Der ehemalige Bundesliga-Trainer Markus Weinzierl ist als Nachwuchsleiter für die Jugendarbeit des FC Bayern München verantwortlich. Damit schliesst sich für ihn ein Kreis: Er versuchte früher selbst als Spieler sein Glück beim FC Bayern.

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Markus Weinzierl gehörte einmal zu den meist geschätzten Trainern Deutschlands. Er führte den SSV Jahn Regensburg 2012 in die 2. Bundesliga, danach übernahm er Bundesliga-Aufsteiger FC Augsburg und erreichte drei Jahre später die Europa-League-Qualifikation.

2013/14 wurde Weinzierl von der Vereinigung der Vertragsfussballspieler sogar zum besten Trainer der Saison gewählt – noch vor Meistertrainer Pep Guardiola vom FC Bayern München und Jürgen Klopp vom Vizemeister Borussia Dortmund. Später trainierte Weinzierl den FC Schalke 04, den VfB Stuttgart und den 1. FC Nürnberg.

Letztere Profistation war allerdings wenig erfolgreich: Bereits nach gut vier Monaten wurde Weinzierl im Februar 2023 entlassen. Sein letztes Spiel als Profitrainer war eine 0:5-Pleite gegen den 1. FC Heidenheim. Doch der 50-Jährige fand eine neue Berufung. Seit Sommer 2024 ist er Sportlicher Leiter des FC Bayern Campus – der Nachwuchsabteilung des deutschen Rekordmeisters.

Der Unterschied zwischen Profitrainer und Nachwuchsleiter

Wie er sein Betätigungsfeld beschreibt? "Abwechslungsreich, spannend, herausfordernd", antwortet der 50-Jährige in einem Interview, das auf der Vereinswebseite "fcbayern.com" erschienen ist. "Als Trainer einer Profimannschaft denkt man meistens nur von Spiel zu Spiel. Als Verantwortlicher ist das ganz anders ausgelegt und auf mehrere Mannschaften."

Weinzierl ist für den kompletten sportlichen Bereich von der U11 bis zur U23 zuständig. "Ich habe sehr gute Leute links und rechts um mich herum, sodass ich meinen Fokus vermehrt auf den Leistungs- und Übergangsbereich legen kann", erzählt er. "Wir bereiten hier unsere Talente step by step für den Profi-Fussball vor."

Seine Erfahrung im Profifussball kommt ihm dabei zugute: "Als ehemaliger Bundesliga-Trainer weiss ich sehr gut, was oben gebraucht wird, was man dafür tun muss, wo man sich verbessern muss. Es macht richtig viel Spass, unsere Spieler dabei zu begleiten." Da Weinzierl früher ein Studium auf Lehramt fast abgeschlossen hatte, ist er zudem in der Pädagogik geschult.

Der Nachwuchs des FC Bayern ist durchaus erfolgreich. Die U19 des FC Bayern erreichte das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft und scheiterte erst in der Verlängerung an Bayer Leverkusen. Die U17 steht im Halbfinale und trifft am Pfingstsonntag auf Borussia Mönchengladbach.

Die 2. Herren-Mannschaft des FC Bayern landete in der Regionalliga Bayern auf Tabellenplatz 8. Dazu muss man allerdings wissen: Die Mannschaft ist sehr jung besetzt. Mit Ausnahme des 33-jährigen Steve Breitkreuz sind alle Akteure im Kader zwischen 17 und 22 Jahre alt, treffen in der 4. Liga allerdings auf viele erfahrene Gegner.

Viel Lob für Nachwuchsspieler Jonah Kusi-Asare und Lennart Karl

Die Ergebnisse stehen hier ohnehin nicht im Mittelpunkt. Laut Weinzierl gehe es vielmehr darum, "jedes einzelne Talent näher an den Profifussball zu bringen. Und ich bin mir sicher, dass einige aus dem Kader dieser Mannschaft kurz- bis mittelfristig ihren Weg in höheren Ligen machen werden. Vielleicht ja auch bei unseren Profis. So wie Jonah Kusi-Asare, der in den letzten Wochen sein Debüt gefeiert hat und regelmässig im Kader der ersten Mannschaft stand."

