Marco Reus ist beim BVB derzeit nur als Teilzeitkraft gefragt, dem Routinier droht bei "seiner" Borussia ein Abgang durch die Hintertür.
Eigentlich war das neulich gegen den VfB Stuttgart ein Marco-Reus-Spiel: Der Rahmen anlässlich der Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag des Westfalenstadions gigantisch und fast schon kitschig überladen. Die Fans elektrisiert vor dem Spitzenspiel gegen die renitenten Schwaben. Und der BVB ja zwingend auf der Suche nach ein paar geistreichen Momenten in diesem enorm wichtigen Spiel.
Aber
Ein Spieler, der von November bis Anfang März verletzt gewesen war, dem sichtlich noch der Rhythmus fehlt und auch ein wenig die Wettkampfhärte. Von dem sich Terzic aber offensichtlich mehr Triebkraft auf der Position im zentralen offensiven Mittelfeld versprach als von Marco Reus.
Der durfte dann erst in der Schlussphase aufs Feld, zusammen mit
Reus nur noch ein Teilzeitarbeiter beim BVB
Es wird genug gute Gründe geben, warum Marco Reus‘ intuitives Spiel derzeit bei Borussia Dortmund allenfalls partiell gebraucht wird, warum er nur noch als Teilzeitkraft wirken darf. Wie im Spiel gegen den VfB, einen seiner ausgewiesenen "Lieblingsgegner": Reus kam davor auf 0,88 Torbeteiligungen in Spielen gegen die Stuttgarter, nur gegen Werder Bremen (0,96) und Borussia Mönchengladbach (1,16) ist seine Quote noch besser.
Oder am Mittwoch in der Champions League in Madrid, als Edin Terzic auf ein 4-3-3 umstellte und die Achterpositionen mit Nmecha und Marcel Sabitzer besetzte - deutlich robustere Spieler mit einer defensiveren Ausrichtung, die auch grosse Distanzen überbrücken und Bälle klauen können. Von beidem war im Metropolitano aber nichts zu sehen.
Marco Reus sah sich das Treiben 84 Minuten lang von draussen an, erst dann durfte er doch noch ein paar Minuten mitmischen. In seinem womöglich letzten Auswärtsspiel in der Königsklasse.
Reus‘ Abschied vom BVB naht
Der Trend hat sich im Verlauf der Rückserie längst manifestiert, nur in fünf der bisher 15 Partien in diesem Kalenderjahr war Reus noch ein Startspieler. Zwei Spiele verpasste er erkrankt, gegen Werder Bremen und Union Berlin sass er 90 Minuten komplett auf der Bank. In der Hinserie waren es noch 17 Startelf-Einsätze in 25 Pflichtspielen.
Seinen letzten Einsatz in einem "grossen" Spiel hatte Reus im Achtelfinale der Champions League in Eindhoven, das war Mitte Februar. In München, gegen Stuttgart und nun auch in Madrid waren zunächst andere Spieler gefragt. Weshalb eine beeindruckende Dortmunder Karriere in ihren vermeintlich letzten Zügen eher leise zu Ende gehen könnte.
In ein paar Wochen läuft Marco Reus‘ Vertrag beim BVB aus, nach dann zwölf Jahren steht offenbar der Abschied an. Angeblich verdichten sich die Anzeichen, dass Reus von der Borussia kein neues Vertragsangebot mehr bekommt. "Irgendwann wird es so weit sein, dass wir zwei, die viel für Borussia Dortmund geleistet haben, verlieren. Aber das fängt man dann auf, das hat es immer schon gegeben", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Interview mit "DAZN". Gemeint waren die Routiniers
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"Es waren und sind prägende Spieler", betonte Watzke, aber: "Wenn du auf das Karriereende zugehst, läuft das nicht linear ab. Deine Spieleinsätze werden nicht mehr. Man sieht das bei beiden. Sie sind nicht mehr bei jedem Spiel dabei, weil du auch längere Regenerationszeiten brauchst. Es ist nicht mehr so wie in ihrer besten Phase, als sie 45 Spiele von Beginn an gemacht haben."
Wobei Hummels aktuell tatsächlich "bei jedem Spiel dabei ist", seinen Kontrahenten Niklas Süle auf die Bank verdrängt hat und in der Innenverteidigung gesetzt ist. Ganz im Gegenteil zu Reus.
"Ich kenne keinen, der es gut findet, wenn er merkt, dass er in den letzten Jahren nicht mehr in jedem Spiel gesetzt ist", sagte Watzke. "Ich erwarte eigentlich auch, dass sie grimmig gucken, wenn sie nicht spielen. Es ist nur entscheidend, dass man keine negative Energie in die Mannschaft reinfliessen lässt."
Schafft Reus noch den 300. Scorerpunkt?
Reus‘ Idee, womöglich doch noch ein Jahr bei seinem Klub zu bleiben, stösst bei den Verantwortlichen offenbar auf wenig Gegenliebe. "Der BVB ist für mich ein Zuhause, was mir ein sehr gutes Gefühl gibt", hat der Spieler neulich bei einem Werbeshooting gesagt. "Das Umfeld passt. Du hast die besten Fans der Welt, du hast das schönste Stadion in Europa. Von daher gibt es schlechtere Argumente, als bei diesem Klub zu bleiben."
Nur: Argumente in eigener Sache kann der bald 35-Jährige auch kaum noch sammeln. Wie von seinem Vorgesetzten gefordert, verhält sich Reus trotz seiner unbefriedigenden Situation ruhig, macht seine Reservistenrolle nicht zum Thema.
Und auch nicht seine Zukunft, die unter Umständen in einem Engagement im Ausland liegen könnte. Angeblich habe es ihm die Major League Soccer in den USA angetan, nochmal ein grosses Abenteuer.
In Dortmund und beim BVB wird es - aller Voraussicht nach - nicht mehr weitergehen für eine der Ikonen dieses Klubs. 420 Spiele hat Reus für die Borussia absolviert, aktuell steht er bei 296 Torbeteiligungen. Vielleicht bekommt er die 300 ja noch voll und doch noch das eine oder andere Spiel von Beginn an und nicht "nur" als letzte Patrone von der Bank. Ein Abgang durch die Vordertür wäre Marco Reus jedenfalls zu wünschen.
Verwendete Quellen
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