• Hasan Salihamidzic wurde beim Meister-Empfang des FC Bayern München von den eigenen Fans ausgepfiffen.
  • Aufsichtsratsmitglied und Ehrenpräsident Uli Hoeness nimmt den Sport-Vorstand in Schutz.
  • Doch wie ist die Arbeit von Salihamidzic wirklich zu bewerten?

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Für Hasan Salihamidzic war das vergangene Wochenende weniger angenehm als für die Spieler. Während Thomas Müller & Co. am Samstagabend beim Meister-Empfang im Paulaner-Biergarten am Nockherberg von rund 1.000 Anhängern bejubelt wurden, gab es für den Sport-Vorstand viele Pfiffe.

Salihamidzic scheint sich zum Buhmann des FC Bayern München zu entwickeln. Doch ist die Kritik berechtigt? Ehrenpräsident und Aufsichtsratsmitglied Uli Hoeness nimmt den 45-Jährigen in Schutz und sagte am Sonntag gegenüber den Medien: "Da wird sich immer nur einer herausgepickt. Als wir sechs Titel gewonnen haben, habe ich keinen gehört, der 'Hasan, Hasan' gerufen hat. Jetzt, wo wir die Champions League nicht gewinnen, jetzt ist er allein schuld. Das kann nicht sein."

Sportlich ist die Ära unter Salihamidzic zweifelsohne erfolgreich. Seit August 2017 ist er für den sportlichen Bereich des FC Bayern verantwortlich – anfangs noch als Sportdirektor, seit Juli 2020 im Vorstand. In dieser Zeit gewann der Verein unter anderem fünfmal die Deutsche Meisterschaft, zweimal den DFB-Pokal und jeweils einmal die Champions League und die FIFA-Klub-Weltmeisterschaft.

Dickes Transferminus

Doch in seiner Funktion als Sport-Vorstand muss er sich auch an anderen Leistungen messen lassen. Stichwort Kaderplanung: Seit Sommer 2018 hat er laut "transfermarkt.de" rund 284,25 Millionen Euro für Spielertransfers ausgegeben. Auf der anderen Seite wurden allerdings nur 164,25 Millionen Euro durch Verkäufe wieder eingenommen. Das Transferminus beläuft sich demzufolge auf rund 120 Millionen Euro.

Nun mag es für einen Verein wie den FC Bayern München nicht ungewöhnlich sein, mehr Geld auf dem Transfermarkt auszugeben als einzunehmen. Gleichwohl wäre das vermeidbar gewesen, hätte es nicht die ablösefreien Abgänge von David Alaba (Real Madrid) und Niklas Süle (Borussia Dortmund) gegeben.

Robert Lewandowski dürfte der nächste Spieler dieser Kategorie sein, sofern in diesem Sommer kein Verkauf stattfindet. Salihamidzic scheint das auszuschliessen und sagte gegenüber "sky": "Lewa hat Vertrag bis zum Sommer nächsten Jahres. Das ist Fakt."

Die Rekord-Transfers waren bislang keine Volltreffer

Ein allzu glückliches Händchen auf dem Transfermarkt hatte Salihamidzic, der gemeinsam mit dem Technischen Direktor Marco Neppe die Kaderplanung vornimmt, zuletzt eher nicht. Die drei teuersten Transfers der Vereinsgeschichte fanden alle unter seiner Führung statt. Lucas Hernandez kostete etwa 80 Millionen Euro, Leroy Sané rund 60 Millionen Euro, Dayot Upamecano ca. 42,5 Millionen Euro.

Für diese zusammengerechnet etwa 182,5 Millionen Euro bekam der FC Bayern drei Spieler, die trotz des grossen Potenzials bislang wenig Konstanz hatten. Upamecano unterliefen in der Abwehr immer wieder Patzer. Hernandez erweist sich oftmals als nicht handlungsschnell genug. Und Sané konnte in der Rückrunde nicht an die starke Hinrunde anknüpfen. Keiner von ihnen ist ein Flop – aber bislang eben auch kein Volltreffer.

Zudem hat es unter der Leitung von Salihamidzic einige andere Millionen-Transfers gegeben, die bislang überhaupt nicht funktionierten und bereits als Flop bezeichnet wurden.

Beispiele dafür sind Marcel Sabitzer (ca. 15 Millionen Euro Ablöse), Bouna Sarr (8 Millionen Euro) und der mittlerweile wieder abgewanderte Michaël Cuisance (8 Millionen Euro). Auch die im Sommer 2019 bejubelte Ausleihe von Superstar Philippe Coutinho (Leihgebühr 8,5 Millionen Euro) konnte die Erwartungen nicht erfüllen.

Verrückt: Die beste Transferperiode hatte Salihamidzic, als er am wenigsten Geld ausgab. In der Saison 2018/2019 investierte er lediglich zehn Millionen Euro in den Kader. Dafür bekam er den Ausnahme-Linksverteidiger Alphonso Davies und den ablösefreien Leon Goretzka. Beide wurden zu echten Top-Stars des FC Bayern.

Auf der anderen Seite wurden damals 84 Millionen Euro durch Spielerverkäufe eingenommen. Und keiner der Spieler, die damals verkauft wurden (Douglas Costa, Arturo Vidal, Sebastian Rudy, Sandro Wagner, Juan Bernat), war unersetzbar.

Um die Kritik verstummen zu lassen, bräuchte Salihamidzic erneut eine erfolgreiche Transferperiode. Der einzige Neuzugang, der bislang feststeht, ist Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui von Ajax Amsterdam. Weitere Verpflichtungen sollen folgen.

Unstimmigkeiten mit Nagelsmann deuten sich an

Trainer Julian Nagelsmann macht Druck und sagte bereits Mitte April gegenüber "DAZN": "Du darfst einfach nicht viele Transfer-Perioden verschlafen, denn so viele hast du nicht." Laut einem Bericht der "Sport Bild" soll das Verhältnis zwischen Nagelsmann und Salihamidzic angespannt sein.

Unstimmigkeiten zeigen sich mittlerweile auch in der Öffentlichkeit. Denn während Nagelsmann nach Verstärkungen fordert (zuletzt wünschte er sich "ein, zwei Pressingmaschinen"), sieht Salihamidzic weniger Handlungsbedarf und sagte "Es wird nicht so sein, dass wir grosse Risiken eingehen." Denn: "Wenn wir unseren Kader anschauen, dann haben wir auf jeder Position Top-Spieler."

Bereits mit Ex-Trainer Hansi Flick soll es Unstimmigkeiten gegeben haben. Letztendlich erfolgte die Trennung. Salihamidzic darf nicht zulassen, dass sich diese Geschichte wiederholt. Ansonsten wäre womöglich auch er im Verein nicht mehr unumstritten.

Verwendete Quellen:

  • Sport Bild (19/2022): Darum brodelt es zwischen Brazzo und Nagelsmann
  • Transfermarkt.de: FC Bayern München – alle Transfers
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