Ikonen-Kahlschlag bei RTL, Jury-Klamauk beim ESC und Calvin Kleinen mit Fünffachdienst in der Horizontalen – diese Woche serviert der "Satirische Wochenrückblick" wieder feinstes Trash-TV-Gourmetmenü mit einem Schuss Zarrella und einem geplatzten Brustimplantat.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Herzlich willkommen zur Celebrity-Kolumne der Herzen. Als Carrie Bradshaw des Trash-TV habe ich mal wieder keine Kosten, Mühen und Lähmungserscheinungen am Zentralhirn gescheut, um die eindrücklichsten Promi-News der Woche qualitäts-kuratiert aufzubereiten.

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Los ging es natürlich mit dem Ikonen-Kahlschlag bei RTL. Der Kölner Spartensender für Promi-Resozialisierungsformate verkündet am selben Tag das Aus für die erst seit einigen Monaten laufende, grossspurig angekündigte und mit hohen Erwartungen neu gestartete Stefan Raab Show mit dem etwas sperrigen Namen "Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab“ und für Dieter Bohlens drittliebstes TV-Kind nach "Deutschland sucht den Superstar" und "Thomas Anders und Nora - die Doku": das "Supertalent".

Insgesamt keine gute Woche für den Ex-ProSieben-Star Stefan Raab, der im vergangenen Jahr mit einem spektakulären TV-Comeback (ausgerechnet bei RTL, dem grössten Konkurrenten von ProSieben) für Furore und – zumindest einige Wochen – auch für vertretbare Quoten sorgte. Die letzten sieben Tage allerdings waren für Raab etwa so erfolgreich, wie die Zweitligasaison für Schalke 04: Viel zu viel Geld für viel zu wenig Leistung und mit der Spitzengruppe nicht mal annähernd etwas zu tun.

Denn kurz nachdem RTL zähneknirschend das Jahrhundertformat doch wieder aus dem Programm werfen musste, weil es im Prinzip auch nicht mehr Zuschauer anlockte, als wenn man einfach nur vier Stunden lang einen Kamerapraktikanten mit einer Webcam Julian F.M. Stoeckel hinterherlaufen lassen würde, setzte Raab auch noch den ESC in den Sand.

Österreich, 12 Points (von den Jurys)

Der einst als Grand Prix Eurovision de la Chanson berühmt gewordene internationale Gesangswettbewerb, aus dem bereits Weltkarrieren wie die von ABBA, Udo Jürgens, Vicky Leandros, Johnny Logan oder Céline Dion hervorgingen (und dann noch Lena Meyer-Landrut und Nicole), ist inzwischen zu einem leicht überwokierten Schaulaufen für die den jeweiligen Diversity-Kompass der teilnehmenden Länder mutiert.

Kein Wunder also, dass in der deutschen Jury "Stars" wie Eko Fresh die Punkte verteilen. Man schickt eben immer die Creme de la Creme der landeseigenen Musikhelden – und Menderes Bağcı hatte vermutlich keine Zeit. Trainiert vielleicht mit Thorsten Legat für irgendeinen Reality-Triathlon.

Das jedenfalls war erstmal ein Paukenschlag. Das Aus für Raab, das Aus für Bohlen. Wenn Deutschland auf der Flughöhe weiter seine Megastars absetzt, wäre der nächste Cancel-Kandidat eigentlich nur noch diese Kolumne. Lesen Sie also schnell zu Ende, bevor der Text hier womöglich gleich einfach weg ist.

Um der Informationspflicht für seriöse VIP-Berichterstattung gerecht zu werden, hier noch schnell das offizielle Endergebnis: Beim ESC, der am Samstag durch die Wohnzimmer der westlichen Welt tobte, gewann Österreich das Jury-Votum, Israel überraschend eindeutig das so genannte Popular Vote, das Zuschauer-Voting. In der Addition lag Österreich vorne, denn der ESC ist zwar ein Massenphänomen, das letzte Wort über den Sieg verblieb aber bei den Superexperten (Eko Fresh, Sie erinnern sich) und nicht beim Zuschauer-Proletariat.

