Stuttgart - Julian Nagelsmann klatschte mit jedem seiner Spieler ab, auf der Ehrenrunde gab es für die deutsche Mannschaft auch noch Applaus von den Fans. Den Nations-League-Titel hatte die DFB-Elf im Final-Four-Turnier schon gegen Portugal verspielt, mit Platz drei wurde es auch nichts: Gegen Frankreich verlor die deutsche Fussball-Nationalmannschaft mit 0:2 (0:1).
"Ich finde, wenn man die Chancen sieht und die Spielanlage und so weiter, dann war es nicht verdient. Am Ende gehören zum Fussballspiel Tore leider auch dazu", sagte
Er habe es der Mannschaft aber mit Blick auf die kommenden Spiele in diesem Jahr nach der Sommerpause gesagt: "Wenn wir die Bereitschaft haben, in keinem der (WM)-Qualifikationsspiele weniger zu investieren als heute, dann werden wir die Spiele gewinnen." Sie hätten gezeigt, dass sie trotz Ausfällen auch gegen ein Top-Team zehn sehr gute Chancen herausspielen zu können. Nur nutzen konnten sie diese nicht.
Kimmichs Analyse: "Wir waren zu ungeduldig"
Die schwache eigene Chancenverwertung vor allem im ersten Spielabschnitt und starke Franzosen in der zweiten Halbzeit verhinderten den dritten Sieg gegen die Grande Nation nacheinander. Zunächst brachte

"Wenn man die erste Halbzeit sieht, dann müssen wir, glaube ich, nach sechs Minuten schon 3:0 führen", sagte Deutschlands Kapitän
"Es stand nur 0:1., nicht 0:3. Aber dann haben wir einen Konter nach dem nächsten gefangen. Wir waren wieder mal in Ballbesitz zu ungeduldig und haben zu viele Fehler gemacht. Das ist natürlich für die Franzosen ein perfektes Spiel", betonte der Bayern-Profi: "Wenn man sich die erste Halbzeit anguckt: Wenn man ehrlich ist, hatten die gar keinen Bock zu gewinnen und gewinnen dann trotzdem."
Im Gegensatz zum enttäuschenden 1:2 im Halbfinale gegen Portugal war der Mannschaft von Nagelsmann allerdings nicht so viel vorzuwerfen. Vorne fehlten aber die Effizienz und auch das Glück wie bei einem Pfostenschuss von
Kaltschnäuzigkeit im Abschluss fehlt
Ein insgesamt gutes Länderspieljahr endete nun mit zwei Niederlagen, womit der erhoffte Rückenwind ein Jahr vor dem Fernziel WM ausblieb. Der WM-Zweite Frankreich jubelte drei Tage nach seinem 4:5-Spektakel gegen Europameister Spanien, Portugals Finalgegner am Abend in München.
"Wir müssen aktiver und aggressiver sein, das ist der Schlüssel", hatte Nagelsmann vor dem Anpfiff betont. Was sich der Bundestrainer wünschte, bekam er von seiner auf vier Positionen veränderten Elf. Auch die Rückkehr zum gewohnten System mit Viererkette tat dem DFB-Team gut. Spielfreude und Leidenschaft kehrten zurück - was aber fehlte: Kaltschnäuzigkeit und Schussglück.
Inspiriert von Zauberer Wirtz und oftmals auch aus der Tiefe mit langen Bällen von Pascal Gross erspielte sich das DFB-Team mit der Doppelspitze Nick Woltemade und Niclas Füllkrug Chance um Chance. Aber es fehlte die Präzision. Lokalmatador Woltemade und der mit seinem Tempo viel Schwung bringende Dortmunder
Gelb statt Elfmeter für Adeyemi
Dazu gab's VAR-Frust. Nach einem langen Ball fiel Adeyemi im Strafraum über den herausstürzenden Maignan. Schiedsrichter Ivan Kruzliak zeigte auf den Elfmeterpunkt, korrigierte sich aber nach minutenlanger Video-Überprüfung. Der Slowake entschied auf Schwalbe von Adeyemi, der dafür Gelb sah (31.).
Der deutsche Chancen-Wucher rächte sich gegen die immer wieder schnell konternden Franzosen. Nach einer Hereingabe seines Real-Madrid-Kollegen Aurelien Tchouameni versetzte Mbappé im Kapitäns-Duell Joshua Kimmich mit einem Haken und traf in die lange Ecke. Marc-André ter Stegen, der zuvor zweimal ganz stark gehalten hatte, war auch da mit der Hand noch am Ball.
Pfiffe für Schiedsrichter-Entscheidung
0:1 zur Pause - die deutschen Spieler und die Fans fühlten sich in einem falschen Film.
Taktische Fesseln gab es nun nicht mehr auf dem Platz. Die Deutschen rannten an, die Franzosen konterten oft in Überzahl gegen die entblösste deutsche Defensive. Sie erhöhten aber lange nicht auf 2:0. Ter Stegen hielt beim zweiten Comeback-Länderspiel wieder prächtig, alleine zweimal überragend gegen Mbappé.
Nagelsmann wechselte zwischenzeitlich auch Neuling Tom Bischof (19) ein. Der Hoffenheimer, der zu Bayern München wechselt, durfte sich im Mittelfeld einführen. Anlass zur Freude gab es aber auch für nicht mehr. © Deutsche Presse-Agentur