Als Spieler und Funktionär kennt Oliver Bierhoff den DFB seit fast 30 Jahren. Nach der verkorksten WM in Katar 2022 als Manager der Nationalmannschaft ausgeschieden, sieht der frühere Mittelstürmer und Kapitän der DFB-Auswahl diese auf dem richtigen Weg zur EM daheim. Den Aufschwung macht Bierhoff vor allem am Bundestrainer fest.

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Oliver Bierhoff sieht nach den starken Auftritten gegen Frankreich und die Niederlande gute Chancen für die deutsche Nationalmannschaft bei der Heim-EM.

"Wir haben auf jeden Fall die Qualität im Kader. Und wenn wir mit der Mentalität spielen und der Geschlossenheit, dann ist da alles drin", sagte der ehemalige DFB-Geschäftsführer am Rande eines Pressetermins im Berliner Olympiastadion. Deutschland gehöre zu den Mitfavoriten. "Ich sehe keine Übermannschaft, vor der man grosse Angst haben müsste", sagte der 55-Jährige mit Blick auf die Konkurrenz.

"Da steht eine Mannschaft auf dem Platz."

Der frühere DFB-Sportdirektor Oliver Bierhoff ist begeistert von den ersten beiden Länderspielen im EM-Jahr

Bierhoff zeigte sich positiv überrascht, wie schnell die von Bundestrainer Julian Nagelsmann an vielen Stellen veränderte Mannschaft bei den Siegen in den beiden Testspielen zueinander gefunden habe. "Das ist für mich beeindruckend gewesen, dass man das Gefühl hat, da steht eine Mannschaft auf dem Platz, da hilft einer dem anderen, da rennt einer für den anderen. Sie haben sehr diszipliniert ihre Rollen ausgefüllt", sagte der Torschütze des Golden Goals beim EM-Titelgewinn 1996.

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Die deutschen Fans haben "den Glauben wieder bekommen"

"Die beiden Spiele haben dazu geführt, dass die Fans wieder optimistisch sind und sich auf das Turnier freuen. Sie haben den Glauben wieder bekommen", ergänzte Bierhoff. Die Spiele hätten gezeigt, "wie schnell eine Stimmung drehen kann."

Besonders in der Offensive sei die Qualität mit Spielern wie Jamal Musiala, Florian Wirtz und Leroy Sané gross. "Man muss dann sehen, wie am Ende die Abwehr steht. Die hat sich jetzt stabilisiert und das sehr diszipliniert gemacht. Aber auch, weil die komplette Mannschaft da sehr diszipliniert war. Das muss man dann bei den ganz heissen Spielen auch noch mal beobachten", sagte Bierhoff, der den DFB nach dem Vorrunden-Aus bei der WM in Katar Ende 2022 hatte verlassen müssen.

Oliver Bierhoff würde Julian Nagelsmann über die EM hinaus halten

Oliver Bierhoff während einer Pressekonferenz
Der ehemalige DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff sieht bei der EM 2024 keinen absoluten Topfavoriten, traut Gastgeber Deutschland aber "alles" zu. (Archivbild) © dpa / Federico Gambarini

Der Verband hat als Nachfolger von Hansi Flick im September 2023 mit Julian Nagelsmann Flicks einstigen Nachfolger beim FC Bayern München als neuen Bundestrainer installiert. Zunächst nur bis Turnierende. "Ich weiss nicht, welche Optionen noch abgeklärt wurden seitens des Verbandes. Aber sicherlich wird Julian der erste Ansprechpartner sein", vermutet Bierhoff. Er ist angetan von Nagelsmanns Arbeit. "Er ist ein Top-Trainer. Auch das, was ich aus dem Umfeld höre. Gute Kommunikation. Wenn er weiter Lust darauf hat, fände ich das absolut positiv."

Nagelsmanns Vertrag endet nach der EM, die die deutsche Mannschaft am 14. Juni in München gegen Schottland eröffnet. Der DFB möchte noch vor dem Turnierbeginn mit ihm verlängern. Der Trainer selbst hält sich noch bedeckt. "Das hat mit den zwei Spielen nichts zu tun, also von meiner Seite auf jeden Fall nicht", sagte der 36-Jährige nach dem 2:1 gegen die Niederlande bei RTL. "Entspannt bleiben, ich habe viel dazu gesagt. Wir tun gut daran, uns auf die Sachen zu fokussieren, die jetzt wichtig sind, das sind die Spiele. Alles andere ist ein bisschen Beiwerk."

Unter Julian Nagelsmanns Anleitung setzt die DFB-Elf "das richtige Zeichen"

Bierhoff merkte mit Blick auf Nagelsmanns Einfluss auf die Mannschaft an: "Es war eher überraschend, dass das, was er der Mannschaft mitgibt, dass das in den vorherigen Spielen noch nicht umgesetzt werden konnte." Die Testspielsiege gegen Frankreich und die Niederlande mit deutlich verbesserten Leistungen seien "rechtzeitig vor der EM das richtige Zeichen."

Bierhoff arbeitete insgesamt 18 Jahre lang für den Deutschen Fussball-Bund (DFB). Bierhoffs Vertrag als Geschäftsführer des DFB war nach der missglückten WM in Katar aufgelöst worden. Heute ist er für die Anlagefirma Finvia Sports und als Berater für das Deutschlandgeschäft der New England Patriots aus der amerikanischen Football-Profiliga NFL tätig. (dpa/sid/hau)

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