Der Bundestrainer muss die DFB-Auswahl gegen Luxemburg und Nordirland auf WM-Kurs bringen. Doch die Länderspiel-Woche beginnt schlecht, denn ein formstarker Angreifer reist zunächst nicht an.
Herzogenaurach - In kurzen Zeitabständen fuhren die schwarzen Kleinbusse mit den Fussball-Nationalspielern am DFB-Stammquartier in Franken vor - aber in keinem sass
Machen - und weniger reden. Mit diesem plakativen Motto will der Bundestrainer nach dem holprigen Start im Kampf um das Ticket für die WM 2026 einen Stimmungsumschwung herstellen. "Zwei Siege" in den Spielen gegen Fussball-Zwerg Luxemburg am Freitag (20.45 Uhr/ARD) in Sinsheim und drei Tage darauf in Belfast gegen Nordirland hat
Wie ist die Lage auf dem Weg zur WM?
Das frustrierende 0:2 in der Slowakei entpuppt sich als grosse Hypothek. Die DFB-Elf ist in Gruppe A nur der Verfolger. Drei Punkte beträgt der Rückstand auf die Slowaken, Nordirland ist punktgleich. Weitere Ausrutscher würden den fest eingeplanten Gruppensieg ernsthaft in Gefahr bringen.
Das Problem: Nur Platz eins bringt das direkte WM-Ticket. Ansonsten müssten im März zwei Playoff-Spiele gewonnen werden, um ein historisches Scheitern schon vor der WM-Endrunde in den USA, Mexiko und Kanada zu vermeiden.
Wie sieht der Wochenplan von Nagelsmann aus?
"Wir hatten vier intensive Wochen und haben viel diskutiert und überlegt", berichtete Nagelsmann von seiner Aufarbeitung des September-Lehrgangs mit seinem Trainerteam. Das Resultat: Er schwenkt schnell und radikal um. Keine WM-Titelansagen mehr, kein Dominanz-Versprechen mehr. Jetzt soll mit simplen Mitteln von Spiel zu Spiel und von Sieg zu Sieg gedacht werden.

Nach dem Treffpunkt in Herzogenaurach setzte der Bundestrainer gleich eine erste kurze Einheit auf dem Platz im Homeground von DFB-Partner Adidas an. Die Trainingstage vor dem Luxemburg-Spiel sollen optimal genutzt werden. Nagelsmann setzt dabei auf die Form der Spieler als entscheidendes Kriterium. Ein Indiz: Die Bayern-Überflieger um Kapitän Joshua Kimmich und die gut gelaunten Dortmunder stellen mit je fünf Spielern die grössten Blöcke.
Auf wem ruhen die Hoffnungen?
Mutmacher I:
Der Bundestrainer lobte den "Super-Siegeswillen" des 25-Jährigen und fügte an: "Er ist ein extrem wichtiger Spieler für uns." Aber: Club-Coach Niko Kovac warnte vor einer Überbelastung des lange verletzten BVB-Profis. "Ich denke, es ist total normal, dass man einen Spieler, der ein paar Monate verletzt war, jetzt nicht zweimal 90 Minuten spielen lassen muss." Übersetzt heisst diese Kovac-Aussage: Gegen Luxemburg müsste es auch ohne Schlotterbeck reichen.
Dieser freut sich freilich auf das DFB-Comeback. "Ich habe sechs Monate kein Fussball gespielt. Ich habe drei Spiele gemacht. Und nominiert zu werden, ist eine Art Wertschätzung von Julian", sagte Schlotterbeck dankbar.
Mutmacher II: Der soll(te) Nick Woltemade sein. Bei Newcastle United hat der Ex-Stuttgarter nach dem sommerlichen Transferwirbel bestens losgelegt. Am Sonntag verwandelte er in der Premier League einen Elfmeter beim 2:0 gegen Nottingham, schon sein viertes Pflichtspieltor im Newcastle-Dress. "Ich glaube, so ein Start ist nicht selbstverständlich. Das habe ich mir erarbeitet", sagte er.
"Big Nick" und "Goaltemade" sind die ersten liebevollen Spitznamen der englischen Presse. Verhindert nun der Infekt seine ersten Tore im DFB-Team? Niclas Füllkrug hatte Nagelsmann nicht nominiert, der Frankfurter Jonathan Burkardt und BVB-Youngster Maximilian Beier stehen als Stürmer im Aufgebot.
Wie geht Nagelsmann mit Florian Wirtz um?
Ganz anders als Woltemade geht es
Immerhin: Beim 3:1 gegen Nordirland erzielte Wirtz zuletzt ein schönes Freistosstor. Weil die Rückkehr von Jamal Musiala und Kai Havertz nicht absehbar ist, wird Wirtz im DFB-Trikot unbedingt gebraucht. Nagelsmann muss seinen offensiven Schlüsselspieler aufrichten. Vielleicht kommt für Wirtz das Fussball-Leichtgewicht Luxemburg als Aufbaugegner genau richtig.
Welche Probleme müssen noch gelöst werden?
Für die Position des linken Schienenspielers hat Nagelsmann in Nathaniel Brown (22) den nächsten jungen Frankfurter Debütanten nominiert. Rechts war der Versuch mit Browns Vereinskollege Nnamdi Collins bei der Niederlage gegen die Slowakei schiefgegangen. Collins bekam keine zweite DFB-Einladung.
Empfehlungen der Redaktion
Die rechte Seite bleibt in doppelter Hinsicht die offene Flanke. Als nächster Kandidat darf sich Ridle Baku anbieten. Der Leipziger spielte vor fast vier Jahren noch unter Hansi Flick als Bundestrainer letztmals für Deutschland. © Deutsche Presse-Agentur