Auch wenn der Meister zwischendurch ein anderer war: Viel Spannung gab es im Titelrennen der Bundesliga in letzter Zeit nicht. Abhilfe schaffen kann da ein Blick in die europäischen Ligen, in denen es an diesem und den kommenden Wochenenden dramatisch werden könnte.
In Deutschland hat man sich in den vergangenen Jahren schon daran gewöhnt, das die Meisterfrage im Mai meistens schon entschieden ist - auch wenn der FC Bayern in diesem Jahr immerhin bis nach Ostern gewartet hat, alles klar zu machen. Wer jetzt trotzdem noch Lust auf enge Titelkämpfe bis zum letzten Spieltag hat, sollte sich stattdessen Mal im europäischen Fussball umsehen. Denn gerade in diesen fünf Ligen wird es jetzt erst richtig spannend.
Spanien: Flick bangt vor dem Clásico
Wie fast immer konzentriert sich in Spanien alles auf den Kampf zwischen den zwei Rivalen Real Madrid und FC Barcelona. Unter Hansi Flick erlebte der FC Barcelona im Winter eine kleine Schwächephase, die bis auf Platz drei führte, konnte aber dank eines sehr überzeugenden Frühjahrs wieder an die Tabellenspitze klettern und dort sogar einen Vier-Punkte-Vorsprung auf das schwächelnde Real Madrid herausspielen.
Am Sonntag aber kommt es zum letzten Clásico der Saison, der nach dem Pokalfinale erneut die Emotionen hochkochen lassen könnte. Mit einem Sieg würde Real den Abstand auf Barça nochmal auf einen Punkt verringern. Alles wäre wieder offen und danach warten auf die Katalen mit Stadtrivale Espanyol, Villarreal und Athletic Bilbao noch harte Gegner. Gut möglich also, dass Flick nach einer spektakulären Saison am Ende nur mit den zwei kleinen Titeln Pokal und Supercup dasteht.
Das Titelrennen in Spanien am Wochenende
- Sonntag, 16.15 Uhr: FC Barcelona - Real Madrid
Italien: Muss Inter auch noch ins Entscheidungsspiel?
Wohl kaum eine Topliga in Europa ist in den letzten Jahren so konstant spannend wie die Serie A. Zahlreiche Mannschaften konnten sich in dieser Saison bereits Hoffnung auf den Titel machen, am Ende läuft aber ähnlich wie in Spanien alles auf einen Zweikampf hinaus. Titelverteidiger und Champions-League-Finalist Inter ist dabei nur Verfolger. Mit drei Punkten Vorsprung an der Spitze steht derzeit der SSC Neapel.
Nach der Meisterschaft 2023 erlebten die Süditaliener 2024 eine Horror-Saison und landeten nur auf Platz zehn. Unter Antonio Conte hat sich Neapel zurückgekämpft und muss nun nur noch ein vermeintlich leichtes Restprogramm gegen den CFC Genoa, Parma Calcio und Cagliari Calcio bestehen. Besonders brisant: Sollten Inter und Napoli am Ende punktgleich sein, sieht die Serie A unabhängig von der Tordifferenz ein Entscheidungsspiel der beiden Teams vor. Die Liga hatte diese Regel erst im Jahr 2022 wieder eingeführt. Wann genau dieses Spiel zwischen dem Saisonende, Inters Champions-League-Finale gegen PSG und dem Start der Klub-WM (auch mit Inter) untergebracht werden soll, ist aber noch nicht bekannt.
Das Titelrennen in Italien am Wochenende
- Sonntag, 18 Uhr: FC Turin - Inter Mailand
- Sonntag, 20.45 Uhr: SSC Neapel - CFC Genoa
Österreich: Aussenseiter hat Chancen auf überraschendes Double
Im Nachbarland ist der Titelkampf nach jahrelanger Dominanz des Red-Bull-Klubs aus Salzburg in dieser Saison richtig wild. Gleich vier Teams haben drei Spiele vor Schluss noch gute Chancen auf die Meisterschaft. Neben Tabellenführer und Titelverteidiger Sturm Graz, Austria Wien (Platz zwei, drei Punkte Rückstand) und besagten Salzburgern (Platz vier, vier Punkte Rückstand) mischt mit dem drittplatzierten Wolfsberger AC (drei Punkte Rückstand) noch ein kompletter Aussenseiter im Titelrennen mit.
