Die Spitze bleibt eng zusammen, die Aufsteiger überzeugen weiterhin und in Frankfurt muss man sich langsam Sorgen machen. Das Wichtigste zum 4. Spieltag.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Justin Kraft sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Während sich der FC Bayern München nach leichtem Schwächeln zurückmeldet, meldet sich der 1. FC Köln zum ersten Mal an. Der VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen siegen weiter, Hoffenheim und Frankfurt patzen erneut.

Auch am 4. Spieltag gab es wieder einige Überraschungen – und vor allem die Aufsteiger bringen weiter frischen Wind in die Liga. Hier kommt das Wichtigste zur ersten englischen Woche in der Frauen-Bundesliga.

Der Doppelschlag: Köln meldet sich in der Bundesliga an

Viel Potenzial, bemerkenswert wenig Ertrag – unter diesem Motto liefen die letzten Jahre beim 1. FC Köln. Und auch der Start in die Saison 2025/26 lief ernüchternd. Drei Niederlagen, 1:5 Tore und selbst der eigentlich gute Auftritt gegen den VfL Wolfsburg wurde nicht belohnt. In letzter Sekunde gelang dem Favoriten der Siegtreffer.

Auswärts bei der SGS Essen standen die Kölnerinnen nun aber vor einer sehr wichtigen Aufgabe: Sie mussten gewinnen. Eine weitere Enttäuschung gegen die schwach in die Saison gestarteten Essenerinnen wäre für die Moral fatal gewesen. Umso befreiender war der frühe Doppelschlag von Sandra Jessen. Nach 14 Minuten stand es schon 2:0 für die Gäste aus Köln.

Sandra Jessen
Sandra Jessen brachte den 1. FC Köln früh in Führung. © picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS/BEAUTIFUL SPORTS/Wunderl

Und auch wenn Essen durch Shari Van Belle nochmal verkürzen konnte, zeigte der FC eine souveräne Defensivleistung, konnte offensiv zudem den einen oder anderen Akzent setzen. Für die Kölnerinnen vielleicht der späte Auftakt in die noch junge Saison.

Wilde Wölfe: Kann sich Wolfsburg stabilisieren?

Wichtig war dieser Spieltag auch für den VfL Wolfsburg. Das Team von Stephan Lerch gewann gegen formstarke Bremerinnen mit 4:2. Ein Ergebnis, das am Ende deutlicher wirkt, als es der Spielverlauf war. Denn dem VfL geht die Stabilität über 90 Minuten hinweg weiterhin ab.

Dabei lief es offensiv über weite Strecken besser als in den vorangegangenen Partien. 27 Flanken waren laut dem Datenportal "FBref" deutlich weniger als der bisherige Saison-Durchschnitt von 35. In den ersten drei Partien waren die hohen Hereingaben eher ein Zeichen der fehlenden Kreativität. Zumal viele von ihnen ins Nichts gingen.

Gegen Bremen flankte Wolfsburg ausgewählter und fand auch über die Halbräume und das Zentrum hin und wieder Räume hinter der gegnerischen Abwehrkette. Mit aktuell zwölf Saisontoren stellt man die beste Offensive der Liga. Aber der VfL tut sich schwer damit, Spiele zu kontrollieren. Sowohl das teils unsaubere Passspiel, als auch grosse Abstände in der Positionierung erschweren notwendige Ruhephasen in Ballbesitz.

Werder hatte zu viele Spielanteile und theoretisch auch zu viele Möglichkeiten, die Partie doch nochmal in die eigene Richtung zu drehen. Bisher sieben Gegentreffer unterstreichen zudem, wie anfällig Wolfsburg defensiv ist. In jedem Spiel kassierte man mindestens ein Tor. Bei allem Respekt vor dem punktetechnisch guten Saisonstart bleiben bisher mehr Fragen als Antworten.

Eiskalt: Nürnberg schockt die TSG Hoffenheim

Fragen haben sich nun auch bei der TSG Hoffenheim ergeben. Zum Beispiel folgende: Wie viel des starken Saisonstarts ist auf die überragende Form von Selina Cerci und Melissa Kössler zurückzuführen? Bei der jüngsten Niederlage in Bremen (1:2) sowie dem 1:1 am Mittwochabend gegen den 1. FC Nürnberg hatte man zwar die besseren Torchancen, doch von der Spielfreude der ersten beiden Spiele war deutlich weniger zu sehen.

