Mit Lennart Karl und Jonah Kusi-Asare hat der FC Bayern München zwei neue Hoffnungsträger. Überhaupt brachte der deutsche Rekordmeister über die Jahre viele Talente hervor. Der Campus-Absolvent Ron-Thorben Hoffmann verrät, was die Nachwuchsarbeit beim FC Bayern besonders macht.

Junge Talente machen dem FC Bayern München Hoffnung. Der 17-jährige Lennart Karl ist der grosse Gewinner der vergangenen Wochen. Der Flügelspieler gab bei der Klub-WM ein beeindruckendes Pflichtspiel-Debüt, spielte daraufhin eine starke Saisonvorbereitung und traf gegen Tottenham Hotspur (4:0) und den Grasshopper Club Zürich (2:1). Beim Supercup gegen den VfB Stuttgart wurde er kurz vor Spielende eingewechselt.

Der 18-jährige Jonah Kusi-Asare gab bereits Ende April sein Bundesliga-Debüt, als er beim Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 eingewechselt wurde. Auch ihm gelang bei den Testspielen gegen Tottenham und Zürich jeweils ein Tor. Überhaupt spielt der Nachwuchs in München eine grosse Rolle. Insgesamt nahmen sieben Talente des FC Bayern an der Saisonvorbereitung teil.

"Max Eberl (Sportvorstand, Anm.d.Red.) und Christoph Freund (Sportdirektor) haben beide betont, dass die Tür für unsere Jungs bei den Profis offensteht", sagte Markus Weinzierl, Sportlicher Leiter des FC Bayern Campus, im Interview mit "fcbayern.com". "Unsere Akademie hat sich in den vergangenen Jahren zu einer der besten Talentschmieden überhaupt entwickelt. Fast jeder zweite Absolvent bei uns wird Profi! Das ist ein unfassbar guter Wert."

Spieler wie Josip Stanišić oder Aleksandar Pavlović, die im eigenen Nachwuchs ausgebildet und später zu Leistungsträgern bei den Profis wurden, mögen aufgrund des starken Konkurrenzkampfes eher eine Ausnahme sein. Ein Sprungbrett in den Profifussball ist der FC Bayern Campus aber durchaus.

2. Mannschaft von 2020 ist heute 300 Millionen Euro wert

Ein gutes Beispiel: Die 2. Mannschaft des FC Bayern aus der Saison 2019/2020, die damals die Meisterschaft in der 3. Liga gewann, hat heute einen Marktwert von rund 300 Millionen Euro. Spieler wie Stanišić und Jamal Musiala sind beim FC Bayern durchgestartet, andere Spieler wie Angelo Stiller (VfB Stuttgart) bei anderen Klubs.

Auch Ron-Thorben Hoffmann, der heute Torwart von Eintracht Braunschweig ist, war damals Bestandteil der Mannschaft. "Das spricht für die Nachwuchsarbeit des Vereins", sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion über den gestiegenen Marktwert. Der heute 26-Jährige kann die Talentförderung des FC Bayern gut vergleichen, denn er war zuvor in der Jugendabteilung von Hansa Rostock, Hertha BSC und RB Leipzig aktiv.

"Im Nachwuchs des FC Bayern ist alles ein bisschen anders als bei anderen Vereinen", sagt Hoffmann. "Man bekommt dort diese Siegermentalität eingeimpft, dieses Mia san Mia, diesen unbedingten Siegeswillen und diese Gier, immer besser zu werden. Spieler wie Manuel Neuer, Joshua Kimmich oder Thomas Müller waren in den letzten Jahren das Sinnbild dafür. Sie sind nie satt, wollen immer den nächsten Sieg und den nächsten Erfolg. Das ist etwas, was mich als jungen Spieler imponiert hat."

Im Bayern-Campus kann man "auch Spass haben"

Der Tagesablauf der jungen Talente ist mit Schule und Training eng durchgetaktet, doch es gibt auch einige Annehmlichkeiten. Hoffmann denkt gerne an die Zeit zurück, als er im FC Bayern Campus wohnte: "Dort wird sich um alles gekümmert. Du bekommst Frühstück, Mittagessen und Abendessen, hast dein eigenes Zimmer und deine ganzen Kumpels aus der Mannschaft um dich herum."

Der Traum vom Profifussball verlangt viel Disziplin. Doch Hoffmann merkt an: "Man kann dort auch Spass haben. Es gibt dort verschiedene Aufenthaltsräume mit Billardtischen oder Tischtennisplatten. Manchmal haben wir auch Quatsch gemacht, zum Beispiel bis 23 Uhr im Kraftraum Fussball-Tennis gespielt. Natürlich immer in Absprache mit den Verantwortlichen. Wir hatten eine gute Zeit und waren glückliche Jugendliche."

Der Kontakt zu den Bezugspersonen im Campus war laut Hoffmann sehr eng: "Wir sassen oftmals lange mit den Betreuern zusammen, weil wir zu denen ein sehr gutes Verhältnis hatten. Die waren immer für uns da – auch bei Themen fernab des Sports, wenn es zum Beispiel um die Schule oder die Ausbildung ging. Ich habe noch heute Kontakt zu den Betreuern."

"Der Konkurrenzkampf ist gross"

Ron-Thorben Hoffmann

Gleichwohl müsse man sich gegen die anderen Talente durchsetzen, um bei den Profis eine Chance zu bekommen: "Der Konkurrenzkampf ist gross, aber das gehört in diesem Geschäft dazu. Ich bin nicht durch die Jugendmannschaften geflogen. Ob nun bei der U17, U19 oder U23 – es gab immer einen Konkurrenzkampf. Auch als es darum ging, wer als dritter oder vierter Torwart zu den Profis darf. Da muss man die Ellenbogen ausstrecken und sich durchsetzen. Niemand bekommt etwas geschenkt."

Irgendwann kommt die Chance für die grössten Talente

Die grössten Talente bekommen früher oder später die Chance, bei den Profis mitzutrainieren. "Wenn man als junger Spieler zu den Profis kommt, spürt man sofort die hohe Intensität im Training", erinnert sich Hoffmann. "Dort wird eingefordert, dass man in den technischen Abläufen sauber ist und immer ans Limit geht. Das ist etwas Besonderes und ein Grund dafür, dass der Verein ganz oben steht."

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Hoffmann absolvierte zwar nie ein Profispiel für den FC Bayern, stand aber mehrere Jahre als Ersatztorwart im Kader. Auch als der FC Bayern im August 2020 die Champions League gewann, sass er auf der Ersatzbank. Er wusste, dass er einen Weltklasse-Torwart wie Manuel Neuer nicht verdrängen kann. Daher verliess er im Sommer 2021 seinen Ausbildungsverein und schloss sich dem englischen Zweitligisten AFC Sunderland an.

"Bayern hat mich sehr unterstützt, als ich in meiner Karriere den nächsten Schritt machen wollte", erzählt Hoffmann. "Ich war ein Jahr in England, bin dann zurückgekommen und daraufhin nach Braunschweig gewechselt. Der Verein will, dass viele Jungs aus dem Bayern-Nachwuchs im bezahlten Fussball unterkommen."

Dies scheint gut zu funktionieren.

Verwendete Quellen