Hier zeigt sich mal wieder, dass der ESC zwar Traumquoten einfährt (allein in Deutschland über 9 Millionen Zuschauer!), die verantwortlichen TV-Institutionen mit ihren Jurys aber keinerlei Gespür dafür haben, was der Mehrheit gefällt.

Raab zum Abschied leise Servus

Stefan Raab übrigens wurde beim ESC in Basel mit Deutschland am Ende Fünfzehnter. Da gab es schon deutlich schlechtere Jahre, nach einem Sieg mit Lena und einem fünften Platz sowie legendären Auftritten von Guildo Horn und sich selbst ("Wadde Hadde Dudde Da") hatte man von Stefan Raab allerdings auch hier deutlich mehr erwartet.

Das muss man auch erstmal schaffen. In nur einer Woche sowohl RTL als auch die ARD gegen die Wand fahren. Da RTL ihn mit einem opulenten 5-Jahres-Vertrag ausgestattet hat, gegen den der 5-Jahres-Vertrag von Jude Bellingham bei Real Madrid eine bessere Aufwandsentschädigung sein soll, wird man ihm in Köln-Deutz im Herbst nochmals eine weitere Chance geben, die Zuschauerherzen zurückzuerobern.

Dass Raab auch nochmals zum ESC zurückkehren wird, ist jedoch eher unwahrscheinlich. ARD-Programmdirektorin Christine Strobel hatte bereits im Vorfeld der Veranstaltung zu Protokoll gegeben, dass man einen Sieg erwarte und das Konzept mit Raab auf Eis gelegt werde, wenn dieser nicht herausspringt.

Da sich aber das Volk offenbar nicht mehr für Stefan Raab interessiert, möchte ich ebenfalls schnell alternative Themen aus der Promiwelt der vergangenen Woche ins Spiel bringen, um nicht auf dem abgelaufenen Raab-Ticket am Ende ebenfalls in Quotenprobleme zu stürzen.

Da wäre beispielsweise der Stefan Raab der Nachrichtensprecher, über den dieser Tage zu lesen war: "Constantin Schreiber verlässt die Tagesschau!" Sapperlot. Die Tagesschau ist jetzt also wieder Single. Also nicht wundern, wenn beim Swipen auf Tinder demnächst eine blaue Weltkarte auftaucht.

Wagt man sich auf internationales Parkett, erfährt man beispielsweise von diesem Vorhaben: "Kylie Jenner will bei Verlobungsring von Timothée mitreden!" Ich nehme an, das lässt sich einrichten. Spätestens, wenn er ihn rausholt (also, den Ring), müsste sie beispielsweise spätestens etwas sagen.

Ganz so einfach sieht es beim offenbar umfangreich in Sexualverbrechen verstrickten P. Diddy nebst Anhang nicht aus: "Trotz Prozess: Diddys Zwillingstöchter feiern Abschlussball!" Das ist natürlich skandalös, wo doch jeder weiss: Wenn der Vater vor Gericht steht, müssen die Töchter ihren Abschlussball absagen! So will es das Gesetz.

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Da lachen nicht mal Fans von Chris Tall

Calvin Kleinen fährt diese Woche mit folgender Enthüllung landesweiten Respekt von allen Kleinstadt-Discoschönlingen und Grossstadt-Machos ein: "Sex-Beichte: Calvin Kleinen hatte fünf Frauen in einer Nacht!" Wie er es geschafft hat, bei der Schnelligkeit deutscher Meldeamt-Behörden in nur wenigen Stunden Termine für mindestens fünf Hochzeiten und vier Scheidungen zu erhalten, verrät er nicht. Und das auch noch nachts. Ein Tausendsassa, nicht nur in den Lenden.

Weniger erotisch geht es dagegen aktuell bei Landwirte-Heiratsvermittlerin Inka Bause zu: "Inka Bause kritisiert Oliver Pochers Ozempic-Entscheidung!" Verständlich. Der Ex-Mann von Amira Aly hatte zuletzt bekannt gegeben, mit Hilfe der sagenumwobenen Abnehm-Spritze zweistellige Kilobeträge von seinem Fettkonto transferiert zu haben. Das kommt natürlich nicht gut an bei Inka Bause. Wo sich die beiden schon eine Frisur teilen, hält sie es für unangebracht, die gemeinsame Figur nun aufzugeben.

