Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund stecken in einer schwierigen Situation. Die Spieler des FC Bayern fordern öffentlich starke Neuzugänge, während der Aufsichtsrat vor finanziellen Fehlern warnt.

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Während der FC Bayern München dem Achtelfinale der FIFA-Klub-WM entgegenblickt, wird im Hintergrund an der Mannschaft der Zukunft gearbeitet. Bislang nämlich ist der Kader gegenüber der vergangenen Saison schmaler geworden – und vermutlich auch schlechter.

Leroy Sané wechselt zu Galatasaray Istanbul, Thomas Müller wird den Verein ebenfalls verlassen, der verliehene Mathys Tel wurde für eine Ablöse von rund 35 Millionen Euro an Tottenham Hotspur abgegeben, Eric Dier wechselt zur AS Monaco.

Bryan Zaragoza steht vor dem Abschied

Auch bei Flügelspieler Bryan Zaragoza, der in der vergangenen Saison an CA Osasuna verliehen wurde, stehen die Zeichen auf Abschied. "Es gibt einige Interessenten für Bryan", sagte Sportdirektor Christoph Freund am Dienstag. "Er ist letzte Saison bei Osasuna gut gestartet, hat leider zwei Verletzungen gehabt, war aber zuvor auch bei der spanischen Nationalmannschaft dabei. Es gibt Interesse von einigen Klubs. Wir werden sehen, was die nächsten Wochen bringen. Es gibt einige Gespräche."

Das Problem ist nur: Es fehlt an Neuzugängen, um die Abgänge zu kompensieren!

Mit der Verpflichtung von Innenverteidiger Jonathan Tah wurde lediglich der Weggang von Dier kompensiert. Mittelfeldspieler Tom Bischof, der von der TSG Hoffenheim nach München wechselte, ist erst 19 Jahre alt und eher keine Sofortverstärkung. Sein Startelf-Debüt am Dienstag gegen Benfica Lissabon zeigte, dass Bischof sich noch in der Entwicklung befindet. Bis zu seiner Auswechslung zur Halbzeit hatte er lediglich 25 Ballkontakte und nur eine Ballaktion im gegnerischen Strafraum.

Kimmich und Coman fordern öffentlich Neuzugänge

Selbst die Spieler fordern öffentlich Neuzugänge. "Natürlich hat man das Gefühl, dass wir etwas machen könnten dadurch, dass Flo (Wirtz, Anm.d.Red.) nicht kommt, Leroy weg ist und Thomas weg ist", sagte Joshua Kimmich kürzlich.

Sogar Kingsley Coman, der eigentlich nicht als Lautsprecher bekannt ist, erklärte: "Wir können noch zwei, drei Spieler holen. Wir brauchen Spieler, die Saison ist sehr lang. Wir haben gesehen, dass wir am Ende viele Verletzungen hatten." Laut Coman habe der FC Bayern mit Sané "einen Top-Spieler" verloren: "Aber ich glaube, wir haben Möglichkeiten. Ich vertraue dem Klub. Sie werden immer gute Spieler holen."

Für Transfers gibt es "keinen konkreten Zeitplan"

Die Verantwortlichen des FC Bayern wollen sich nicht unter Druck setzen lassen. "Die Transferphase beginnt ja eigentlich gerade erst", sagte Freund. "Wir sind dabei. Es gibt Gespräche. Wichtig ist, dass wir für uns das Richtige machen. Es gibt keinen konkreten Zeitplan. Aber wir sind dabei."

Sportvorstand Max Eberl reiste sogar von der Klub-WM in den USA ab, um mögliche Transfers anzuschieben. "Es hat einige Gespräche gegeben, bei denen es gut war, dass er vor Ort war. Von daher glaube ich schon, dass es etwas gebracht hat", sagte Freund.

Bayern-Boss Eberl verlässt die US

Bayern-Boss Eberl reist aus den USA ab

Der FC Bayern befindet sich aktuell zur Klub-WM in den USA – auch Sportvorstand Max Eberl begleitete das Team. Vor dem zweiten Spiel der Münchner ist er jedoch bereits wieder abgereist.

Nico Williams, Jamie Gittens & Co.: Die Transfer-Kandidaten

Der FC Bayern steckt in der Transfer-Zwickmühle. Einerseits werden Top-Spieler erwartet, sodass nicht nur die Abgänge kompensiert werden, sondern der Kader wirklich besser aufgestellt ist als in der vergangenen Saison.

Als potenzielle Kandidaten für den Flügel gelten unter anderem Nico Williams (Athletic Bilbao), Bradley Barcola (Paris Saint-Germain), Jamie Gittens (Borussia Dortmund), Cody Gakpo (FC Liverpool), Rafael Leão (AC Mailand), Gabriel Martinelli (FC Arsenal) und Ritsu Doan (SC Freiburg).

Andererseits muss der FC Bayern die Finanzen im Blick behalten. Betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/24 der Konzerngewinn nach Steuern noch 43,1 Millionen Euro, ist die Situation im aktuellen Geschäftsjahr eine andere. Laut einem Bericht der "Sport Bild" wurde zu Jahresbeginn in Direktoren-Meetings und internen Mails ein deutliches Minus im zweistelligen Millionen-Bereich prognostiziert.

Immerhin: Durch neue Werbe-Partner, die Einnahmen von der Klub-WM und dem Verkauf von Tel wurde dies abgewendet. Dennoch wird in München genau auf das Geld geschaut.

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Rummenigge kritisiert die hohen Gehälter

Der frühere Vereinsboss Karl-Heinz Rummenigge, der heute im Aufsichtsrat sitzt, erklärt im Interview mit der "Welt am Sonntag": "In den vergangenen Jahren ist bei uns viel Geld ausgegeben worden. Das hat dazu geführt, dass auch der FC Bayern jetzt etwas auf das Geld schauen muss. Das mussten wir über ein Jahrzehnt lang nie. Wir haben immer Umsatzrekorde erzielt und sogar während der Pandemie einen Gewinn ausweisen können."

Das Hauptproblem seien nicht die hohen Ablösen, sondern die Gehaltszahlungen: "In Sachen Gehälter unserer Spieler haben wir – das muss man selbstkritisch sagen – etwas grosszügig gearbeitet."

Der neunköpfige Aufsichtsrat, dem unter anderem auch Uli Hoeness angehört, muss grosse Investitionen (z.B. kostspielige Transfers) absegnen. Rummenigge erklärt: "Uli und ich wollen im operativen Bereich gar nicht reinreden. Wir wollen nur vor Fehlern bewahren. Denn Fehler – gerade im finanziellen Bereich – können heute enorme Folgen haben. Die Position, die sich der FC Bayern in den vergangenen 50 Jahren erarbeitet hat, ist nicht in Stein gemeisselt."

Eberl und Freund stecken also in einer echten Transfer-Zwickmühle. Einerseits sollen sie den Kader verstärken, andererseits nicht zu viel Geld ausgeben. Dies ist ein Spagat, der im heutigen Fussball nur schwer zu meistern ist.

Verwendete Quellen

  • Welt am Sonntag (22.06.2025): Bei den Gehältern waren wir etwas grosszügig
  • Sport Bild (26/2025): Bayerns Kampf um die Zukunft
  • Presserunde nach dem Spiel Bayern MünchenBenfica Lissabon