Bevor der FC Bayern München neue Spieler verpflichtet, findet eine lange und umfangreiche Beobachtung statt. Nils Schmadtke ist als Leiter der Scouting-Abteilung der Hauptverantwortliche dafür.

Wird über die Transfers des FC Bayern München gesprochen, stehen meist Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund im Mittelpunkt. Die Vorarbeit allerdings wird von anderen Leuten geleistet. Nils Schmadtke ist seit Oktober 2024 als Abteilungsleiter Scouting tätig. "Wir wollen potenzielle Spieler für den FC Bayern so früh wie möglich erkennen", sagte Sportdirektor Freund bei dessen Verpflichtung.

Mit einem grossen Netzwerk an Scouts werden Spieler in der ganzen Welt beobachtet, die der FC Bayern später möglicherweise verpflichtet. Schmadtke ist dafür hauptverantwortlich.

Vater Jörg Schmadtke war Torwart und Geschäftsführer in der Bundesliga

Der 36-Jährige wuchs in den Fussball hinein. Sein Vater Jörg Schmadtke ist früher als Bundesliga-Torwart aktiv gewesen, ehe er als Geschäftsführer Sport unter anderem bei Hannover 96, dem VfL Wolfsburg und dem 1. FC Köln in der Verantwortung stand. Sohnemann Nils Schmadtke versuchte sich ebenfalls im aktiven Fussball und lernte dadurch Eberl kennen.

"Ich habe ihn damals als Jugend-Torwart vom 1. FC Köln verpflichtet und nach Gladbach geholt", erzählte Eberl gegenüber der "Bild". Ursprünglich hatte Schmadtke nämlich den Wunsch, selber Fussballprofi zu werden. Von der U19 von Borussia Mönchengladbach wechselte er im Sommer 2008 zum FC Ingolstadt, der gerade in die 2. Bundesliga aufgestiegen war. Dies war rückblickend kein guter Karriereschritt, wie er später im "FohlenPodcast Der Talk" erzählte.

"Als 19-Jähriger kam ich zu einem Verein, der gerade aufgestiegen war, wo es eine Legende (Michael Lutz, Anm.d.Red.) für den Verein gegeben hat, der im Tor stand. Es war ein bisschen utopisch zu glauben, man würde dort spielen. Ich bin dann ein Stück weit an mir selber gescheitert, habe die Lust ein Stück weit am Fussball verloren, relativ zügig aufgehört und mich auf der Uni-Bank wiedergefunden."

Schmadtke studierte Sportmanagement in Iserlohn. Danach sammelte er bei seiner Spielerberatungs-Agentur erste Berufserfahrung. "Ich muss ehrlicherweise sagen, dass mir das nicht so gut gefallen hat", gab er zu. "Nach einem knappen Jahr tat sich eine andere Option auf. Ich ging zu einem Sportartikel-Hersteller. Diese Zeit war für mich sehr, sehr wichtig, weil ich ein sehr grosses Netzwerk aufbauen konnte, ich habe sehr viele Spieler, Vereine und Spielerberater kennengelernt."

Anfänge als Scout beim 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach

2016 begann seine Laufbahn als Scout – erst beim 1. FC Köln, später bei Borussia Mönchengladbach. "Das hat Spass gemacht. Es lief natürlich auch gut mit der Champions League. Ich denke immer gerne an diese Zeit zurück", so Schmadtke.

Im Sommer 2020 folgte der Wechsel zum VfL Wolfsburg, wo er die Leitung der Scouting-Abteilung übernahm. Genau wie in Köln folgte er seinem Vater, der zur jeweiligen Zeit der Geschäftsführer des Vereins war.

Die Tätigkeit eines Scouts unterscheidet sich von Verein zu Verein nur minimal, wie Schmadtke berichtete: "Es gibt Nuancen, was die Vereine suchen oder was für Spielerprofile sie gerne bei sich hätten. Aber im Grossen und Ganzen ist die Tätigkeit gleich."

Dennoch habe sich der Beruf über die Jahre verändert. "Der Spieler wird immer gläserner. Es gibt Plattformen, auf denen wirklich jedes Spiel der Welt zu sehen ist. Man muss nicht mehr zwangsläufig um die halbe Welt reisen, um einen Spieler zu entdecken, sondern geht auf die Plattformen und schaut sich die Spiele per Video an." Ausserdem gäbe es viele physische Daten, die über die Spieler erhoben werden.

Beim Scouting wird auch auf den Charakter geschaut

Im Idealfall schaut der Scout nicht nur auf die fussballerischen Qualitäten eines Spielers, sondern auch auf die Persönlichkeit. "Das ist natürlich nicht einfach", weiss Schmadtke. Hierfür kann es eben doch von Vorteil sein, vor Ort zu scouten.

"Wenn man zu einem Spiel geht, schaut man sich an, wie sich der Spieler beim Aufwärmen verhält und wie er während des Spiels mit den Mitspielern kommuniziert. Man versucht dadurch, gewisse Dinge abzuleiten. Im Endeffekt ist es aber extrem wichtig, sich im Netzwerk schlau zu machen, den Spieler auch zu treffen, ihm in die Augen zu gucken, gewisse Fragen zu stellen und auf die Reaktionen zu schauen", erzählt Schmadtke.

"Vielleicht fährt man, wenn es geht, auch zu demjenigen nach Hause, um einfach zu sehen, wie er lebt. Ich glaube, das gehört mittlerweile zu der Arbeit dazu. Beim reinen Scouting ist man limitiert, wenn man nur das Spiel beachtet."

Kurzes Sportdirektor-Intermezzo in Gladbach

Im Sommer 2023 kehrte er nach Gladbach zurück und nahm die Funktion des Sportdirektors ein. Diese Zusammenarbeit wurde allerdings nach einem Jahr wieder beendet. Dadurch war er frei, als die Anfrage des FC Bayern kam.

Schmadtke soll vielfach ein ähnliches Transfer-Gespür wie sein Vater bewiesen haben. "Die Gene sind vererbt", sagte Eberl. "Er hat schon sehr gute Spieler gefunden. Er hat seinem Vater sicher auch schon den ein oder anderen Tipp gegeben. Das Näschen hat er! Er kennt den Markt sehr gut, verfügt über ein sehr, sehr gutes Netzwerk. Das hilft uns auch, Campus und Lizenzbereich näher zusammenzubringen."

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Bislang scheint die Zusammenarbeit gut zu funktionieren. Schmadtke hat laut einem Bericht der "Sport Bild" die Scouting-Abteilung des FC Bayern verändert. Das Haupt-Augenmerk wird auf das Live-Scouting gelegt. Das bedeutet: Die Bayern-Scouts sollen unterwegs sein und die Kandidaten nicht nur am Bildschirm beobachten, sondern vor allem vor Ort im Stadion.

Die Erkenntnisse, die Schmadtke und sein Team über die verschiedenen Spieler erlangen, werden in gemeinsamen Meetings mit Freund, Eberl und Trainer Vincent Kompany besprochen. Im Idealfall führt dies zum Transfer eines Spielers, der beim FC Bayern voll durchstartet.

Verwendete Quellen