Sacha Boey galt zeitweise als Unsicherheitsfaktor des FC Bayern und wurde scharf kritisiert. Sportvorstand Max Eberl wollte ihn sogar verkaufen. Nun allerdings profitiert der Aussenverteidiger vom Verletzungspech der Mitspieler und zeigt sein Potenzial.

Sacha Boey musste viel Spott ertragen. "Der kann nix", polterte der frühere Bayern-Spieler Mario Basler noch Mitte September im "Fantalk" von "Sport1". "Galatasaray lacht sich jetzt noch kaputt, dass die 30 Millionen für den gekriegt haben." Trainer-Ikone Peter Neururer stimmte zu und bezeichnete den Aussenverteidiger als "Gefahrenherd Nummer 1 im Abwehrverhalten".

Tatsächlich fiel Boey durch seine Fehleranfälligkeit auf. Ein gutes Beispiel war der 2. Spieltag, als er im Spiel gegen den FC Augsburg in der 71. Minute eingewechselt wurde und den Gegentreffer zum 2:3 verschuldete. Bild-Fussballchef Christian Falk witzelte daraufhin im "Doppelpass" von "Sport1": "Wenn du ein Spiel mal spannend machen willst, dann wechselst du einfach Sacha Boey noch einmal ein. Er ist diesem Niveau einfach nicht gewachsen."

Unglückliches Startelf-Debüt unter Tuchel

Der Franzose hatte in München keinen guten Start. Kurz nachdem er im Januar 2024 vom FC Bayern für die besagte Ablöse von 30 Millionen Euro verpflichtet wurde, beging Ex-Trainer Thomas Tuchel einen folgeschweren Fehler mit ihm.

Im damaligen Top-Spiel gegen Bayer Leverkusen stellte er Boey als Linksverteidiger auf, obwohl er ein klassischer Rechtsverteidiger ist. Die Unsicherheit war ihm anzusehen. Boey war bei der 0:3-Niederlage der schwächste Mann auf dem Platz – und das bei seinem Startelfdebüt.

Boey war ein Verkaufskandidat

Dann schlug das Verletzungspech zu: erst ein Muskelfaserriss, kurz darauf ein Muskelbündelriss – Saisonaus. Danach kam er über die Rolle des Reservisten nicht hinaus. Der FC Bayern hätte Boey gerne wieder verkauft, wie Sportvorstand Max Eberl rückblickend andeutete.

"Sacha war ein Kandidat, bei dem wir zumindest darüber nachgedacht hätten, wenn was passiert wäre", sagte Eberl am Samstag nach dem 3:0 bei Eintracht Frankfurt. "Wir haben dann entschieden: Nee, machen wir nicht, weil der Kader in der Anzahl nicht so gross ist, aber in der Qualität und vor allem in der Verlässlichkeit sehr, sehr gut."

Stanisic-Verletzung spülte Boey in die Startelf

Umso erfreulicher aus Sicht des FC Bayern, dass Boey sein langes Formtief überwunden hat. Aufgrund der Verletzung von Josip Stanisic wurde der 25-Jährige plötzlich dringend benötigt und stand in den vergangenen drei Bundesligaspielen in der Startelf. Seine Fehleranfälligkeit stellte er dabei ab.

"Jetzt kommt Sacha in seine Spiele, macht sein Ding und erfüllt seine Rolle im Kollektiv", lobte Eberl. "Es hilft jedem Spieler, der reinkommt, dass wir gerade wissen, was wir wollen, die Abläufe kennen. Und der bringt dann seine Leistung."

Als Vincent Kompany vor einigen Wochen auf die Rolle von Boey angesprochen wurde, stellte der Trainer klar: "Für mich ist wichtig, dass ich zu jedem einzelnen Spieler, den ich habe, totales Vertrauen habe. Es gibt keine Ausnahme. Und Sacha ist ein Teil davon."

Ein gutes Verhältnis zu Trainer Kompany

Boey selbst liess Ende des vergangenen Jahres durchblicken, dass die Anfangszeit beim FC Bayern für ihn nicht einfach war. "Ich habe etwas Anlaufzeit gebraucht, weil ich immer sehr viel analysiere und hinterfrage", sagte er im Interview mit "Sport1". Die Zusammenarbeit mit Kompany half ihm allerdings sehr.

"Wir haben eine sehr gute Beziehung, und dass wir dieselbe Sprache sprechen, macht den Austausch leichter", erzählte er. "Er wollte mich nach Burnley in die Premier League holen, hat schon seit langem Interesse an mir gezeigt. Wie man so schön sagt: Nichts im Leben passiert zufällig. Jetzt sind wir in München zusammengekommen – und das ist schön."

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Konkurrenten sind bald wieder fit

Dennoch ist die Gefahr gross, dass Boey bald nicht mehr in der Startelf steht. Rechtsverteidiger Stanisic dürfte nach seiner Innenbandverletzung zeitnah zurückkehren. Auch die Comebacks von Linksverteidiger Alphonso Davies und dem flexibel einsetzbaren Abwehrspieler Hiroki Ito rücken näher.

Und doch hat sich Boey empfohlen, im Rahmen der Rotationen von Kompany weiter eingesetzt zu werden. Und wer weiss: Vielleicht überdenkt sogar Mario Basler seine Meinung noch einmal.

Verwendete Quellen