Florian Wirtz ist der Wunschspieler des FC Bayern und offenbar will der Offensiv-Star auch nur nach München wechseln. Eine entscheidende Rolle spielt dabei wohl Uli Hoeness.

Eine Analyse
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Im vergangenen Sommer begeisterten sie bei der Heim-EM gemeinsam Millionen Menschen in Deutschland: Florian Wirtz und Jamal Musiala. Das Offensiv-Duo der deutschen Nationalmannschaft zauberte, wirbelte und trickste – und liess damit eine mächtig hohe Euphoriewelle durchs Land schwappen.

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Jamal Musiala und Florian Wirtz
Jamal Musiala (l.) und Florian Wirtz sorgten bei der EM im vergangenen Jahr für mächtig Furore. © IMAGO/osnapix/Hirnschal

Gut möglich, dass die DFB-Kollegen bald auch im Verein zusammenspielen werden. Wirtz ist der erklärte Wunschspieler des FC Bayern, daraus machen die Verantwortlichen des deutschen Rekordmeisters schon seit langer Zeit kein Geheimnis mehr.

Bericht: Wirtz will nur zum FC Bayern

Und die Münchner scheinen beste Aussichten auf eine Wirtz-Verpflichtung zu haben. Am Dienstag sorgte ein "Bild"-Bericht für Aufsehen, in dem es hiess, dass Wirtz nur zum FC Bayern wechseln möchte. Die anderen Interessenten, Real Madrid und Manchester City, sollen für ihn demnach keine Rolle spielen.

Entscheidenden Anteil an dieser Entwicklung könnte ein Mann haben, dessen Wort an der Säbener Strasse in München noch immer höchstes Gewicht hat: Uli Hoeness. Der ehemalige Top-Manager, mittlerweile Ehrenpräsident des Klubs, sitzt im Aufsichtsrat des FC Bayern. Trotz seines Rückzugs aus dem operativen Geschäft vor einigen Jahren zieht der 73-Jährige bei wichtigen Fragen noch immer die Fäden im Hintergrund. Und noch immer hat er mit öffentlichen – und bewusst gesetzten – Aussagen zu bestimmten Themen enorme Schlagkraft.

"Wenn ich einen Traum haben darf, dann würde ich sagen, dass Florian Wirtz zum FC Bayern muss."

Uli Hoeness im Interview mit "t-online"

So auch in der Causa Wirtz, als er beispielsweise Mitte Februar im Interview mit "t-online" erklärte: "Wenn ich einen Traum haben darf, dann würde ich sagen, dass Florian Wirtz zum FC Bayern muss. Das ist aber nur meine private Meinung." Wirtz sei "sicherlich ein Spieler, den wir nicht aus dem Auge lassen sollten", stellte Hoeness klar und erklärte, dass der FC Bayern "noch ruhiger in die Zukunft schauen" könne, wenn Wirtz in München "irgendwann mal" mit Jamal Musiala zusammenspielen sollte.

Erst kürzlich legte Hoeness nach, als er in der BR-Sendung "Blickpunkt Sport" erklärte, der FC Bayern sei finanziell "pumperlgesund". Im Gespräch ging es natürlich auch um Wirtz. Was Hoeness mit seinen Aussagen zum berühmt-berüchtigten Festgeldkonto der Münchner zwischen den Zeilen verlauten liess: Der FC Bayern wäre durchaus in der Lage, den Transfer von Wirtz zu stemmen.

Bei seinem Auftritt relativierte Hoeness damit eine Aussage, die er kurz zuvor im Interview mit der "Welt" gegeben hatte. In diesem machte er unter anderem unmissverständlich deutlich, dass der Klub einen strikten Sparkurs verfolgen müsse: "Der FC Bayern muss ganz klar sparen. Von unserem Festgeldkonto ist nicht mehr viel da." Für Traum-Spieler Wirtz scheinen Bosse und Aufsichtsrat jedoch eine Ausnahme machen zu wollen.

