Ist der FC Bayern tatsächlich noch der Favorit beim Transfer von Florian Wirtz? Die Münchner scheinen finanzstarke Konkurrenz aus England zu haben. Im Poker um den Leverkusen-Star schweigt die Wirtz-Seite weiterhin, daran gibt es auch Kritik.

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Zuletzt deutete bereits alles darauf hin: Florian Wirtz verlässt Bayer Leverkusen im Sommer und wechsel zum FC Bayern. Mehrere Medien berichteten gar schon von einer Einigung zwischen den Münchnern und Wirtz, auch von einem ersten Angebot in Höhe von 100 Millionen Euro war die Rede.

Doch täglich, gefühlt fast schon stündlich gibt es neue Entwicklungen im wohl heissesten Transfer-Poker dieses Sommers.

Wirtz-Familie mit Kurztrip nach England

So scheinen die Bayern zahlungskräftige Konkurrenz zu haben: Der "Kicker" berichtete kürzlich, dass die Wirtz-Seite um Vater und Berater Hans-Joachim Wirtz am trainingsfreien Dienstag nach England geflogen sein soll, um sich mit Verantwortlichen des FC Liverpool zu treffen. Kurios: Sky Sports UK dementierte den Bericht über ein Treffen in Liverpool, ein solches soll überhaupt nicht stattgefunden haben.

Die "Sport Bild" berichtete wenig später von einem Geheimtreffen auf der Insel, bei dem mit Verantwortlichen von Manchester City gesprochen wurde. Abends soll es dann wieder zurückgegangen sein. Die "Skyblues" sollen Leverkusen Berichten zufolge sogar schon ein konkretes Angebot unterbreitet haben. Und auch Real Madrid soll weiterhin ein mögliches Ziel für den Offensiv-Star sein.

Der England-Trip wirft jedoch Fragen auf: Hat Wirtz den Bayern also möglicherweise doch noch keine mündliche Zusage gegeben? Oder hat er sie gegeben – nur um sich wenig später doch noch mit anderen Klubs zu treffen?

Bayerns Sportvorstand Max Eberl hat gelassen auf den England-Trip reagiert: "Wenn er mit seiner Familie diese Reise tätigt, werden sie ihren Grund dafür haben", sagte Eberl und ergänzte: "Florian Wirtz ist frei, mit seiner Familie Freunde in Liverpool, Manchester, Madrid oder wo auch immer zu besuchen."

Wirtz und der FC Bayern: Verwunderung auf beiden Seiten?

"Sport1" zufolge soll die England-Reise von Wirtz und Vater Hans-Joachim bei den Münchnern überhaupt nicht gut angekommen sein und "für Stirnrunzeln gesorgt" haben. Dennoch seien die Bosse weiterhin zuversichtlich, Wirtz verpflichten zu können.

Doch auch auf der anderen Seite scheint es Irritationen zu geben: Denn Familie Wirtz soll dem Bericht zufolge nicht glücklich darüber sein, "welche Dynamik der Fall in den letzten Tagen und Wochen gewonnen hat".

Effenberg kritisiert Wirtz-Poker: "Unwürdiges Rumgeeiere"

Im ganzen Poker gibt es bislang wenig Offizielles, sowohl die Bayern als auch Leverkusen und die Wirtz-Seite selbst wollen sich nicht wirklich in die Karten schauen lassen. Für Ex-Bayern-Star Stefan Effenberg ein Unding. Er fordert eine schnelle Entscheidung über die Zukunft des 22-Jährigen: "Dieses unwürdige Rumgeeiere hilft niemandem, schon gar nicht ihm selbst. Er sollte sich nun endlich entscheiden und das auch offen kommunizieren – es ist zu seinem eigenen Besten", schreibt Effenberg in seiner Kolumne für "t-online".

Kritik von Effenberg gibt es auch dafür, dass sich die Wirtz-Seite noch immer nicht offiziell zum Poker geäussert hat. "So bleiben alle Seiten – Vereine, Fans, Öffentlichkeit – viel zu lange im Unklaren. Das ist ermüdend und der Situation auch nicht angemessen", erklärt der Champions-League-Sieger von 2001.

Effenberg empfiehlt Wirtz statt den Bayern eher einen Wechsel ins Ausland, ein Transfer zu Manchester City oder Real Madrid sei "vielleicht sogar noch förderlicher". Beide Klubs würden nach einer für ihre Verhältnisse enttäuschenden Saison im kommenden Jahr vor allem in der Champions League wieder voll angreifen wollen: "Und das ist schliesslich der eine Titel, der Wirtz noch fehlt. In Deutschland hat er bereits alles gewonnen."

Leverkusen-Boss dementiert Einigung zwischen Wirtz und Bayern

Eine Einigung zwischen Wirtz und den Bayern dementierte Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro erst vor wenigen Tagen. Es liege derzeit von keinem Verein ein Angebot vor. "Ich weiss, dass es nicht stimmt, und es ärgert einen, wenn man Meldungen liest, die nicht der Wahrheit entsprechen", sagte Leverkusens Klubboss bei RTL/ntv: "Natürlich muss sich Florian Gedanken machen über seine Zukunft, aber uns ist zumindest nicht bekannt – und davon kann ich ausgehen, dass es richtig ist – dass sich für ihn etwas entschieden hat."

Kürzlich sickerte ebenfalls durch, dass der Bayer-Konzern grundsätzlich grünes Licht für einen Wirtz-Transfer gegeben haben soll. Voraussetzung ist aber offenbar, dass ein Verein 150 Millionen Euro für das Mittelfeldjuwel bezahlt. Sollte es zu einem Transfer in diesem Sommer kommen – und danach sieht es trotz aller Irritationen aktuell aus –, wird sich die Ablöse für Wirtz wohl zwischen 100 und 150 Millionen Euro bewegen.

"Aktuell ist er erstmal unter Vertrag bei Bayer Leverkusen. Die Spekulationen – wann erfolgt die Unterschrift, wann das Medical – das müssen wir an uns vorbeiziehen lassen", sagte Eberl am Freitag.

Die Berichte um den Kurztrip der Wirtz-Familie nach England dürften die Verantwortlichen in Leverkusen jedoch wohlwollend zur Kenntnis genommen haben. Denn sie stärken ihre Verhandlungsposition gegenüber den Bayern-Bossen um Sportvorstand Eberl. Das Interesse der Premier-League-Topklubs könnte den Druck auf die Münchner erhöhen, doch noch die geforderten 150 Millionen Euro Ablöse für Wirtz auf den Tisch zu legen.

Verwendete Quellen

Teaserbild: © dpa/Rolf Vennenbernd