Als neuer Kapitän ist Joshua Kimmich das Gesicht der deutschen Nationalmannschaft. Das könnte das Interesse europäischer Top-Vereine an ihm weiter steigern. Dem FC Bayern München droht schlimmstenfalls ein ablösefreier Abgang.

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Joshua Kimmich fühlt sich in seiner neuen Rolle wohl. "Man ist schon stolz, man träumt immer davon, Nationalspieler zu werden. Es ist dann aber sehr weit weg, Kapitän zu sein. Das ist etwas ganz Besonderes", sagte der 29-Jährige, der die Binde beim DFB-Team vom zurückgetretenen Ilkay Gündogan übernahm.

Am Samstagabend führte Kimmich das DFB-Team beim Nations-League-Auftakt zu einem 5:0 gegen Ungarn. Er selbst bezeichnete dies als einen "nahezu" perfekten Abend. Dienstagabend folgt mit dem Auswärtsspiel in den Niederlanden (20:45 Uhr) wohl aber eine grössere Herausforderung. In solchen Spielen dürfte Kimmich als Führungsspieler besonders gefordert sein.

Er liess sich von Kapitänen inspirieren, die er selber auf dem Spielfeld miterlebt hat. "Bei Bayern waren das Philipp (Lahm) und lange Zeit Manuel (Neuer) und eben Ilkay (Gündogan). Ich glaube, dass es jeder anders macht auf seine Art", sagte er.

Kimmich ist als Führungsspieler besonders wichtig, weil mit Neuer (38) und Thomas Müller (wird am Freitag 35) zwei langjährige Anführer der Nationalmannschaft zurückgetreten sind. Dies könnte auch beim FC Bayern zeitnah der Fall sein.

Zukunft von Kimmich beim FC Bayern ungewiss

Das Problem aus Vereinssicht ist allerdings: Kimmich könnte ebenfalls abspringen. Er befindet sich beim deutschen Rekordmeister im letzten Vertragsjahr. Seine Zukunft ist völlig ungewiss. Liessen Medienberichte in den vergangenen Monaten vermuten, die Wege könnten sich trennen, könnte es nun eine Kehrtwende geben.

Laut einem Bericht der "Sport Bild" soll Sportvorstand Max Eberl frühzeitig das Gespräch mit Kimmich gesucht haben. Dabei soll ihm gegenüber kommuniziert worden sein, dass Kimmich vom Trainer und von der Vereinsführung die volle Unterstützung bekommt, damit er im Mittelfeld des FC Bayern wieder zu einem absoluten Anführer wird.

In der zurückliegenden Saison hatte Kimmich diesen Status zeitweise verloren, weil Ex-Trainer Thomas Tuchel ihm öffentlich die Eignung als Sechser beziehungsweise defensiven Mittelfeldspieler absprach. Kimmich wurde zum Rechtsverteidiger umfunktioniert, kehrte nun aber unter Vincent Kompany wieder ins Mittelfeld zurück.

Akzeptiert Kimmich weniger Gehalt?

Der FC Bayern scheint nun wieder dauerhaft mit ihm zu planen. Gespräche über eine Vertragsverlängerung sollen dem Bericht zufolge zeitnah erfolgen. Allerdings dürften diese wohl nur von Erfolg gekrönt sein, wenn Kimmich Abstriche beim Gehalt akzeptiert. Momentan soll er im Jahr angeblich rund 15 Millionen Euro plus fünf Millionen Euro an Bonuszahlungen verdienen.

Was die Sache für Eberl erschwert: Kimmich hat im Sommer 2025 als ablösefreier Spieler, der sich dann mit seinen 30 Jahren in einem noch guten Fussball-Alter befindet, alle Trümpfe in der Hand. Offenbar gibt es mehrere europäische Top-Vereine, die sich mit dem Kapitän der deutschen Nationalmannschaft beschäftigen.

"Ich würde mich freuen, wenn der Jo seine Karriere beim FC Bayern beenden würde, aber nicht nächstes Jahr, sondern in vielen, vielen Jahren danach."

Bayern-Präsident Herbert Hainer über Joshua Kimmich

Vereinspräsident Herbert Hainer stellte am Montag klar, dass er auf einen langfristigen Verbleib von Kimmich hofft: "Ich würde mich freuen, wenn der Jo seine Karriere beim FC Bayern beenden würde, aber nicht nächstes Jahr, sondern in vielen, vielen Jahren danach", betonte Hainer, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender ist, bei der Vorstellung der Dokumentation "Mehr als 90 Minuten" über das Frauen-Team der Münchner.

Kimmich führt seine Verhandlungen selber – ohne Berater

Im Gegensatz zu nahezu allen anderen Top-Spielern führt Kimmich seine Verhandlungen selber. Es wird kein Berater dazwischengeschaltet. "Ich hatte ein paar schlechte Erfahrungen mit meinem ehemaligen Berater", erklärte er bereits im Jahr 2022 im Interview mit der französischen Sportzeitung "So Foot". "Ich glaube, dass ich besser als jeder andere in der Lage bin, meine Interessen zu verteidigen."

Er wolle "selbst am Verhandlungstisch sitzen, um herauszufinden, was dort gesagt wird". Gut möglich, dass er sich daher alle Angebote anhören möchte. Laut Sky-Transfer-Experte Florian Plettenberg kämen für Kimmich neben Bayern die Top-Vereine Manchester City, FC Liverpool, FC Arsenal, Real Madrid und der FC Barcelona infrage. Manchester und Barcelona scheinen die naheliegendsten Lösungen zu sein.

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Manchester City und FC Barcelona als wahrscheinliche Optionen

Die Münchner "tz" verweist auf Recherchen von "The Athletic" und dem Transferportal "Fijaches", laut denen sich der englische Meister Manchester City um Kimmich bemühen möchte, sofern er seinen Vertrag in München auslaufen lässt. Unter deren Trainer Pep Guardiola verbrachte Kimmich 2015/2016 seine erste Spielzeit in München.

Auch unter Hansi Flick, der nun den FC Barcelona trainiert, erlebte Kimmich beim FC Bayern eine erfolgreiche Zeit. Laut der spanischen "Mundo Deportivo" soll das Interesse der Katalanen an Kimmich gross sein. Allerdings – und das könnte ein Hoffnungsschimmer für die Bayern sein – soll der vierfache Familienvater (noch) zögern, ein Abenteuer im Ausland in Angriff zu nehmen.

Sky-Experte Didi Hamann, der in seiner aktiven Zeit selbst den FC Bayern in Richtung England verliess, riet Kimmich bereits im März bei "Sky 90" zu einem Wechsel ins Ausland. "Ihm würde das einen Schub geben, eine neue Sprache zu lernen, neuen Fussball zu spielen", sagte er. "Ich glaube, dass es ihm guttut, wenn er mal etwas anderes sieht."

Kimmich scheinen jedenfalls viele Türen offenzustehen. Sein Status als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft dürfte ihn dabei noch interessanter machen.

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