Hans-Joachim Wirtz: Vater ist gleichzeitig Berater des Leverkusen-Stars

Die öffentliche Charmeoffensive, vor allem vom vergangenen Februar, dürfte einer ganz besonders aufmerksam zur Kenntnis genommen haben: Hans-Joachim Wirtz. Denn der Vater des Leverkusen-Stars ist gleichzeitig auch dessen Berater. Er entscheidet (natürlich gemeinsam mit Sohn Florian) also, wohin die Reise in Zukunft gehen wird. Und der Weg könnte bald tatsächlich von Leverkusen nach München führen. Offen soll dabei wohl nur noch der Zeitpunkt sein; Wirtz' Vertrag beim Werksklub läuft noch bis 2027.

Zuletzt geisterte eine Ablösesumme von 150 Millionen Euro durch die Öffentlichkeit, die Leverkusen wohl für einen vorzeitigen Verkauf von Wirtz aufrufen wird. Verantwortlich dafür war Leverkusen-Boss Fernando Carro der bereits vor über einem Jahr gegenüber "Radio Marca" klarstellte, dass der Klub Wirtz nicht "für weniger als 150 Millionen Euro verkaufen" würde.

Von all dem will Hoeness nichts wissen, im BR wiegelte er ab: "Jetzt so zu tun, als wenn diese Geschichte eingetütet wäre, finde ich total unseriös", sagte er. Es werde über 150 Millionen Euro Ablöse gesprochen, auch das sei unseriös. "Alle sollten mal abwarten, bis eine Entscheidung getroffen wird, ob der Spieler den Verein verlassen will oder verlassen kann. Dann bin ich bereit, mich dazu zu äussern. Aber solange ist das alles Hokuspokus."

Carro hatte unlängst betont, es gebe "kein Angebot" für Wirtz vom FC Bayern, dem er eine "Show" vorwarf: "Die erzählen so viel, eigentlich gehört sich das nicht." Bayern-Sportvorstand Max Eberl wies das für sich und die Verantwortlichen in der sportlichen Leitung zurück.

Hoeness bestätigt Treffen mit Wirtz' Vater

Zurück zu Hoeness: Er und Wirtz' Vater sollen ein gutes Verhältnis zueinander pflegen, zwischen beiden soll es bereits mehrere Treffen bei Hoeness zuhause am Tegernsee gegeben haben. Ein Treffen im vergangenen Jahr bestätigte Hoeness jetzt im BR: "Da ging es gar nicht um einen Wechsel. Und die Leute, die so einen Schmarrn erzählen, müssen wissen, dass die Macht im Moment total bei Bayer Leverkusen steht. Sie haben noch einen Vertrag für zwei Jahre. Und wenn Leverkusen sagt, wir geben Wirtz nicht her, dann können wir uns auf den Kopf stellen", betonte Hoeness.

Hans-Joachim Wirtz fungiert als Berater seines Sohns Florian.
Hans-Joachim Wirtz fungiert als Berater seines Sohns Florian. © IMAGO/Jan Huebner/Jerry Andre

Vielmehr soll es bei dem Gespräch um eine allgemeine Beratung von Hoeness in Sachen Sponsoring gegangen sein. "Der Vater kam auf mich zu, ob ich ihm da helfen kann. Das war der Hintergrund", sagte Hoeness dazu. Nicht völlig ausgeschlossen, dass dabei jedoch auch zumindest kurz Sohn Florian Thema gewesen ist.

Vor rund einem Monat, im Rahmen des Achtelfinal-Hinspiels in der Champions League zwischen beiden Teams, soll es dann erneut zu einem Treffen am Tegernsee gekommen sein, das berichtete zuletzt die "Sport Bild". Weder Hoeness noch Vater Wirtz wollten sich jedoch dazu äussern. Klar ist jedoch: Die beiden kennen und – noch viel wichtiger – schätzen sich. Somit könnte Hoeness der entscheidende Faktor im Transfer-Poker um Wirtz sein.

Bis er sie (möglicherweise) gemeinsam beim FC Bayern spielen sehen wird, kann sich Hoeness erstmal Anfang Juni wieder von der Weltklasse des Offensiv-Duos Wirtz/Musiala überzeugen, wenn der DFB im Halbfinale der Nations League auf Portugal trifft. Vorausgesetzt, Musiala hat bis dahin seinen Muskelbündelriss überstanden. Ob mit oder ohne Musiala: Für Wirtz könnte das Duell am 4. Juni jedenfalls ein weiteres grosses Vorspielen vor den Augen des Bayern-Patrons sein. Das Spiel findet in der Münchner Allianz Arena statt. Wie passend.

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