Lennart Karl ist das vielleicht grösste Nachwuchstalent des FC Bayern München. Experten wie Stefan Effenberg und Matthias Sammer empfehlen, den 17-Jährigen nun auch in der Champions League vermehrt einzusetzen – so wie damals Thomas Müller.

Lennart Karl fliegen die Sympathien der Fans entgegen. Dies ist sofort festzustellen, wenn der 17-Jährige ins Spiel kommt. Grosser Jubel brandete in der Allianz-Arena auf, als der junge Offensivspieler gegen den Hamburger SV zur Einwechslung beordert wurde.

Das Eigengewächs des FC Bayern zeigte sofort, warum er als grosser Hoffnungsträger gilt. Das Spiel war aufgrund der 5:0-Führung zwar längst entschieden, dennoch sorgte Karl für neue Impulse im Offensivspiel und erwies sich als agil und abschlussfreudig.

Um das einmal in Zahlen auszudrücken: In seiner Einsatzzeit von 27 Minuten brachte er zwei Schüsse auf das Tor, hatte eine Passquote von 96 Prozent, gewann 75 Prozent seiner Zweikämpfe und setzte sich bei 75 Prozent seiner Dribblings durch.

In der Saisonvorbereitung Tor des Monats geschossen

Zwar wartet Karl nach fünf Pflichtspiel-Einsätzen für den FC Bayern weiter auf seine erste Torbeteiligung. Dafür bewies er bereits in der Saisonvorbereitung in den Spielen gegen Tottenham Hotspur und den Grasshopper Club Zürich seine Treffsicherheit. Sein Tor gegen Tottenham wurde von den Fans des FC Bayern sogar zum Tor des Monats August gewählt. Gefühlvoll schlenzte der 17-Jährige den Ball von der Strafraumgrenze ins lange Eck.

Karl ist trotz seines jungen Alters voll in der Mannschaft integriert. "Ich bin ja einer der jüngsten Spieler, fühle mich aber richtig wohl in der Mannschaft. Die Jungs nehmen mich perfekt auf. Ich kann meine Stärken zeigen und arbeite an meinen Schwächen", sagte er Mitte August nach dem Testspiel gegen Zürich.

Khedira: "Karl ist die heisseste Aktie, die wir haben"

In der laufenden Saison wurde Karl in zwei Bundesligaspielen und im Supercup eingewechselt, stand zudem im DFB-Pokalspiel gegen die SV Wehen Wiesbaden in der Startelf. Ein Weltmeister von 2014 gerät regelrecht ins Schwärmen, wenn er über Karl spricht.

"Lennart Karl ist die heisseste Aktie, die wir haben", sagte der ehemalige deutsche Nationalspieler Sami Khedira im "kicker" über den deutschen Fussball. "Er hat einen unheimlich grossen Spielwitz. Er hat diese gewisse Arroganz – aber eine gesunde Arroganz. Die liebe ich einfach. Das sind Spieler, die wissen: Ich bin unheimlich gut, aber ich respektiere trotzdem die gestandenen Profis."

Effenberg: Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt für Karl & Co.

Stefan Effenberg sieht das ähnlich. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, um auf Talente wie Karl zu setzen, erklärte der frühere Spieler des FC Bayern gegenüber der "Sport Bild". Denn: "Wenn es in die heisse Phase der Saison geht, weiss ich nicht, ob der Verein den Mut hat, sie einfach mal zu bringen." Deshalb müssten die jungen Spieler sich "von heute bis in den Dezember hinein" beweisen.

"Dann wird ein Fazit gezogen, und wenn sie performt haben, kannst du die auch im Frühjahr in der Liga, dem DFB-Pokal und auch in der Champions League einsetzen", so Effenberg. Am Mittwoch sass Karl beim 3:1 gegen den FC Chelsea auf der Ersatzbank, wurde allerdings nicht eingesetzt.

Gut möglich, dass sein Debüt in der Champions League bald erfolgen wird. Spiele gegen vermeintlich kleinere Gegner wie Paphos FC (30.9) aus Zypern oder den FC Brügge (22.10.) aus Belgien könnten sich dafür anbieten.

Sammer erinnert an die Beispiele Thomas Müller und Holger Badstuber

Auch der frühere Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer hofft darauf, dass beim deutschen Rekordmeister speziell in dieser Saisonphase auf Talente gesetzt wird. In einer Medienrunde von "Prime Video", an der unsere Redaktion teilnahm, erinnerte er daran, dass "beim FC Bayern unter Louis van Gaal damals Spieler wie Holger Badstuber und Thomas Müller" ihre Chancen bekamen.

Zur Erinnerung: Müller wurde in der Saison 2009/2010, rund um seinen 20. Geburtstag, in zwölf von 13 Champions-League-Spielen in die Startelf gestellt. Lediglich ein Spiel verpasste er aufgrund einer Gelb-Rot-Sperre. Auch Badstuber stand in zwölf Spielen in der Startelf – einmal fehlte er gelbgesperrt. Die Gruppenphase wurde damals genutzt, um den Entwicklungsprozess dieser jungen Spieler zu beschleunigen.

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Ähnliches könnte er sich auch jetzt beim FC Bayern vorstellen. "Die Vorrunde ist für die Top-Top-Mannschaften ohnehin nur dazu da, nichts zu versauen", sagte Sammer lachend. Daher würde er "die Vorrunde verbinden mit Lennart Karl oder auch Wisdom Mike – ein paar junge Spieler. Das macht den Club für mich greifbar und sympathisch." Auch für die Identität des Vereins wäre das "überragend".

Die grosse Beliebtheit von Karl bei den Fans unterstreicht diese These.

Vewendete Quellen

  • Presserunde von Prime Video
  • Sport Bild Champions League Sonderheft: "Du musst die Jungen loslassen"
  • Kicker (76/2025): "Für Bundesliga ist die Bundesliga ein Schlaraffenland"