Strauchelt der VfL Wolfsburg weiter? Wird ein Aufsteiger zur grossen Überraschung? Welche Spielerinnen sollten Sie im Blick behalten? Die grosse Vorschau auf die Bundesliga der Frauen 2025/26.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Justin Kraft sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Die neue Saison der Frauen-Bundesliga startet am Freitag. Während es an der Spitze enger werden könnte, könnte ein Aufsteiger zur grossen Überraschung werden.

Um 18:30 Uhr eröffnen Eintracht Frankfurt und die SGS Essen die neue Bundesliga-Saison bei den Frauen. In München kommt es bereits am Tag darauf zu einem Ligarekord: 50.000 Tickets wurden für das Duell des FC Bayern mit Bayer Leverkusen schon verkauft.

Einige Dinge sind neu, andere bleiben wohl wie sie sind. Hier kommt die grosse Vorschau auf die neue Saison – mit den Favoriten, Abstiegskandidaten und Spielerinnen, die Sie auf jeden Fall im Auge behalten sollten.

Der grosse Favorit: FC Bayern München

Wenn alles normal verläuft, wird der FC Bayern München auch in dieser Saison nicht zu schlagen sein. Zwar gibt es eine grosse Unbekannte durch den Trainerwechsel, aber die Vorbereitung hat gezeigt, dass dieses Team nicht so leicht aus der Bahn zu werfen ist.

José Barcala knüpft an viele Dinge seines Vorgängers Alexander Straus an. Die Bayern spielen immer noch sehenswerten und dominanten Ballbesitzfussball. In Details wirkt das Spiel etwas vertikaler und flügellastiger.

Selbst wenn es noch etwas dauern sollte, bis auch die Feinheiten sitzen, hat der FCB nicht nur den besten Kader, sondern auch Spielerinnen, die bereits seit vielen Jahren zusammenspielen. Diese Kombination wird nur schwer zu schlagen sein.

Das Rennen um die Champions League: Spannender als gedacht?

Spannend wird, wer überhaupt im Ansatz mit den Bayern mithalten kann. Eintracht Frankfurt hat erstmals seit vielen Jahren einen grossen Umbruch zu bewältigen. Mehrere Schlüsselspielerinnen wie Stina Johannes, Barbara Dunst, Lara Prašnikar, Sophia Kleinherne oder Sara Doorsoun haben die SGE verlassen. Die grösste Stärke der vergangenen Jahre fällt damit weg: Rhythmus durch Stabilität.

Verpflichtet wurden immerhin Spielerinnen wie Rebecka Blomqvist, Erëlete Memeti oder Amanda Ilestedt. Aber reicht das, um so stark zu sein wie im Vorjahr?

Auch der VfL Wolfsburg musste zahlreiche Abgänge hinnehmen. Auf der Zugangsseite stehen zwar Talente wie Cora Zicai, aber bereits im Supercup zeigte sich, dass es fussballerisch ein sehr weiter Weg ist, um zu alter Stärke zurückzufinden.

Das wiederum ist die Chance für die Herausforderer dahinter. Bayer Leverkusen hat mit Carlotta Wamser, Vanessa Fudalla oder Valentina Mädl interessante Spielerinnen unter Vertrag genommen und gleichzeitig kaum welche abgegeben. Auch die TSG Hoffenheim will nach enttäuschenden Jahren wieder angreifen. Hinzu kommen ambitionierte Klubs wie der SC Freiburg, RB Leipzig oder …

Die grosse Überraschung? Union Berlin rüstet auf

Union Berlin. Ja, richtig! Gerade erst aus der 2. Bundesliga ins Oberhaus aufgestiegen, wollen die Köpenickerinnen direkt durchstarten. Es ist absehbar, dass sie wenig mit dem Abstieg zu tun haben werden.

Sophie Weidauer, Tanja Pawollek, Anna Aehling, Samantha Steuerwald, Eileen Campbell und einige andere – Union hat Spielerinnen verpflichtet, die entweder sehr entwicklungsfähig oder erfahren oder sogar beides sind. Der Kader hat sich enorm verbessert, die Atmosphäre an der Alten Försterei ist besonders und der Klub gewillt, den Weg konsequent nach oben zu gehen.

Ob es in dieser Saison schon für die ganz grosse Überraschung reicht, bleibt abzuwarten. Sie werden es vielen Erstligisten aber sehr schwer machen.

Das ist neu: Aufstockung und grosse Namen

Neu ist in dieser Saison, dass die Bundesliga mit 14 Teams in die Saison geht statt mit zwölf. Mit dem 1. FC Nürnberg, dem Hamburger SV und eben Union Berlin sind drei Klubs aufgestiegen, die viele Fans mitbringen und klangvolle Namen haben.

Allein das macht die Liga schon deutlich attraktiver. Andererseits muss sich zeigen, wie sich die Aufstockung im Saisonverlauf bemerkbar macht. In den Vorjahren gab es gerade in der Schlussphase zu wenig Spannung, weil die wichtigsten Entscheidungen schon vor dem letzten Spieltag gefallen waren.

26 Spieltage bedeutet: Mehr Zeit für die Bayern, ihren Vorsprung auszubauen. Mehr Zeit, in der eher chancenlose Teams den Anschluss im Abstiegskampf verlieren könnten. Die Aufstockung ist konsequent und richtig. Mittelfristig muss die Liga aber einen Weg finden, dass mehr Mannschaften in wichtige Entscheidungen involviert werden. Sei es durch mehr Abstiegsplätze oder durch zusätzliche Europapokalplätze und/oder neue Europapokalwettbewerbe.

Der Abstiegskampf: Hat Jena eine Chance?

Da es eine grosse Überraschung wäre, wenn Union Berlin in den Abstiegskampf involviert wäre, bleiben nur noch wenige Klubs übrig, die dafür infrage kommen. Neben den Neulingen aus Hamburg und Nürnberg ist wohl fest mit Carl Zeiss Jena zu rechnen.

Neben der SGS Essen sind sie der einzig verbliebene Klub, der nicht von einer finanzstarken Männerabteilung aus dem Profibereich profitiert. Die Männer von Jena spielen in der Regionalliga. Schon in der vergangenen Saison wären die Frauen unter normalen Umständen abgestiegen.

Empfehlungen der Redaktion

Durch die Aufstockung in dieser Saison verabschiedete sich aber nur Turbine Potsdam. Jena, Nürnberg und Hamburg werden wohl vor allem um die letzten drei Plätze konkurrieren. Jedoch zeigte bereits die vergangene Saison, dass es für die restliche Liga kein Selbstläufer ist. Auch der 1. FC Köln oder Essen könnten schnell in eine missliche Lage geraten.