
Er hoffe, danach wieder "für die besten Fans der Welt spielen zu können". Der 36 Jahre alte Weltklasse-Stürmer, der früher für Borussia Dortmund und den FC Bayern München spielte, hatte nach einer langen Saison mit dem FC Barcelona auf das derzeit laufende Qualifikationsfenster verzichtet. Eine Entscheidung, die bei Trainer und Mitspielern nicht gut angekommen sein soll.
Zielinski soll künftig Kapitän sein
Vor Lewandowskis Post hatte Nationaltrainer Probierz erklärt, dass künftig nicht mehr der Stürmer, sondern Piotr Zielinski Kapitän des Nationalteams sein soll. "Der Trainer hat Robert Lewandowski, das ganze Team und den Trainer-Staff persönlich über seine Entscheidung informiert", hiess es in einem knappen Statement des Verbandes.
Die "Bild" berichtet unter Berufung auf mehrere polnische Medienberichte, dass die Mitspieler die Entscheidung von Probierz mit Freude zur Kenntnis genommen haben. Die Nationalspieler sollen bei der Nachricht über die Absetzung Lewandowskis sogar applaudiert haben. "Es gab kein nervöses Umherschauen, um zu sehen, wie man reagieren sollte, es gab sofort Applaus", wird der polnische Journalist Dariusz Dobek von "Przegląd Sportowy Onet" zitiert.
"Der Trainer hat mein Vertrauen missbraucht."
Im Interview mit "WP SportoweFakty" sprach Lewandowski jetzt selbst über seinen Rücktritt und die Umstände, dabei macht er seinem (Ex-)Trainer schwere Vorwürfe. Was den Star des FC Barcelona vor allem stört, ist die Art und Weise, wie ihm die Absetzung als Kapitän mitgeteilt wurde: "Ich bekam einen überraschenden Anruf von Michal, der mir mitteilte, dass er beschlossen habe, mir die Binde abzunehmen. Darauf war ich überhaupt nicht vorbereitet, ich habe die Kinder ins Bett gebracht. Das Gespräch dauerte ein paar Minuten."
Im Interview betont Lewandowski, dass es ihm nicht um die Entscheidung an sich ginge, "sondern um die Art und Weise der Kommunikation. Der Trainer hat mein Vertrauen missbraucht." Nur kurz nach dem Telefonat veröffentlichte der polnische Verband dann die offizielle Mitteilung, in der über den Wechsel des Kapitänsamts informiert wurde. Lewandowski selbst erklärte im Interview, er habe nicht einmal Zeit gehabt, mit seiner Familie über die Situation zu sprechen.

Kurz nach Veröffentlichung der Verbandsmitteilung verkündete Lewandowski dann seinen vorläufigen Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Der Stürmer-Star äussert im Interview auch eine Theorie, warum er als Kapitän abgesägt worden ist: "Es ist schwer für mich zu sagen, was hinter dieser Entscheidung steckt. Ich habe den Eindruck, dass der Trainer sich dem Druck der Medien gebeugt hat."
"Unabhängig von der Form der Mitteilung des Trainers hat sich Lewandowski jedoch skandalös verhalten."
Die polnische Tageszeitung "Rzeczpospolita" reagierte nach dem Eklat deutlich: Zwar hätte Probierz Lewandowski seine Entscheidung auch anders mitteilen können, schreibt die Zeitung. "Unabhängig von der Form der Mitteilung des Trainers hat sich Lewandowski jedoch skandalös verhalten. Seine Erklärung kann so verstanden werden: Entweder bin ich Kapitän, dann spiele ich, oder ich bin es nicht – dann spiele ich nicht. Aber Lewandowski spielt nicht für Probierz, sondern für die Nationalmannschaft seines Landes, die das höchste Gut ist." Lewandowski scheint den Bezug zur Realität verloren zu haben, schreibt die "Rzeczpospolita".
Lewandowski kann sich Comeback in der Nationalmannschaft vorstellen
Zwischen Probierz und ihm seien "Dinge passiert, die schwer zu vergessen sind", erklärte Lewandowski im Interivew, ohne dabei ins Detail zu gehen. Jedenfalls wird deutlich, dass das Verhältnis zwischen Trainer und Spieler mehr als zerrüttet ist. Ganz schliessen möchte Lewandowski die Tür zur Nationalmannschaft allerdings noch nicht: "Ich möchte in Ruhe über alles nachdenken. Heute herrscht Bedauern und Wut. Ich habe mich immer für die Nationalmannschaft eingesetzt. In dieser Hinsicht hat sich nichts geändert."
Es könnte nach 158 Länderspielen also nochmals zu einem Lewandowski-Comeback in der Nationalmannschaft kommen, dann aber nicht mit Probierz an der Seitenlinie – soviel ist sicher.
Verwendete Quellen
- X-Post von Robert Lewandowski
- bild.de: Kabinen-Applaus, als Lewandowski abgesetzt wurde
- sportowefakty.wp.pl: Robert Lewandowski: Mam żal. Takie sprawy załatwia się inaczej
- sportowefakty.wp.pl: Lewandowski ujawnia. To usłyszał od Probierza przez telefon
- pzpn.pl: Piotr Zieliński nowym kapitanem reprezentacji Polski
- dpa