Der WAC kommt aus der 25.000-Einwohnerstadt Wolfsberg in Kärnten und spielt in der heimischen Lavanttal-Arena vor gerade mal 8.100 Zuschauern. Bis zum Aufstieg vor 13 Jahren hatte der von Dietmar Kühbauer trainierte Klub nicht ein einziges Mal in der Bundesliga gespielt. Anfang Mai feierten die Wolfsberger mit dem Sieg des ÖFB-Cups immerhin schon mal ersten grossen Titel der Vereinsgeschichte. Das Double ist in Reichweite, weil in der Meisterrunde noch viele der Titelfavoriten aufeinandertreffen - es wäre wohl einer der überraschendsten Titelgewinne im europäischen Fussball.
Das Titelrennen in Österreich am Wochenende
- Freitag, 19.30 Uhr: SK Sturm Graz - Red Bull Salzburg
- Sonntag, 14.30 Uhr: Wolfsberger AC - FC Blau-Weiss Linz
- Sonntag, 17 Uhr: FK Austria Wien - SK Rapid Wien
Niederlande: Ajax strauchelt nochmal
Eigentlich war die Meisterschaftsfrage in den Niederlanden schon geklärt. Ausgerechnet Ajax Amsterdam, das in der Vorsaison noch zeitweise im Abstiegskampf steckte, hatte sich unter dem neuen Trainer Francesco Farioli zurück an die Tabellenspitze gekämpft. Zwischenzeitlich hatte sich der Rekordmeister sogar schon eine Neun-Punkte-Führung vor der PSV Eindhoven herausgespielt. Nach nur einem Punkt aus zwei Spielen gegen Sparta Rotterdam und den FC Utrecht ist dieser Vorsprung aber wieder auf vier Punkte zusammengeschrumpft. Dem erst 36-jährigen Trainer Farioli, dessen Name auch bei Bayer Leverkusen gehandelt wird, droht bei weiteren Punktverlusten ein enttäuschendes Ende der Saison.
Das Titelrennen in den Niederlanden am Wochenende
- Sonntag, 14.30 Uhr: Feyenoord Rotterdam - PSV Eindhoven
- Sonntag, 16.45 Uhr: Ajax Amsterdam - NEC Nijmegen
Portugal: Herzschlagfinale der Klubs aus Lissabon
Nur, dass der Titel nach Lissabon geht, steht schon fest. Ansonsten aber liefern sich die portugiesischen Topklubs Benfica und Sporting aber das wohl spannendste Saisonfinale aller europäischen Ligen. Zwei Spieltage vor Saisonende stehen die beiden Teams punktgleich an der Tabellenspitze. Und am Wochenende findet das direkte Duell der beiden Klubs statt. Entscheidend ist dabei auch, dass Sporting das Hinspiel mit 1:0 für sich entscheiden konnte, denn das direkte Duell würde im Falle von Punktgleichheit über den Titel entscheiden.
Das heisst: Gewinnt Sporting am kommenden Samstagabend, ist ihnen der Titel sicher, setzt sich Benfica mindestens mit zwei Toren Vorsprung durch, geht die Meisterschaft an sie. Sollte Benfica wiederum nur 1:0 gewinnen, dann geht es um die Tordifferenz, wo Sporting dann einen knappen Vorsprung mit einem Tor hätte. Zusammengefasst: Wer grosse Dramen im Fussball liebt, der sollte am Wochenende definitiv mal nach Portugal gucken.
Das Titelrennen in Portugal am Wochenende
- Samstag, 19 Uhr: SL Benfica - Sporting CP