Ebenfalls mit ihrem Körper hadert Laura Müller, die Ehefrau von Schlager-Virologe Michael Wendler: "Nach zwei Kids: Laura Müller möchte ihre Brüste operieren!" Ich kann verstehen, dass nach Aussagen wie "Im September 2021 sind alle Geimpften tot" der Geldhahn bei den Wendlers etwas weniger sprudelt als die Fantasie von Evgeny Vinokurov, aber ich würde dennoch dringend raten, nicht selbst Hand anzulegen, sondern stattdessen doch über das Hinzuziehen eines ausgebildeten Chirurgen nachzudenken.

Evgeny Vinokurov übrigens, perfekte Überleitung zum nächsten Promi-Skandal, ist Profitänzer bei "Let's Dance" und plauderte diese Woche aus, er hätte bei der 2022er Staffel mit seiner damaligen Promi-Partnerin Cheyenne Ochsenknecht geknutscht und ihr an die Silikonbrüste gefasst. Als ihm kurz nach dieser Beichte einfiel, dass Cheyenne auch damals schon mit ihrem heutigen Ehemann liiert war, zog er die Notbremse, bestritt seine eigenen Aussagen und gab an, das alles sei "nur ein Spass" gewesen. Ja. Sehr lustig. Da lachen nicht mal Fans von Chris Tall.

Das bringt mich jedes Mal auf die Romina Palm

Auch GNTM-Finalistin Romina Palm, die 2021 trotz eines Nichtgardemasses von 1,68 Metern Viertplatzierte bei Heidi Klums Hunger Games wurde, taucht diese Woche wieder im Promi-Schlagzeilenzirkus auf: "Darauf freut sich Romina Palm nach Geburt!" Mein Tipp dazu ist: auf ihr Baby. Ich weiss, ziemlich verwegen, oder? Probleme ganz anderer Art hat Sänger/Schauspieler/Ariane-Grande-Fan The Weeknd. Über ihn müssen wir lesen: "The Weeknd erwägt, seinen Künstlernamen abzulegen!" Das ist natürlich eine brisante News. Ich kann mir kaum vorstellen, dass er unter seinem bürgerlichen Namen "Das Wochennd" weiter so fulminant Karriere machen kann.

Unter dem Zeichen der Lerneffekte dagegen stand die VIP-Schlagzeile der Woche aus dem Hause Zarrella: "Das lernte Giovanni Zarrella in der Pizzeria seiner Eltern". Da würde ich vermuten: 500 g Mehl, ein Würfel Hefe, 1 TL Zucker, 300 ml Wasser, 1 Prise Salz, 2 EL Olivenöl und Hartweizengriess für die Arbeitsfläche - das wäre schon mal eine gute Grundlage für einen gelungenen Pizzateig. Weniger um Geschmacksexplosionen, sondern mehr um Explosionen im ... ach, lesen Sie selbst: "Brustimplantat geplatzt: Diese Symptome hat Jana-Maria Herz!" Ich bin keine Ärztin, aber ich nehme an: Ein geplatztes Brustimplantat? Falls hier ein plastischer Chirurg mitliest: Gerne eine kurze Erklärung, welche anderen Symptome es bei einem geplatzten Brustimplantat theoretisch noch geben könnte, gerne per Mail an 800mlKochsalzloesung@web.de.

Eine gute Promi-News gibt es dann abschliessend auch noch für Netflix, Apple TV, Amazon Prime, Joyn und Disney Plus: "Felix Lobrechts Film "Sonne und Beton" kann gestreamt werden!" Aufatmen in der Streaming-Branche. Wo es doch so viele Filme gibt, die nicht gestreamt werden können, beispielsweise weil sie auf einer Super-8-Kamera gedreht wurden und der Regisseur sich weigert, sie digitalisieren zu lassen, eine wohltuende Seltenheit. Empörend ist in diesem Kontext lediglich: Diese wöchentliche Spitzenkolumne kann immer noch nicht gestreamt werden. Schreiben Sie da ruhig mal an Netflix! Ich zähle auf Sie! Bis kommende Woche!