Einen Monat vor der EM in der Schweiz haben sich die DFB-Frauen mit ihrem Bundestrainer ausgesprochen. Das interne Meeting ging von Christian Wück selbst aus, nachdem es zuletzt starke Kritik an seinem Kommunikationsstil gegeben hatte.
Nach der Kritik dreier ausgebooteter Nationalspielerinnen an Bundestrainer
Freigang, die in 38 Länderspielen 16 Tore erzielt hat, beantwortete die Frage unserer Redaktion, inwiefern Wücks mangelnde Kommunikation mit den drei nicht nominierten, aber zuvor gestandenden Nationalspielerinnen Thema in der Mannschaft gewesen sei, zunächst diplomatisch, wurde dann aber auch deutlich. Das Thema sei "so ein bisschen der Elefant im Raum in den letzten Tagen gewesen", sagte Freigang, zu Beginn ihrer Antwort, "zumindest in der Öffentlichkeit".
Störfeuer im Lager der DFB-Frauen: Felicitas Rauch und Nicole Anyomi kritisieren Christian Wück
Zum Hintergrund: In den vergangenen Wochen und Monaten hatten die erfahrenen Nationalspielerinnen Felicitas Rauch (NC Courage, 50 Länderspiele),

Den Anfang machte Bayerns Linksverteidigerin Simon im März im Interview mit unserer Redaktion, als sie zugab, dass es "natürlich nicht leicht" für sie sei, dass sie im Verein Stammspielerin in der Champions League sei, in der Nationalmannschaft aber seit 2023 nicht mehr berücksichtigt wurde.
In den Wochen nach dem Interview gab es dann ein Gespräch zwischen Wück und Simon, wie beide öffentlich bestätigten. Für eine Wieder-Nominierung der 32-Jährigen, die mit dem FC Bayern das erste nationale Double der Vereinsgeschichte holte, reichte es aber nicht.
Wücks Verzicht auf die beiden Linksverteidigerinnen Rauch und Simon, sowie die Tatsache, dass er die beiden Spielerinnen – und Anyomi – vor ihren jeweiligen Nichtnominierungen nicht privat informierte, hatte in der Öffentlichkeit hohe Wellen geschlagen.
Instagram-Beitrag von ausgemusterter Nationalspielerin bekommt viele Likes: Auch von DFB-Star Jule Brand
Und offenbar auch im Teamlager. Beispielsweise klickte DFB-Stammspielerin
Auch Freigang gab am Dienstag auf die Frage unserer Redaktion zu, dass der Kommunikationsstil des Bundestrainers durchaus ein Thema gewesen sei unter den Spielerinnen, die den Sprung in Wücks Kader für die bevorstehenden Länderspiele gegen die Niederlande und Österreich geschafft haben.
"Was auf jeden Fall wichtig ist, dass wir es auch intern angesprochen haben, dass das eine Sache ist, die natürlich aufgegriffen und nicht einfach stehen gelassen wird."
Innenverteidigerin Rebecca Knaak von Manchester City, die bei der Dienstags-PK neben Freigang sass, ergänzte: "Wir hatten eine interne Besprechung, vom Trainerteam ausgehend."
"Mir aber nicht mal einen Grund zu nennen, verstehe ich einfach nicht"
Die langjährige Linksverteidigerin Rauch hatte sich vergangene Woche auf Social Media über die Nichtnominierung durch Wück und dessen Umgang damit beschwert. "Mich nicht einzuladen, ist das eine. Mich nicht zu informieren und mir aber nicht mal einen Grund zu nennen, verstehe ich einfach nicht. Hier wünschte ich mir eine viel transparentere Kommunikation", schrieb die Abwehrspielerin vom US-Klub North Carolina Courage bei Instagram. "Ich bin sehr enttäuscht!"
Zudem hatte die in diesem Jahr nicht berücksichtigte Stürmerin Anyomi, die in der abgelaufenen Bundesliga-Saison die meisten direkten Torbeteiligungen verzeichnet (14 Treffer, 9 Vorlagen), den Trainer kritisiert: "Es hat zuletzt kein konkreter und direkter Austausch stattgefunden."
Wenige Tage nach Anyomis Kritik bei "watson.de" sagte Wück in einer DFB-Pressekonferenz, dass er Anyomi für die beiden bevorstehenden Länderspiele nominieren wollte. Die 25-Jährige von Eintracht Frankfurt musste dieses Mal jedoch verletzungsbedingt absagen, teilte der Bundestrainer in der digitalen Pressekonferenz zur Bekanntgabe seines Nations-League-Kaders mit.
Freigang und Knaak wählen schlichtende Worte vor den Spielen in der Nations League
"Ich glaube, dass wir das alles ziemlich differenziert sehen. Wir haben darüber gesprochen. Alle sind bemüht, da zueinanderzufinden, das ist das Wichtigste", erklärte Freigang nun und sagte über den Bundestrainer: "Der Christian ist neu zur Mannschaft dazugekommen, er muss wahrscheinlich auch seinen Weg finden. Und wir müssen ihn auch in gewisser Weise verstehen können."
Der Wille sei jedenfalls da, die Kommunikation so gut wie möglich zu gestalten. "Ich glaube, dass wir das so weit besprochen haben, dass da für uns gar keine Fragen mehr aufkommen sollten", sagte die Offensivspielerin.
Die besten Antworten können Trainer und Team sowieso auf dem Platz geben. Die Nations-League-Spiele am Freitag in Bremen gegen die Niederlande und am Dienstag in Wien gegen Österreich sind die letzten Spiele vor der Europameisterschaft, die im Juli in der Schweiz stattfindet.