Joao Palhinha und Kingsley Coman gehören zu den durchaus prominenten Abgängen des FC Bayern im vergangenen Sommer. Unabhängig voneinander haben sich beide nun zu ihren Abschieden vom deutschen Rekordmeister geäussert. Vor allem Palhinha tritt gegen seinen Ex-Klub nach.

Joao Palhinha blickt kritisch auf seine kurze Zeit beim FC Bayern zurück. "Ich hatte nicht die Chancen, die ich meiner Meinung nach verdient hätte. Es war keine einfache Saison für mich. Aber das sind Phasen", sagte der 30 Jahre alte Mittelfeldspieler auf der Pressekonferenz vor der Partie seiner portugiesischen Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation gegen Irland.

Palhinha war im vergangenen August zu Tottenham gewechselt. Die Londoner liehen den Portugiesen gegen eine Gebühr von fünf Millionen Euro zunächst aus, im kommenden Sommer haben sie eine Kaufoption, die sich auf 30 Millionen Euro belaufen soll.

Bei den Spurs läuft es für Palhinha bisher deutlich besser. In allen sieben Premier-League-Spielen stand er auf dem Platz – sechsmal von Beginn an. "Jetzt durchlebe ich eine glückliche Phase in meinem Leben. Ich habe jetzt Chancen, die ich in der Vergangenheit nicht hatte. Ich habe volles Vertrauen in die Menschen, die mich zu Tottenham holen wollten. In diesem Fall ist das der Trainer", erklärte Palhinha.

Palhinhas Wechsel zum FC Bayern erfolgte mit einem Jahr Verspätung

Palhinhas Wechsel zum FC Bayern hatte insgesamt unter keinem wirklich guten Stern (mehr) gestanden. Denn eigentlich war im Sommer 2023 so gut wie alles perfekt gewesen. Der damalige Bayern-Trainer Thomas Tuchel, der unbedingt eine "Holding Six" in seinem Kader haben wollte, war kurz davor, seinen Wunschspieler zu bekommen. Der Transfer scheiterte jedoch am "Deadline Day" und Palhinha blieb bei seinem Klub FC Fulham.

Mit einem Jahr Verspätung kam er dann für eine Ablösesumme von 51 Millionen Euro doch noch nach München. Das Problem nur: Tuchel war zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr Trainer bei den Bayern. Vincent Kompany hatte zum 1. Juli das Amt übernommen. Und der baute im Mittelfeld auf Joshua Kimmich, Aleksandar Pavlovic und Leon Goretzka.

Was sich zunächst wie ein Happy End anfühlte, war am Ende dann doch nicht mehr als ein Missverständnis. Nach nur einer Saison mit lediglich 25 Einsätzen (zehn davon von Beginn an) wechselte der defensivstarke Sechser zurück in die Premier League, wo er derzeit wieder aufblüht.

Coman gewann in seinen zehn Jahren in München alles

Ganz anders verlief die Karriere von Kingsley Coman beim FC Bayern. Der Franzose kam 2015 im Alter von 19 Jahren – zunächst auf Leihbasis, dann fest – nach München. In den folgenden zehn Jahren war er, wenn sein verletzungsanfälliger Körper es zuliess, fester Bestandteil der ersten Elf. In 339 Spielen für den FC Bayern erzielte Coman 72 Tore und bereitete 71 weitere vor. Unvergessen ist bei den Fans sein Treffer zum 1:0-Sieg im Champions-League-Finale 2020. Insgesamt holte Coman 21 Titel mit den Münchnern.

Im vergangenen Sommer ging dann nach einem Jahrzehnt seine Zeit in München zu Ende. Bayerns Sportvorstand Max Eberl war zum Sparen verdonnert worden. Grossverdiener Coman, der auch schon vorher mit einem Abschied geliebäugelt haben soll, wechselte Mitte August schliesslich für eine Ablösesumme von 25 Millionen Euro nach Saudi-Arabien zu Al-Nassr. Dort spielt der Franzose unter anderem mit Cristiano Ronaldo zusammen und ist Stammspieler. In neun Spielen für seinen neuen Klub kommt er auf drei Treffer und fünf Vorlagen.

Coman über Bayern-Abschied: "Ein Teil des Vereins wollte, dass ich gehe"

Nun hat Coman im Interview mit der französischen "L'Équipe" erstmals über seinen Abschied vom FC Bayern gesprochen und liess dabei durchblicken, dass nicht alles reibungslos ablief. "Ganz am Ende des Transfers gab es einige Dinge – die ich nicht näher erwähnen möchte –, die die Situation kompliziert gemacht haben. Man hat mich nicht zum Gehen gedrängt, aber mir wurde gesagt, dass der Verein aufgrund seiner finanziellen Lage offen für einen Abschied sei", sagte Coman.

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Er habe die Liebe des Trainers, der Fans und einiger Leute in der Vereinsführung gehabt, "aber nicht von allen", so Coman. "Ein Teil des Vereins wollte, dass ich gehe. Und dieser Teil hat mich sehr beschäftigt". Der 29-Jährige reichte seinem Ex-Klub allerdings auch die Hand. "Aber ich werde zurückkommen, um mich zu verabschieden, denn ich habe fast zehn Jahre dort verbracht, und dieser Verein liegt mir nach wie vor sehr am Herzen", erklärte der Flügelspieler.

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