Nürnberg schockte Hoffenheim spät. © picture alliance / HMB Media/Hendrik Hamelau

Zahlreiche Ballverluste ermöglichten es beiden Gegnern, sich Spielanteile und eigene Chancen zu erarbeiten. Was besonders gegen einen Aufsteiger eher nicht passieren sollte. Je länger es 0:0 stand, desto nervöser wurden die Hoffenheimerinnen in ihrem Spiel. Das nutze der FCN schliesslich für den vermeintlich finalen Nadelstich: In der 86. Minute traf Sanja Homann eiskalt zur Führung.

Zugutehalten muss man Hoffenheim, dass sie es immerhin noch geschafft haben, in der sechsten Minute der Nachspielzeit durch die gerade eingewechselte Franziska Harsch den Ausgleich zu erzielen. Für die eigenen Ansprüche war und ist das dennoch zu wenig.

Wie ein Spitzenteam: Leverkusen schlägt Frankfurt

Bayer Leverkusen wird seinen Ansprüchen indes vollkommen gerecht. Bis auf die Auftaktniederlage beim FC Bayern München in der Allianz Arena gab es ausschliesslich Siege. Gegen Eintracht Frankfurt untermauerte die Werkself vor allem im ersten Durchgang, dass sie dieses Jahr zu den klaren Mitfavoritinnen auf die Champions-League-Plätze zählt.

Leverkusen startete dominant, passsicher und offensiv durchschlagskräftig – rund um eine Vanessa Fudalla, die nicht nur die zwei Tore für Bayer erzielte, sondern auch darüber hinaus bei vielen Angriffen ihre Füsse im Spiel hatte. Es scheint, als kämen die Neuzugänge von Woche zu Woche immer besser in Fahrt.

In Fahrt kam auch Eintracht Frankfurt nach schwachem Beginn nochmal. Rebecka Blomqvist, die immer mehr zur Lebensversicherung der SGE wird, traf noch vor der Pause zum Anschluss. Doch wie schon in den Vorwochen bekamen die Frankfurterinnen ihre Bemühungen nicht mehr ausreichend mit Struktur auf den Rasen. Die Form des Teams von Niko Arnautis ist durchaus besorgniserregend. Auch wenn in der Bundesliga mit vier Punkten Abstand nach ganz oben noch nicht viel verloren ist.

Während Leverkusen sich weitestgehend wie ein Spitzenteam präsentiert, fehlt den Frankfurterinnen aber in allen Bereichen zu viel, um derzeit als solches zu gelten.

Bundesliga: Und sonst so?

Der FC Bayern ist nach dem 4:0-Sieg gegen den SC Freiburg zurück an der Tabellenspitze und konnte das 0:0 gegen Jena am vergangenen Wochenende wiedergutmachen. Auch Union Berlin ist weiterhin siegreich, holte mit dem 2:1 in Jena seinen zweiten Saisonsieg und steht bereits jetzt bei starken sieben Punkten.

Für den Hamburger SV langte es in einem sehr ereignisarmen und teils zähen Spiel in Leipzig zum ersten Saisonsieg. Spät erzielte Lotta Wrede mit einer sehenswerten Einzelaktion das goldene Tor zum 1:0-Endstand für den HSV, der abermals zeigte, wie stabil er verteidigen kann.

Interessantes gab es zudem neben dem Platz: Der DFB hat verkündet, dass er die historischen Daten der Frauen-Bundesliga erstmals vollständig verfügbar digitalisiert hat. Dabei wurden unter anderem die zunächst nicht vorhandenen Spieldaten der Jahre 1990 bis 1997 rekonstruiert. Ein grosser Schritt nach vorn, wenn es um die Sichtbarkeit und Berichterstattung rund um diese Liga geht.

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Bundesliga: Wie geht es jetzt weiter?

Am kommenden Wochenende findet die erste Runde des DFB-Pokals statt. Erst am 3. Oktober rollt der Ball wieder in der Bundesliga. Unter anderem kommt es zum Aufeinandertreffen zwischen Bayern und Bremen. Die Partien des 5. Spieltags im Überblick:

  • Eintracht Frankfurt vs. Carl Zeiss Jena (Freitag, 3. Oktober, 18.30 Uhr)
  • SGS Essen vs. VfL Wolfsburg (Samstag, 4. Oktober, 12.00 Uhr)
  • FC Bayern vs. Werder Bremen (Samstag, 14.00 Uhr)
  • Union Berlin vs. SC Freiburg (Sonntag, 5. Oktober, 14.00 Uhr)
  • 1. FC Nürnberg vs. RB Leipzig (Sonntag, 16.00 Uhr)
  • 1. FC Köln vs. Bayer Leverkusen (Sonntag, 18.30 Uhr)
  • Hamburger SV vs. TSG Hoffenheim (Montag, 6. Oktober, 18.00 Uhr)