Zu den grössten Talenten im Bayern-Nachwuchs zählt auch der 17-jährige Lennart Karl. Der offensive Mittelfeldspieler ist deutscher U17-Nationalspieler (11 Spiele, 7 Tore), spielt für die U17 und U19 des FC Bayern und sass sogar in den Champions-League-Viertelfinalspielen gegen Inter Mailand als Ersatzspieler auf der Bank.

"Dass er als U17-Spieler bei der U19 zum Einsatz kommt, ist ein bedeutender Entwicklungsschritt für ihn. Er ist ein grossartiger Junge, sehr angenehm im täglichen Umgang und auf dem Boden geblieben", sagte Weinzierl, der die Qualität der Nachwuchsmannschaften auch insgesamt hoch einschätzt.

Enger Austausch mit Max Eberl und Vincent Kompany

"Die Qualität am Campus wird meiner Meinung nach immer grösser", wird er auf "fcbayern.com" zitiert. "Lennart ist nur ein Beispiel von mehreren Talenten, die den Sprung schaffen können." Der Austausch zwischen Nachwuchs- und Profibereich ist eng: "Wir sind im ständigen Kontakt mit Christoph Freund und Max Eberl, auch Vincent Kompany kümmert sich intensiv. Man sieht, dass das Interesse vom Vorstand gross ist."

Ein Vorbild für die jungen Spieler ist unter anderem Aleksandar Pavlović, der den Sprung vom Bayern-Nachwuchs zum Stammspieler der Profis und Nationalspieler geschafft hat. Der 21-Jährige hat noch immer einen engen Draht zur Nachwuchsabteilung und schaut sich gelegentlich deren Spiele vor Ort an.

"Super, dass er hier war, das ist Identifikation", sagte Weinzierl. "Jeder von den Jungs kann sich ihn als Vorbild nehmen. Er hat hart gearbeitet und alle Widerstände überwunden. Aleks war im richtigen Moment an der richtigen Stelle, das ist bei der Talententwicklung immer der Punkt, der kommen muss. Und dann brauchst du das nötige Glück. Das hat aber nur der, der immer wieder hart arbeitet."

Weinzierl gehörte als Spieler dem Profikader des FC Bayern an

Klar ist aber auch, dass nicht jeder talentierte Nachwuchsspieler den Sprung in den Profikader schaffen wird. Weinzierl weiss das nur allzu gut. Im Alter von 20 Jahren wechselte er selber von dem Regionallisten SV Lohhof zur 2. Mannschaft des FC Bayern. Der damalige Defensivspieler war Stammspieler in der Regionalliga, ehe er bei den Profis eine Chance bekam.

Immerhin: Ende 1997 sass er bei fünf Bundesligaspielen auf der Ersatzbank, wurde allerdings nicht eingewechselt. "Ich war bei den Amateuren und eines Tages bekam ich den Anruf, dass Giovanni Trapattoni mich bei einem Spiel gut gefunden hat", erinnerte er sich in einem Interview für den Podcast des 1. FC Nürnberg.

"Dann war ich bei den Profis dabei, habe auch einen Profivertrag unterschrieben und war Teil des Lizenzspielerkaders. Ich habe dort den Alltag miterleben dürfen und habe bei den Amateuren gespielt. Das war eine tolle Zeit mit vielen tollen Highlights, an die ich noch gerne denke", erzählte Weinzierl, der damals zumindest in Freundschaftsspielen der Profis zum Einsatz kam.

Im Sommer 1999 wechselte er zu dem Zweitligisten Stuttgarter Kickers, später spielte er in selbiger Spielklasse für die SpVgg Unterhaching und für den Regionalligisten SSV Jahn Regensburg. Allerdings konnte er sich nie dauerhaft als Leistungsträger etablieren. Der Grund dafür: "Ich war leider immer wieder ein verletzungsanfälliger Spieler, so kam es auch zu meinem Karriereende durch eine schwere Knieverletzung."

Dies hätte allerdings auch sein Gutes: "Dadurch habe ich früh den Umbruch vom Spieler zum Leben danach hinbekommen." Dieser Weg führte ihn schliesslich zum FC Bayern.

Verwendete Quellen